Zwölf Games-Wirtschaftsweise sagten das Jahr 2017 überwiegend richtig voraus.
Zwölf Games-Wirtschaftsweise sagten das Jahr 2017 überwiegend richtig voraus.

Verbands-Fusion, Gamescom, Arbeitsmarkt, Konsolen-Preise, Verkaufszahlen:  33 Games-Wirtschaftsweise hatten auf 15 Ereignisse des Jahres 2017 getippt – einige trafen gleich mehrfach ins Schwarze.

[no_toc]Kostet die Xbox One X zum Start mehr oder weniger als 450 Euro? Übertrifft die Gamescom die Vorjahresbesucherzahlen? Und beschäftigen Deutschlands Studios mehr Mitarbeiter als 2016?

Bei diesen und zwölf weiteren Thesen konnten sich die angefragten Experten entscheiden, ob sie glauben, dass diese Ereignisse eintreffen oder nicht. 33 Gründer, Firmen-Chefs, Spiele-Entwickler, Journalisten und Wissenschaftler haben im Januar 2017 mitgemacht. Jetzt liegen die Ergebnisse vor.

Den ersten Platz unter den Wahrsagern teilen sich zwei Branchenveteranen, die bemerkenswerte 11 von 15 Thesen korrekt eingeschätzt haben: Marketing Director Frieder Bartussek von der Bandai Namco Entertainment Germany GmbH („Dragon Ball Fighter Z“, „Ni No Kuni 2“) und Christopher Kassulke, Gründer des unterfränkischen Entwicklers Handy-Games. Herzlichen Glückwunsch!

Einen gemeinsamen 2. Platz belegen zwei weitere „alte Hasen“ mit jeweils zehn korrekten Tipps: Free2play-Experte Teut Weidemann und Flaregames-CEO Klaas Kersting.

Die Bronze-Medaille für neun Treffer geht an Jan Binsmaier (THQ Nordic), Event-König Stephan Reichart, Deck-13-Chef Jan Klose, InnoGames-Gründer Hendrik Klindworth, Christopher Schmitz (IO Interactive), Stefan Marcinek (Assemble Entertainment), eSports-Experte Arne Peters und King-Art-CEO Jan Theysen.

Im Schnitt lagen die Experten bei 7 von 15 Thesen richtig. Die beiden letztplatzierten Games-Wirtschaftsweisen hatten nur in jeweils drei Fällen den richtigen Riecher.

Die 2017-Prognosen der 33 Experten im Überblick.
Die 2017-Prognosen der 33 Experten im Überblick.

GamesWirtschaftWeise 2017: Die Auswertung

Diese Thesen sind eingetroffen:

2017 eröffnet mindestens ein großes internationales Games-Unternehmen eine Filiale in Deutschland mit mehr als 20 Mitarbeitern.

Die offizielle House-Warming-Party steht noch aus, doch in der neuen Ubisoft Blue Byte-Filiale in Berlin sind 2017 sind bereits die wesentlichen Vorbereitungen abgeschlossen – Standort, Struktur, Studioleitung. Auf 50 Mitarbeiter soll das Büro in den kommenden Wochen wachsen. Auch Wargaming („World of Tanks“) hat ein Mobile Hub aufgebaut – dort waren Ende 2017 bereits mehr als 25 Mitarbeiter beschäftigt.

2017 gibt es eine App, die den Download-/Umsatz-Erfolg von Pokémon Go übertrifft.

Das 2016-Sommermärchen dominierte zwar die Medien und war weltweit gesehen das am meisten heruntergeladene Spiel (sowohl iOS-Appstore als auch Google Play), doch wer die Zahlen der führenden Analyse-Tools kennt, weiß: Schon zu diesem Zeitpunkt gab es Spiele wie „Monster Strike“, „Clash of Clans“ oder „Game of War“, die deutlich höhere Umsätze auswiesen. Dieser Trend hat sich 2017 fortgesetzt – der US-Start beflügelte das Tencent-Spiel „Honour of Kings“ (alias Arena of Valor) zusätzlich. Aber: „Pokémon Go“ hielt sich auch 2017 wacker in den Top 10.

Die Gamescom 2017 übertrifft die Besucherzahl von 2016 (345.000).

Mit einem neuen Rekordergebnis von 355.000 Besuchern untermauert die Gamescom ihre Position als eine der größten Publikumsmessen in Deutschland.

Nintendo verkauft zwischen März und Dezember mehr als 200.000 Nintendo Switch-Konsolen in Deutschland (zum Vergleich: Wii U = ca. 200.000 Stück in den ersten zwölf Monaten).

Konkrete Zahlen zu einzelnen Absatzmärkten gibt Nintendo grundsätzlich nicht bekannt. Doch da mittlerweile drei Switch-Neuheiten öfter als 200.000 Mal verkauft wurden, hat der Anbieter zwangsläufig entsprechend viele Switch-Konsolen in Deutschland abgesetzt. Signalen aus dem Handel zufolge ist die Marke von 300.000 Stück schon lange deutlich überschritten.

Die Vereinbarung für den Deutschen Computerspielpreis 2018+ sieht Preisgelder vor, die über dem Niveau von 2016 (450.000 Euro) liegen.

