Hier werten die Experten: Die GamesWirtschaftsWeisen sagen das Spielejahr 2023 voraus – mit überraschenden Prognosen.
Diese Menschen beschäftigen Hunderte Mitarbeiter, arbeiten an PC-, Konsolen- und Mobile-Games, setzen sich in Kanzleien oder an Hochschulen tagtäglich mit Spielen auseinander, erreichen als Journalisten, Influencer oder Podcaster in Summe ein Millionenpublikum oder veranstalten Messen, Kongresse und Events: die 120 Mitglieder unseres diesjährigen Expertenrats, die ‚GamesWirtschaftsWeisen‘.
Wie bereits 2017, 2018, 2019, 2020, 2021 und 2022 haben wir auch diesmal zu Jahresbeginn das Stimmungsbild der deutschen Branche abgefragt – und zwar basierend auf 20 vorgegebenen Thesen. Die Aufgabe: einzuschätzen, ob ein Ereignis eintrifft oder nicht. Wer über Insider-Wissen verfügt oder sich nicht zu eigenen Produkten oder jenen der Konkurrenz äußern möchte (oder darf), kann sich natürlich enthalten. Dieser ‚Joker‘ wurde aber dankenswerterweise nur in Ausnahmefällen gezogen.
Besonderheit: Im Unterschied zu traditionellen Umfragen stimmt keine anonyme Masse ab. Vielmehr bleibt stets nachvollziehbar und transparent, wer sich an der Aktion überhaupt beteiligt hat (komplette Liste). Anfang 2024 wird dann ermittelt, welcher Weise sich als treffsicherster Prophet erwiesen hat.
Die Ergebnisse sind mal wieder bemerkenswert: Während es mit Blick auf die Gamescom 2023 viel Optimismus gibt, hat die Zuversicht mit Blick auf die deutsche Entwickler-Szene gegenüber 2022 messbar abgenommen. Glaubten Anfang 2022 noch 85 Prozent, dass die zehn größten Studios am Jahresende mehr Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigen, so liegt dieser Wert jetzt bei 55 Prozent. Und: Mit mindestens zwei Übernahmen deutscher Publisher/Studios rechnen nur noch 70 Prozent – vor einem Jahr waren es 91 Prozent.
Insbesondere gegenüber der Politik hat ein bemerkenswerter Vertrauensverlust stattgefunden. Zwei Drittel gehen zum Beispiel davon aus, dass selbst die aufgestockten Haushaltsmittel nicht reichen und es daher beim Wirtschaftsministerium erneut zu einem vorzeitigen Annahme-Stopp für Games-Förder-Anträge kommt. Und dass das serienmäßig gescheiterte Regierungs-Versprechen zur E-Sport-Gemeinnützigkeit umgesetzt wird, halten gerade einmal 14 Prozent für realistisch (Hintergrund).
Ein ganz großes Dankeschön allen GamesWirtschaftsWeisen, die sich in vielen Fällen bereits zum 5. oder 6. Mal die Zeit genommen haben, um bei dieser Umfrage mitmachen.
GamesWirtschaftsWeise 2023: Die Prognosen der Experten
Die wahrscheinlichsten Ereignisse aus Sicht der GamesWirtschaftsWeisen – in absteigender Reihenfolge:
- 81 Prozent: Die Gamescom 2023 begrüßt wieder mehr als 300.000 Besucher (2018: 370.000 / 2019: 373.000 / 2022: 265.000)
- 72 Prozent: Wirtschafts- und ‚Games-Minister‘ Robert Habeck löst sein Versprechen ein und besucht die Gamescom 2023.
- 70 Prozent: Grünes Licht von den Kartellbehörden in der EU, in UK und USA: Microsoft darf Activision-Blizzard übernehmen (ggf. mit Auflagen).
- 70 Prozent: Mindestens zwei der 50 größten Publisher / Studios Deutschlands (nach Umsatz / Mitarbeitern) werden mehrheitlich von einem nationalen oder internationalen Unternehmen übernommen.
- 66 Prozent: Das meistverkaufte PC-/Konsolenspiel 2023 in Deutschland heißt EA Sports FC 24.
- 64 Prozent: Mindestens fünf dieser zehn Konzerne sind mit einem eigenen Endverbraucher-Stand auf der Gamescom 2023 vertreten: Activision Blizzard ● Bandai Namco Entertainment ● Electronic Arts ● Microsoft ● Nintendo ● Sony Interactive ● Square Enix ● Take-Two Interactive ● Tencent ● Ubisoft
- 59 Prozent: Der Umsatz mit Games-Hard- und Software in Deutschland hat 2022 erstmals die Marke von 10 Milliarden € überschritten (Bekanntgabe im Frühjahr / 2021: 9,8 Mrd. €).
- 57 Prozent: Der Super Mario Bros.-Film (Kinostart: 7. April) gehört zu den zehn erfolgreichsten Neustarts des Jahres (nach Besuchern).
- 55 Prozent: Die zehn größten deutschen Studios beschäftigen am 31. Dezember 2023 in Summe mehr Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen als am 31. Dezember 2022.
- 53 Prozent: Mitte der Gesellschaft: Der Deutsche Computerspielpreis 2023 ist am 11./12. Mai Thema in der Tagesschau (ARD / 20:15 Uhr), im Heute-Journal (ZDF / 21:45 Uhr) und/oder in den Tagesthemen (ARD / 22:15 Uhr).
- 52 Prozent: Unter den 20 meistverkauften PC- und Konsolenspielen des Jahres 2023 befindet sich mindestens ein Spiel aus Deutschland, Österreich oder der Schweiz.
Die unwahrscheinlichsten Ereignisse aus Sicht der GamesWirtschaftsWeisen (Anteil der ‚Trifft ein‘-Stimmen):
- 45 Prozent: Apple kündigt eine Virtual-/Augmented-Reality-Brille an.
- 44 Prozent: 2022 wurden erstmals mehr als die Hälfte aller Konsolen-Spiele per Download erworben (Bekanntgabe Mitte des Jahres / 2021: 36 %).
- 37 Prozent: Rockstar Games nennt einen konkreten Release-Termin für Grand Theft Auto 6.
- 36 Prozent: Sechs Jahre nach Markteinführung der Nintendo Switch kündigt Nintendo ein Nachfolgemodell an.
- 36 Prozent: Nach den Landtagswahlen in Bremen, Bayern und Hessen findet sich der Begriff ‚Games‘ / ‚Computerspiele‘ in allen drei Koalitionsverträgen.
- 33 Prozent: Die Bundesrepublik Deutschland subventioniert erstmals ein Games-Projekt mit mehr als 3 Millionen € (bisheriger ‚Rekord‘: 2,6 Mio. €).
- 30 Prozent: Die Kohle reicht: Es kommt zu keinem weiteren vorzeitigen Antrags-Stopp für die Computerspiele-Förderung des Bundes.
- 29 Prozent: Sony kehrt im Jahresverlauf zum ursprünglichen Listenpreis der PlayStation 5 zurück (Digital Edition: 450 € > 399 € / Disc-Modell: 550 € > 499 €).
- 14 Prozent: E-Sport in Sportvereinen/-abteilungen wird als gemeinnützig anerkannt.