Eine Prophetin tippte besonders weise – und holte 18 von 20 möglichen Punkten: USK-Chefin Elisabeth Secker ist die GamesWirtschaftsWeise 2023.

Vorhersagen sind schwierig – vor allem, wenn sie die Zukunft betreffen. Diese Gewissheit hat mehr als 130 Expertinnen und Experten nicht davon abgehalten, im Januar 2023 eine Prognose zu wagen, wie das bevorstehende Spiele-Jahr laufen könnte.

Jetzt liegen die Ergebnisse vor: Von den 20 vorgegebenen Thesen haben sich 10 bewahrheitet, 10 weitere Szenarien sind bis Ende 2023 nicht oder noch nicht eingetroffen – im Einzelfall war es denkbar knapp, wie die nachstehende Auswertung zeigt.

Anders als in den Vorjahren gibt es diesmal kein dichtes Gedränge auf dem Siegertreppchen, was daran liegt, dass eine fünfköpfige Spitzengruppe ein besonders gutes Gespür an den Tag legte.

Die Siegerin lag in nur zwei Fällen daneben – ein außergewöhnlich grandioser Wert: USK-Geschäftsführerin Elisabeth Secker gewinnt das Tipp-Spiel mit 18 von 20 möglichen Punkten. Die Silber-Medaille geht an Podcaster und Journalist André Peschke mit 17 Punkten. Den 3. Platz teilt sich im weitesten Sinne der Branchenverband Game: Geschäftsführer Felix Falk, Politik-Netzwerkerin Maren Raabe und Vorstandsmitglied Christian Kluckner (gleichzeitig Chef bei Chimera Entertainment) holen jeweils 16 Punkte und damit Bronze – allen herzlichen Glückwunsch!

Acht weitere Weise schafften immer noch sehr gute 15 von 20 Punkten und verpassten die Medaillen-Ränge nur um Haaresbereite. Der Punkte-Schnitt lag diesmal im Übrigen bei 11,5 (unter Berücksichtigung der Enthaltungen).

18 richtige Prognosen:
Elisabeth Secker, Geschäftsführerin der Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK)

17 richtige Prognosen:
André Peschke, Journalist und Podcaster

16 richtige Prognosen:

• Felix Falk, Geschäftsführer des Branchenverbands Game
• Christian Kluckner, Gründer des Münchener Studios Chimera Entertainment
• Maren Raabe, Leiterin Politische Kommunikation beim Branchenverband Game

15 richtige Prognosen:

• Dennis Brammen, YouTuber und Social-Media-Star (Team PietSmiet)
• Fabian Döhla, Head of PR bei CD Projekt Red
• Florian Emmerich, Head of PR bei THQ Nordic
• Michael Haenisch, Gründer von Freaks 4U Gaming
• Hendrik Lesser, Gründer von Remote Control Productions
• Kristian Metzger, Gründer von Stratosphere Games
• Dieter Schoeller, Gründer und Geschäftsführer von Headup
• Christian Szymanski, Geschäftsführer von ComboStrike

14 richtige Prognosen:

• Tamara Berger, Head of PR & Marketing bei Toplitz Productions
• Stefan Dettmering, Gründer der Agentur BXDXO
• Tim Endres, Director Gamescom bei der Koelnmesse
• Carsten Fichtelmann, Gründer von Daedalic Entertainment
• Manuel Fritsch, Journalist und Podcaster (Insert Moin)
• Frederik Hammes, Geschäftsführer von Travian Games
• Benjamin Lochmann, Gründer von Pixel Maniacs
• Dieter Marchsreiter, Gründer von Marchsreiter Communications
• Prof. Dr. Christian Rauda, Rechtsanwalt
• Mikkel Robrahn, Business Development Manager bei Yvolve
• Martin Schneider, Chief Commercial Officer bei Misc Games
• Jan Theysen, Gründer von King Art Games
• Michael Trier, Director Public Relations bei Ranieri Gaming
• Cigdem Uzunoglu, Geschäftsführerin der Stiftung Digitale Spielekultur
• Stefanie Waschk, Geschäftsführerin des Fusion Campus
• Joannis Xenakis, Games-Referent beim FFF Bayern

Die Vorhersagen von 150 GamesWirtschaftsWeisen für das angelaufene Jahr 2024 finden Sie hier.

