Es sind die bestgehüteten Geheimnisse der Publisher – gleich nach dem Programmcode: Spiele-Verkaufszahlen. GamesWirtschaft nennt die Bestseller seit 2013 für PlayStation 4, PC, Nintendo 3DS und Xbox One.
[toc]Wer wissen möchte, wie viele Menschen Deadpool oder Zoomania gesehen haben, kann sich Kino-Besucherzahlen und Ticket-Umsätze auf den Dollar genau ergoogeln. Einschaltquoten von Wer Wird Millionär, Sportschau und Promi Big Brother erfährt man täglich frisch bei Branchendiensten. Sie interessieren sich für die neuesten Zulassungszahlen eines Nissan Qashqai, VW Passat oder Ford Fiesta? Gibt’s beim Kraftfahrtbundesamt. Auf Knopfdruck. Einfach so. Kostenlos und monatsaktuell.
Anders bei Games: Verkaufszahlen von Computer- und Videospielen werden gehütet wie Staatsgeheimnisse. Wenngleich es sich bei den meisten Spieleherstellern um Aktiengesellschaften handelt, wird üblicherweise nur so viel wie unbedingt nötig kommuniziert – und häufig nicht mal das.
Der Klassiker: Um eine möglichst beeindruckende Fabelzahl in den Markt zu blasen, werden schlichtweg alle Versionen und Kontinente aufaddiert. Mal wird die Zahl des ersten Verkaufstags kommuniziert, mal das erste Wochenende, mal die erste Woche. Aussagekraft und Vergleichbarkeit? Gegen Null.
Mehr Transparenz wäre problemlos möglich. Schließlich liegen den Spieleherstellern die tatsächlichen Verkaufszahlen vielfach in Echtzeit vor. Grund genug für GamesWirtschaft, den Lichtschalter anzuknipsen und die (Macht-)Verhältnisse auf dem hiesigen Spielemarkt zumindest stellenweise auszuleuchten.
Spiele-Verkaufszahlen: Die Bestseller für PC, PlayStation 4, Xbox One und 3DS
Woher stammen unsere Zahlen? Bereits seit 2008 verleiht der Bundesverband Interaktive Unterhaltungssoftware (BIU) die sogenannten BIU Sales Awards, um „außergewöhnliche Verkaufserfolge“ zu honorieren. Analog zu den „Goldenen Schallplatten“ in der Musik-Industrie vergibt der BIU die Awards in Gold (ab 100.000) und in Platin (ab 200.000). Darüber hinaus werden Sonderpreise beim Erreichen von 500.000 und einer Million Exemplaren fällig.
Die zugrunde liegenden Verkaufszahlen lässt der BIU vom Marktforschungs-Riesen GfK ermitteln. Die Preisträger gibt der Verband dann Monat für Monat öffentlich bekannt – auf der Website sind sie für jedermann einsehbar. Wer mag, kann sich eine passende Trophäe und Urkunde für eine Bearbeitungsgebühr von 317,85 Euro bestellen.
Berücksichtigt werden ausschließlich Neuheiten mit einer unverbindlichen Preisempfehlung jenseits von 20 Euro. In den Daten enthalten sind die Verkäufe aus dem stationären Handel (Saturn, Media Markt, Müller, Gamestop…), aus dem Versandhandel (insbesondere Amazon) und aus den jeweiligen Download-Stores, also etwa PSN, Xbox Live, uPlay und Steam. Die Digitalverkäufe melden die Publisher direkt an den Branchenverband. Ob und in welchem Umfang der eine oder andere Wert großzügig aufgerundet wird, lässt sich von außen natürlich nicht nachvollziehen.
Spiele-Verkaufszahlen: So sind wir vorgegangen
Wir haben alles öffentlich zugängliche Material zunächst in einer riesigen Datenbank zusammengeführt. Nun wäre es wenig hilfreich, stumpf eine Liste jener Spiele zu veröffentlichen, die mehr als 100.000 Mal über den Ladentisch gegangen sind. Deshalb sind wir einen Schritt weitergegangen.
Bei jedem einzelnen Spiel und für jede einzelne Plattform haben wir das Release-Datum für Deutschland hinterlegt. Aus der Differenz zwischen Release-Termin und dem Zeitpunkt des BIU Sales-Awards ergibt sich der Zeitraum, den ein Spiel benötigte, um 100.000, 200.000, 500.000 oder eine Million Spiele abzusetzen. In Einzelfällen genügten für sechs- oder gar siebenstellige Verkaufszahlen wenige Tage oder Wochen, in anderen Fällen dauerte dies mehrere Monate oder ein ganzes Jahr.
