King Art-Geschäftsführer Jan Theysen setzt auch bei "Die Zwerge" auf Kickstarter.
King Art-Geschäftsführer Jan Theysen setzt auch bei "Die Zwerge" auf Kickstarter.

Drei der sechs höchstdotierten deutschen Kickstarter-Games-Kampagnen stammen vom Bremer Studio King Art. Geschäftsführer Jan Theysen setzt auch künftig auf Crowdfunding.

[no_toc]Nur einen Steinwurf vom Denkmal der Bremer Stadtmusikanten entfernt, direkt an der Weser, hat sich King Art Games niedergelassen. Bereits seit 16 Jahren gibt es das Studio, das mehr als 30 Angestellte beschäftigt. Einen Namen gemacht haben sich die Bremer mit Adventures, allem voran The Book of Unwritten Tales 1 und 2 und The Raven: Vermächtnis eines Meisterdiebs.

Bei den letzten drei Projekten – ein Adventure, ein Strategiespiel, ein Rollenspiel – entschied sich King Art stets für eine Kickstarter-Kampagne, die alle ein glückliches Ende fanden. Die Spiele konnten fertiggestellt und veröffentlicht werden: Am 1. Dezember folgt Die Zwerge, basierend auf dem gleichnamigen Fantasy-Roman-Umsetzung. Als Publisher fungiert zum wiederholten Male THQ Nordic.

Die 300.000 Euro aus dem Kickstarter-Erlös stellen natürlich nur einen Baustein des siebenstelligen Gesamt-Budgets dar. Einen Teil zur Finanzierung trägt zum Beispiel das Förderprogramm Nordmedia bei, an dem unter anderem das Land Niedersachsen, der NDR und die Hansestadt Bremen beteiligt sind. 20.000 Euro flossen ins Konzept, mit knapp 60.000 Euro bezuschusste Nordmedia den Prototypen.

Im GamesWirtschaft-Interview outet sich King-Art-Gründer Jan Theysen als Kickstarter-Fan, verweist aber auch auf die Risiken eines solchen Projekts – und warnt davor, den Extra-Aufwand zu unterschätzen.

Das taktische Rollenspiel Die Zwerge erscheint am 1. Dezember 2016.
Das taktische Rollenspiel Die Zwerge erscheint am 1. Dezember 2016.

King Art-Chef Jan Theysen: „Arbeiten bereits am nächsten Kickstarter-Projekt“

GamesWirtschaft: King Art hat ja durch Battle Worlds Kronos, Unwritten Tales 2 und Die Zwerge so viel Erfahrung mit Kickstarter-Projekten wie kaum ein anderes Studio in Deutschland. Werdet ihr auch bei künftigen Projekten auf Kickstarter setzen?

Theysen: Auf jeden Fall! Wenn alles nach Plan läuft, werden wir den nächsten Kickstarter in der ersten Jahreshälfte 2017 machen. Wir haben „Die Zwerge“ fertig und arbeiten bereits am neuen Projekt, das wir schon bald ankündigen werden.

Für welche Art Studio und Projekt eignet sich Kickstarter nach eurer Erfahrung – und für welche Spiele eher nicht?

Ich denke, das Studio muss vor allem klar machen können, warum sie einen Kickstarter machen. Die Unterstützer wollen verstehen, warum sie einem Entwickler helfen sollen. Was bringt das dem Spiel? Und was bringt der Kickstarter mir als Spieler? Außerdem muss glaubhaft sein, dass der Entwickler das Spiel umsetzen kann. Ein schlecht gemachtes Kickstarter-Video schafft nicht gerade Vertrauen.

Auch wenn ein Fünf-Mann-Team fürs nächste World of Warcraft 50.000 Dollar haben will, sollte man lieber kein Geld locker machen. Ein richtig gut gemachter Kickstarter für ein tolles Projekt braucht nicht unbedingt ein sehr erfahrenes odeer großes Team dahinter, wie man zum Beispiel an Lost Ember sieht. Die Jungs haben sich mit dem Thema beschäftigt, haben einen tollen Kickstarter aufgezogen und sind nun zu Recht sehr erfolgreich damit.

Aber natürlich schadet es auch nicht, groß und erfahren zu sein, wie man zum Beispiel an Divinity: Original Sin 2 sieht, wo Swen (Vincke / Studiogründer, Anm. d. Red.) und die Jungs von Larian die in meinen Augen vielleicht beste Kickstarter-Kampagne überhaupt durchziehen.

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Jan Theysen von King Art: „Man darf nicht erwarten, dass die Backer schon von irgendwo her kommen.“

Was sind für eine erfolgreiche Kickstarter-Kampagner absolute „Must-Haves“ – was sind die „No-Gos“?

Der mit Abstand wichtigste Punkt meiner Meinung nach ist, dass man als Entwickler eine Fan-Basis aufbauen muss, bevor man den Kickstarter startet. Man darf nicht erwarten, dass man einen Kickstarter macht und die Backer dann schon „von irgendwo kommen werden.“

Als Richtwert könnte man sagen, dass man erst einmal eine Community mit mindestens doppelt so vielen Fans haben sollte, wie man Backer braucht. Wenn man es nicht schafft, zum Beispiel 10.000 Leute dazu zu bringen, auf „Like“ zu klicken – wofür man nichts bezahlen muss -, wie will man dann zum Beispiel 5.000 Leute dazu bringen, Geld für ein Projekt hinzulegen, das es noch gar nicht gibt?

Also: Vorher die Community aufbauen, wenn nötig über Monate, dann den Kickstarter starten und an den ersten drei Tagen so viel Rabatz machen, wie nur möglich. Auch da wollen PR-Termine und Aktionen schon im Vorfeld organisiert sein. Im Umkehrschluss ist das „No-Go“ die Erwartung, dass sich Berichte über das Spiel, Backer und Fan-Hype schon von alleine einstellen werden.

King Art-Chef Jan Theysen: „Gut und gerne 1.000 Mannstunden Arbeit nur für die Kickstarter-Kampagne.“

Welche Nebenwirkungen – positive wie negative – hat so ein Kickstarter-Projekt für euch als Entwickler?

Die Vorteile überwiegen klar. Man erhält Geld, man erhält früh mehr Aufmerksamkeit als man in der Regel über ein einfaches Announcement erhalten würde und man erhält eine aktive Community, die Feedback geben kann.

Ein erfolgreicher Kickstarter schafft außerdem Vertrauen.

Nach Innen, dass man an einem guten Projekt arbeitet, was Leute interessiert, aber auch nach außen, für Publisher und Presse beispielsweise. Der Erfolg bei Kickstarter kann ein gewisses Gewicht haben. Gleichzeitig bedeutet ein erfolgloser Kickstarter natürlich das Gegenteil.

Eher auf der negativen Seite steht der Aufwand, den man betreiben muss. Eine Kickstarter-Kampagne mit entsprechendem Vorlauf und allem, was hinten dran hängt, kann gerne 1.000 Mannstunden Arbeit kosten. Der Aufwand ist nicht zu unterschätzen.

Verschiedene Spiel-Editionen, all die Rewards … das frisst Zeit. Und natürlich will die Community auf dem Laufen gehalten werden. Man muss ein Jahr oder länger regelmäßig Infos zum Spiel veröffentlichen und kann sich nicht bis auf ein paar Monate vor Release voll auf dien Entwicklung konzentrieren.

Weitere Informationen rund ums Thema Kickstarter finden Sie in diesem Beitrag.

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