GamesWirtschaftsWeise 2023 – die Auflösung

 Diese Thesen sind eingetroffen 

(Prozent-Angaben = Anteil der ‚Trifft ein‘-Stimmen)

Die Gamescom 2023 begrüßt wieder mehr als 300.000 Besucher (2019: 370.000 / 2022: 265.000) – 81 %

Nach Veranstalter-Angaben kamen 320.000 Besucher zur Gamescom 2023 nach Köln.

Wirtschafts- und ‚Games-Minister‘ Robert Habeck löst sein Versprechen ein und besucht die Gamescom 2023 – 72 %

Am Gamescom-Mittwoch gegen 18:30 Uhr betrat ein bestens aufgelegter Wirtschaftsminister das Congresszentrum Nord der Koelnmesse: Nach Gruppenfoto und Eröffnungsveranstaltung traf sich Habeck mit Xbox-Boss Phil Spencer, Ubisoft-CEO Yves Guillemot, Embracer-Gründer Lars Wingefors und weiteren Top-Managern zum Dinner. Am Vormittag des Folgetags unternahm der Vizekanzler den traditionellen Messerundgang und verteilte zum Abschluss Förder-Schecks.

Grünes Licht von den Kartellbehörden in der EU, in UK und USA: Microsoft darf Activision-Blizzard übernehmen (ggf. mit Auflagen) – 70 %

Fast zwei Jahre lang hat Microsoft um Activision Blizzard gekämpft und unterwegs viele Zugeständnisse gemacht. Seit Oktober ist der Deal vorerst unter Dach und Fach. Bereits im Januar, also nur drei Monate später, bekamen 1.900 Beschäftigte die befürchteten Folgen dieser XXL-Übernahme zu spüren – in Form von Kündigungen.

Mindestens zwei der 50 größten Publisher / Studios Deutschlands (nach Umsatz / Mitarbeitern) werden mehrheitlich von einem nationalen oder internationalen Unternehmen übernommen – 70 %

Los ging es im März: The Sandbox griff beim Hamburger Studio Sviper (Super Spell Heroes) zu. Im April kaufte dann die schwedische Jumpgate AB das Hannoveraner Studio Nukklear (Comanche, Dune: Awakening). Im selben Monat hat Independent Arts – einer der ältesten Spiele-Entwickler des Landes – das Angebot von Astragon Entertainment angenommen. Und im Juli folgte die größte Übernahme des Jahres, wenngleich der Vorgang nur von wenigen bewusst wahrgenommen wurde: Der US-Publisher Take-Two schluckte das Berliner Mobilegames-Studios Popcore – kolportierte Bewertung: sagenhafte 200 Mio. €.

Das meistverkaufte PC-/Konsolenspiel 2023 in Deutschland heißt EA Sports FC 24 – 66 %

Was sonst? Okay, Hogwarts Legacy vielleicht. Im Schlussspurt lag EA Sports FC 24 trotzdem europaweit vorne, auch in Deutschland.

Mindestens fünf dieser zehn Konzerne sind mit einem eigenen Endverbraucher-Stand auf der Gamescom 2023 vertreten: Activision Blizzard, Bandai Namco, Electronic Arts, Microsoft, Nintendo, Sony Interactive, Square Enix, Take-Two, Tencent, Ubisoft – 64 %

Bandai Namco – check. Microsoft Xbox – check. Nintendo – check. Tencent (via Level Infinite) – check. Ubisoft – check. Activision Blizzard, Electronic Arts und Square Enix traten als Untermieter bei anderen Ausstellern auf – Sony Interactive und Take-Two hatten abgesagt.