Wenige Tage vor der Bundestagswahl haben Verbände und Politik geregelt, wie es mit dem Deutschen Computerspielpreis weitergeht. Die neue Vereinbarung beziffert das Preisgeld auf minimum 550.000 Euro – 2019 sind 650.000 Euro vorgesehen.

BIU und GAME verhandeln über eine Fusion.

Stimmt.

Diese Thesen sind nicht eingetroffen:

Red Dead Redemption 2 erscheint 2017.

Nur 7 von 33 Experten lagen hier richtig – und antizipierten völlig korrekt, dass die Gut-Dinge-will-Weile-haben-Entwickler von Rockstar Games das Wildwest-Abenteuer auf 2018 verschieben. Im Lauf des Frühlings soll es endlich soweit sein. Inzwischen gibt es einen neuen, mutmaßlich finalen Termin: 26. Oktober 2018.

Im Koalitionsvertrag der kommenden Bundesregierung ist eine Förderung für deutsche Games-Studios vorgesehen.

Kein Koalitionsvertrag – keine Förderung: Auch vier Monate nach der Wahl haben sich die Verhandler noch nicht auf eine neue Regierung verständigen können. Ob das Groko-Papier eine dezidierte Games-Förderung auf Bundesebene vorsieht, ist weiterhin offen. Die Chancen stehen aber nicht allzu schlecht.

2017 erscheint mindestens ein PC- oder Konsolenspiel made in Germany, das sich in Deutschland mehr als 100.000 Mal verkauft.

Trotz erfolgreicher Neuheiten wie „The Surge“ oder „ELEX“ weist die Jahresendabrechnung der GfK kein Spiel aus, das – bislang – die Marke von 100.000 Stück im Heimatmarkt geschafft hätte.

Die zehn größten deutschen Games-Studios beschäftigen zum Stichtag 31.12.2017 mehr Mitarbeiter als Ende 2016.

Bei rund 3.500 Angestellten lag der Pegelstand der zehn mitarbeiter- und umsatzstärksten Studios zum Jahresbeginn 2017 – inzwischen sind es weniger als 3.000. Das Minus geht im Wesentlichen auf das Konto von Goodgame Studios: Rund 1.000 Jobs wurden seit Sommer 2016 abgebaut. 23 der 33 Propheten lagen somit richtig. Wenn die Trefferquote für 2018 ähnlich gut ausfällt, darf man für den hiesigen Arbeitsmarkt hoffen.

2017 erscheint mindestens eine „Killer-Application“ für VR-Systeme.

Über zu wenig Auswahl können sich gerade PlayStation-VR-Besitzer nicht beschweren, doch Analysten, Kunden und Branche sind sich einig: DIE große, alles überstrahlende Neuheit gab es 2017 nicht – entsprechend zurückhaltend fallen die VR-Prognosen für 2018 aus.

Die unverbindliche Preisempfehlung der Xbox Scorpio für Deutschland liegt unter 450 Euro.

Microsoft hat das marktübliche Spektrum komplett ausgereizt und ruft für die „leistungsstärkste Konsole“ unverbindlich empfohlene 499 Euro auf.

eSports (oder eine eSports-Disziplin) wird vom Olympischen Sportbund, Landesverbänden und/oder Finanzbehörden offiziell als Sport anerkannt.

Zwar gibt es mit Leipzig eSports mittlerweile einen Verein, der als gemeinnützig anerkannt wurde – und auch die Wahlprogramme von Landesregierungen sowie der CDU/SPD auf Bundesebene deuten darauf hin, dass es zu Anpassungen kommt. Zudem erfolgte mit dem ESBD einen neuen Anlauf für einen Spitzenverband, zu dessen Zielen explizit die Anerkennung von eSport als „richtigem“ Sport gehört – 2017 war es jedoch noch nicht soweit.

Die unverbindliche Preisempfehlung für Xbox One S und PlayStation 4 S sinkt im Jahresverlauf unter 200 Euro.

Egal welchen Preisvergleich man bemüht: Abgesehen von vereinzelten Sonderaktionen und Bundles lag der Straßenpreis der Einsteigerkonsolen von Sony und Microsoft stets deutlich über 200 Euro.

Diese Thesen werten wir als „unentschieden“

In der Jahresendabrechnung 2017 ist eine App auf Platz 1 der umsatzstärksten Games (iOS, Android), die nicht von Supercell, Machine Zone oder King stammt.

Die einschlägigen Appstore-Analysten kommen in ihren Auswertungen auf ganz unterschiedliche Ergebnisse, doch die Tendenz ist klar: Weltweit gesehen lagen Tencent („Honor of Kings“ bzw. „Arena of Valor“) und Mixi („Monster Strike“) beim Umsatz deutlich vorn, gefolgt von den Supercell-Titeln. In Deutschland hingegen ist Supercell mit „Clash Royale“ und „Clash of Clans“ führend – so sieht es unter anderem App Annie. Die These ist also sowohl richtig als auch falsch, je nach angelegtem Maßstab. Aus diesem Grund wurde dieser Punkt allen Propheten gutgeschrieben.

Wie mehr als 50 Games-WirtschaftsWeise (darunter die 2017-Sieger) das Jahr 2018 einschätzen, steht in diesem Artikel.