Start Wirtschaft Fishlabs: Hamburger Plaion-Studio streicht 50 Jobs (Update)

Fishlabs: Hamburger Plaion-Studio streicht 50 Jobs (Update)

5
Fishlabs zählt zu den größten Spiele-Studios in Hamburg (Abbildung: Fishlabs GmbH)
Fishlabs zählt zu den größten Spiele-Studios in Hamburg (Abbildung: Fishlabs GmbH)

Die Turbulenzen bei Embracer treffen auch den Games-Standort Hamburg hart: Die Plaion-Tochter Fishlabs baut jede zweite Stelle ab.

Update vom 28. November 2023 (21:30 Uhr): Plaion hat bestätigt, dass das für 2026 geplante Action-Spiel (Codename Project Black) eingestellt wird.

Auch in der der amtlichen Subventions-Datenbank des Bundes (in der alle geförderten Spiele aufgelistet sind) ist das Fishlabs-Spiel nicht mehr gelistet.


Fishlabs: Hamburger Plaion-Studio streicht 50 Jobs

Meldung vom 28. November 2023 (19 Uhr): Mit 100 Beschäftigten (Stand: August 2023) zählt die Fishlabs GmbH zu den 20 größten Studio-Standorten in Deutschland und zu den Top 3 in der Hansestadt Hamburg. Für das Weltraum-Action-Spiel Chorus gab es 2022 den Deutschen Computerspielpreis als ‚Bestes Deutsches Spiel‘ – und im April wurde bekannt, dass sich das Wirtschaftsministerium mit der Rekord-Summe von 5,5 Mio. € an einem neuen PC- und Konsolenspiel beteiligt.

Arbeitstitel: Project Black. Geplante Fertigstellung: Sommer 2026.

Am Abend hat nun der Münchener Mutterkonzern Plaion (gehört wie THQ Nordic zur schwedischen Embracer Group) die seit Wochen schwelenden Branchengerüchte offiziell bestätigt: Demnach kommt es bei Fishlabs zu einer „Umstrukturierung“, von der voraussichtlich 50 Stellen betroffen sind. Jeder zweite Job fällt demzufolge weg.

Die Entlassungen sind Teil eines konzernweiten Kostensenkungs-Programm, dem bereits mehrere Standorte und Projekte innerhalb der angeschlagenen Embracer Group zum Opfer gefallen sind.

Nach Unternehmensangaben habe es intensive Bemühungen gegeben, die Verkleinerung des Hamburger Studios zu vermeiden. Doch das „Ausbleiben der weiteren Genehmigung und damit die Finanzierung des unangekündigten Projekts“ (gemeint ist Project Black) hätten diesen Schritt unvermeidbar gemacht. Das verbleibende Team werde nun an anderweitigen Projekten von Plaion und Embracer mitwirken.

Aus der Stellungnahme geht nicht eindeutig hervor, ob und in welcher Form Project Black fortgesetzt wird – auch mit Blick auf bereits erfolgte und künftige Zuwendungen aus der Games-Förderung (Anfrage läuft).

Lars Janssen, Vice President Worldwide Studios & Talent bei Plaion und gleichzeitig Vorstandsvorsitzender beim Industrieverband Game: „Wir stehen gemeinsam vor einem schwierigen Moment. Jeder Einzelne bei Fishlabs war mehr als nur ein Teammitglied; sie waren ein wesentlicher Teil unserer kreativen Kraft und brachten nicht nur ihre Fähigkeiten, sondern auch ihre Leidenschaft in jedes Projekt ein. Wir sind wirklich dankbar für die Energie und die Hingabe mit denen sie unsere gemeinsamen Bestrebungen angegangen sind. Diese schmerzhafte Entscheidung spiegelt die breiteren Herausforderungen in der Spieleindustrie wider, nicht die unglaublichen Talente oder Bemühungen unseres Teams.“

Durch den Stellenabbau bei Fishlabs wird der Games-Standort Hamburg abermals hart getroffen: Im laufenden Jahr hat unter anderem Branchen-Primus InnoGames 75 der zuvor über 400 Arbeitsplätze gestrichen – bei Daedalic Entertainment wurde die interne Spiele-Entwicklung aufgelöst.

5 Kommentare

  1. Die Gamesförderung scheint das Gegenteil ihrer eigentlichen Zielsetzung erreicht zu haben, immer mehr deutsche Studios verschwinden nachdem sie große Teile ihrer Produktion durch Steuergeld finanziert haben. Vielleicht würden Mimimi, Daedelic und jetzt auch Fishlabs noch existieren, hätte es keine Förderung gegeben (da sie dann dem Markt/Erfolg angemessen natürlich gewachsen wären).