Der Super Mario Bros.-Film (Kinostart: 7. April) gehört zu den zehn erfolgreichsten Filmen des Jahres (nach Besuchern) – 57 %

Knapp geschlagen von Barbie (fast 6 Mio. Besucher), aber deutlich vor den 4,2 Mio. Oppenheimer-Zuschauern: Sensationelle 5,3 Mio. Fans wollten den Super Mario Bros.-Film in den deutschen Kinos sehen. Weltweit hat das Animations-Abenteuer der Minions-Macher von Illumination weit über eine Milliarde Dollar eingespielt.

Apple kündigt eine Virtual-/Augmented-Reality-Brille an – 45 %

Deutlich über 3.000 € muss investieren, wer sich für die Apple Vision Pro interessiert. In den USA ist das Hightech-Headset seit Anfang Februar bestellbar – für den deutschen Markt gibt es noch kein Datum.

Nach den Landtagswahlen in Bremen, Bayern und Hessen findet sich der Begriff ‚Games‘ / ‚Computerspiele‘ in allen drei Koalitionsverträgen – 36 %

Auch wenn die Formulierungen wahlweise schwammig oder widersprüchlich ausfallen: In allen drei Koalitionsverträgen werden Games (und E-Sport) zumindest erwähnt.

Die Bundesrepublik Deutschland subventioniert erstmals ein Games-Projekt mit mehr als 3 Millionen € (bisheriger ‚Rekord‘: 2,6 Mio. €) – 33 %

Nur eine Minderheit hat diese kühne Vorhersage Anfang 2023 für möglich gehalten – tatsächlich gab es gleich drei Studios, die Zuschüsse von mehr als 5 Mio. € beantragt und erhalten haben: Ubisoft Mainz (5,7 Mio. €), Fishlabs (5,5 Mio. €) und Deck13 Interactive (5 Mio. €) – woraus sich Budgets jenseits von 20 Mio. € errechnen.

Derzeit sind allerdings nur noch zwei dieser drei Games in Entwicklung: Im November musste das Hamburger Embracer-Studio Fishlabs das Projekt mit dem Codenamen ‚Black‘ einstellen und die Hälfte der Belegschaft entlassen.

 Diese Thesen sind nicht eingetroffen 

(Prozent-Angaben = Anteil der ‚Trifft nicht ein‘-Stimmen)

E-Sport in Sportvereinen/-abteilungen wird als gemeinnützig anerkannt – 83 %

Papier ist geduldig – dies gilt auch für die vollmundigen Ankündigungen im Koalitionsvertrag der Ampel, die damit eine unrühmliche Groko-Tradition fortsetzt.

Die Kohle reicht: Es gibt keinen weiteren vorzeitigen Annahme-Stopp für die Computerspiele-Förderung des Bundes – 65 %

Hätte, hätte, Fahrradkette: Bereits im Mai 2023 waren die Fördertöpfe restlos aufgebraucht – das Wirtschaftsministerium verhängte erneut über Nacht einen Annahme-Stopp. An dieser misslichen Situation wird sich bis mindestens Ende 2024 nichts ändern.

Sony kehrt im Jahresverlauf zum ursprünglichen Listenpreis der PlayStation 5 zurück (Digital Edition 450 € > 399 € / Disc-Modell: 550 € > 499 €) – 64 %

Pünktlich zum Weihnachtsgeschäft wurde die ursprüngliche Baureihe durch ein überarbeitetes, schlankeres, leichteres Modell abgelöst. Ungeachtet vorübergehender Rabatt- und Kombi-Angebote hält Sony Interactive bis heute an der UVP der PlayStation 5 fest.

Sechs Jahre nach Markteinführung der Nintendo Switch kündigt Nintendo ein Nachfolgemodell an – 57 %

Noch hat sich Nintendo nicht zum Switch-Nachfolger geäußert – Analysten rechnen zumindest mit einer Ankündigung im laufenden Jahr.