    • Bei Mimimi hat man sich wegen der mäßigen Verkaufszahlen von Shadow Gambit und der damit einhergehenden Notwendigkeit sich für das nächste Projekt wieder um Geldgeber von außen bemühen zu müssen, gegen eine Weiterführung des Studios entschieden. Einen Pitch oder Prototyp, um eine Förderung überhaupt zu beantrage gab is nicht. Ursprüngliches Ziel war es ja, die Finanzierung relativ eigenständig zu bewerkstelligen. Der Wegfall der Gamesförderung mag hier zur Entscheidung beigetragen haben, war aber nicht ausschlaggebend.
      Daedalic hat wegen seines Misserfolgs mit Gollum lediglich sein Entwicklerteam entlassen. Daedalic existiert noch, bereits erhaltene Fördergelder für das Folgeprojekt wurden zurückgezahlt. Hier stimmt ihre These also an keiner Stelle.
      Und auch Fishlabs existiert noch. Die Entlassungen folgten aus der Kombination von wegbleibender Gamesförderung und dem Sparzwang bei der Embracer Group aus bekannten Gründen. Das Ausbleiben der Gamesförderung ist also nur zum Teil verantwortlich und bedeutet auch hier nur, dass Fishlabs lediglich seine Pläne zurückfahren muss und keine Schließung des Studios.
      Vielleicht hätte eine bessere Gamesförderung bei Mimimi oder Fishlabs helfen können, dass die Gamesförderung aber nun Schuld an der Situation der Firmen hat, ist aber völliger Blödsinn, denn keines der Studios hat sein Geschäftsmodell von der Existenz der Gamesförderung abhängig gemacht..
      Man würde sich wünschen, sie hätten über ihre Thesen ein paar Sekunden länger nachgedacht. Aber sobald es ums Steuergeld geht, lässt man doch allzu gern den inneren Wutbürger raus.

    • Die Games-Förderung in Deutschland steht vor einigen Herausforderungen, die dringend angegangen werden müssen.

      Ein zentrales Problem besteht darin, dass häufig Studios gefördert werden, deren Mutterunternehmen im Ausland sitzen. Dies führt dazu, dass nach Abschluss der Entwicklung die Mitarbeiter entlassen, Zeitverträge nicht verlängert oder das Studio sogar geschlossen werden kann. Eine solche Situation, bei der deutsche Steuergelder ins Ausland fließen, bringt Deutschland langfristig keinen Vorteil.

      Um dieses Problem anzugehen, sollten meiner Meinung nach nur Studios gefördert werden, die keinem Unternehmen im Ausland angehören. Indem die Förderung auf inländische Studios beschränkt wird, kann sichergestellt werden, dass die Ergebnisse der Entwicklung auch in Deutschland bleiben und langfristig zur Stärkung der deutschen Games-Branche beitragen.

      Ein weiteres Problem mit der aktuellen Games-Förderung ist, dass die Studios, die gefördert werden, oft gigantische Umsätze durch ihre Mutterunternehmen erwirtschaften. Dies wirft die Frage auf, ob solche Studios tatsächlich auf staatliche Förderung angewiesen sind. Ein Beispiel dafür sind Embracer/Ubisoft/etc, die trotz hoher Umsätze von der Spieleförderung profitieren.

      Die Games-Förderung sollte nur an Studios vergeben werden, die ihre Mitarbeiter fair behandeln. Regelmäßige Kontrollen, ähnlich den Dopingtests im Profisport, könnten sicherstellen, dass die geförderten Studios angemessene Arbeitsbedingungen bieten und nicht die Mitarbeiter ausbeuten.

      Zusammenfassend ist es wichtig, die Games-Förderung in Deutschland zu überdenken und zu verbessern. Durch eine Fokussierung auf inländische Studios, eine Begrenzung der Förderung auf Studios mit niedrigem Jahresumsatz und die Gewährleistung fairer Arbeitsbedingungen kann die Förderung effektiver gestaltet und langfristig ein Mehrwert für Deutschland geschaffen werden.

      • Danke für den Beitrag. Gleichwohl gehört es zu den Zielen des Förderprogramms, auch internationale Investoren zu ‚motivieren‘, in Deutschland zu investieren. Die Zahl der wirtschaftlich stabilen, unabhängigen Publisher und Studios im Land (die auch mittelgroße und große Projekte stemmen können *und* wollen) ist ausgesprochen überschaubar.

  2. Und so bröckelt der Standort Deutschland weiter auseinander, nicht weil die Politik versagt hat, sondern weil Anleger und Investoren den hals nicht voll kriegen können. Am Ende rafft nicht der Mensch die (Gaming-)Welt zu Grunde sondern die Gier und der Egoismus.

    👍👍👍 für all diejenigen Vorstandschefs, Aufsichtsratsmitglieder und Investoren, die unsere einst so schöne Nerd-Kultur mit Füßen treten, 🎩 ab dafür!!

Kommentarfunktion ist geschlossen.