Rockstar Games nennt einen konkreten Release-Termin für Grand Theft Auto 6 – 56 %

Immerhin: Seit Dezember gibt es einen ersten GTA 6-Trailer, der das Netz bereits in Ekstase versetzte. Doch von „konkret“ kann beim kommunizierten Release-Termin keine Rede sein: Rockstar Games peilt das Jahr 2025 an.

2022 wurden erstmals mehr als die Hälfte aller Konsolen-Spiele per Download erworben (2021: 36 % / Bekanntgabe Mitte 2023) – 55 %

Bei PlayStation 5- und Xbox-Spielen dürfte der Digital-Anteil mittlerweile längst überwiegen, auch in Deutschland – darauf deuten zumindest die Geschäftsberichte hin. Anders bei Nintendo, wo weiterhin sehr viele Switch-Spiele in physischer Form (also als Modul) gekauft werden.

Laut offizieller Marktdaten des Branchenverbands Game liegt der Download-Anteil bei Konsolenspielen (PlayStation, Xbox, Switch) nahezu unverändert bei erstaunlich niedrigen 37 Prozent. Zum Vergleich: Bei PC-Spielen sind es 97 Prozent.

Unter den 20 meistverkauften PC- und Konsolenspielen des Jahres 2023 befindet sich mindestens ein Spiel aus Deutschland, Österreich oder der Schweiz – 46 %

Die offizielle Top 20 des Branchenverbands listet ausschließlich Neuheiten mit Release 2023 – darunter die von Ubisoft Mainz entwickelte Anno 1800: Console Edition auf Platz 20. Die Fragestellung umfasst allerdings alle Games, unabhängig vom Zeitpunkt der Markteinführung – und damit auch Vorjahres-Titel (FIFA 23, Call of Duty) sowie Dauerbrenner wie Minecraft, GTA 5 oder Mario Kart 8 Deluxe.

Die zehn größten deutschen Studios beschäftigen am 31. Dezember 2023 in Summe mehr Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen als am 31. Dezember 2022 – 45 %

Unterm Strich blieben die Beschäftigtenzahlen bei den allermeisten Spiele-Entwickler halbwegs stabil – ‚halbwegs‘ deshalb, weil die Belegschaften vielerorts trotzdem schrumpften, da zum Beispiel Jobs nicht nachbesetzt oder nicht neu ausgeschrieben wurden. Ein messbarer Aufwuchs hat vor allem bei kleineren Studios stattgefunden, aber eben nicht in der Spitzengruppe.

Spätestens ab dem Frühling ließ sich die aufkommende Sturmflut erahnen, die vor allem den Standort Hamburg mit Wucht traf: Im April entließ allein InnoGames 75 der 430 Beschäftigten – im selben Monat kürzte Gamigo weitere 20 Stellen. Fishlabs und Daedalic – beide zuvor in den Top 20 – kündigten jedem zweiten Mitarbeiter.

Mitte der Gesellschaft: Der Deutsche Computerspielpreis 2023 ist am 11./12. Mai Thema in der Tagesschau (ARD / 20:15 Uhr), im Heute-Journal (ZDF / 21:45 Uhr) und/oder in den Tagesthemen (ARD / 22:15 Uhr) – 45 %

Zwar waren Nominierte und Preisträger des Deutschen Computerspielpreises über Tage hinweg Thema auf den Websites, im TV und auf den Radiokanälen von ARD und ZDF. In den Hauptnachrichten fand der DCP allerdings nicht statt.

Der Umsatz mit Games-Hard- und Software in Deutschland hat 2022 erstmals die Marke von 10 Milliarden € überschritten (Bekanntgabe im Frühjahr / 2021: 9,8 Mrd. €) – 40 %

Am Ende war es denkbar knapp: Zur 10-Millarden-Euro-Schallmauer fehlten ’nur‘ rund 130 Mio. €. Der Branchenverband beziffert den Gesamt-Umsatz 2022 in Deutschland auf 9,87 Mrd. €.