Für die GamesWirtschaft-Auswertung ist dieser Wert der Maßstab für „Erfolg“: Je mehr verkaufte Spiele in möglichst kurzer Zeit, desto besser. Daraus ergibt sich die Rangfolge.
Das Tempo, das ein Spiel in den ersten Wochen vorlegt, gilt als wichtiger Indikator für den Verkaufserfolg. Für Spielehersteller ist es – ähnlich wie bei Kinofilmen – extrem wichtig, vom Tag 1 weg mit einer möglichst hohen Bugwelle zu starten. Dies erklärt, warum so gut wie alle Publisher in den vergangenen Jahren die Vorbestellaktionen drastisch ausgeweitet haben.
BIU Sales Award: Die Tücken im Detail
Der BIU Sales Award berücksichtigt nur das erste Jahr nach Erscheinen eines Spiels. Die zwischenzeitlich erreichten Verkaufszahlen liegen also zwangsläufig höher. So ist anzunehmen, dass beispielsweise FIFA 15 für die PlayStation 4 längst die Marke von einer Million Stück überschritten hat.
In die Analyse eingeflossen sind alle BIU Sales Awards seit Januar 2013. Dieser Jahrgang ist insofern von Bedeutung, weil im November 2013 sowohl die PlayStation 4 als auch die Xbox One auf den Markt kamen. Die GamesWirtschaft-Analyse lässt also Rückschlüsse zu, wie sich die Neuheiten der aktuellen Konsolengeneration schlagen.
PlayStation 4 vs Xbox One: Gigantische Unterschiede bei Verkaufszahlen
Dass zwischen den PlayStation 4- und Xbox-One-Verkaufszahlen Welten liegen, ist ein offenes Geheimnis. Das gilt auch und gerade für den deutschen Markt – und das, obwohl beide Konsolen technisch auf Augenhöhe liegen, ähnliche Preispunkte aufweisen und fast zeitgleich in den Handel kamen.
Wie viele Konsolen in Deutschland in Betrieb sind, ist nur überschlagsmäßig zu ermitteln. Sony und Microsoft nennen stets nur weltweite Verkaufszahlen, wenn überhaupt. Wirtschaftsmagazine wie Börse Online haben zuletzt regelmäßig aus vertraulichen GfK-Zahlen zitiert. Demnach kommt die PlayStation 4 in Deutschland auf 3,2 Millionen Konsolen, die Xbox One auf etwa 710.000 Stück. Die Ratio beträgt damit 1:4,5. Dies sind aber, wie gesagt, nur Hochrechnungen. Die exakten Zahlen kennen nur Sony und Microsoft.
Als Faustregel lässt sich für den deutschen Markt festhalten (weltweit sieht dies anders aus): Auf jeden verkauften Xbox-One-Titel kommen – je nach Multiplattform-Spiel – fünf bis zehn PlayStation-4-Kopien. Noch deutlicher ist der Unterschied, wenn man die Zahlen der jeweiligen Exklusiv-Titel zugrunde legt.
Die erfolgreichsten Xbox-One-Spiele
Wie schon bei der Xbox 360 fällt es Microsoft also nach wie vor schwer, die Konsolen-Fans vom Kauf einer Xbox One zu überzeugen. Diese Erkenntnis schlägt sich auch in der spektakulär kurzen Liste der meistverkauften Xbox-One-Spiele in Deutschland nieder.
In den vergangenen zweieinhalb Jahren sprangen gerade einmal sechs Xbox-One-Spiele über die 100.000-Stück-Marke – darunter die üblichen Verdächtigen GTA 5, Call of Duty und FIFA. Bestsellern wie Witcher 3, Destiny oder Fallout 4 ist dies bis dato nicht gelungen. Zum Vergleich: Es gibt über 40 PS4-Spiele, die in Deutschland mehr als 100.000 Stück verkauft haben, mindestens vier davon liegen bei deutlich über einer halben Million Stück.
Die erfolgreichsten PlayStation-4-Spiele
Im November 2016 feiert die PlayStation 4 ihren dritten Geburtstag. Quasi als Geschenk an sich selbst und an die Fans bringt Sony mit der PlayStation 4 Pro eine leistungsstärkere Konsole auf den Markt. Bereits im September 2016 wird Modellpflege betrieben: Die klassische PS4 wird abgelöst durch die PlayStation 4 Slim. Die bislang erschienenen Spiele sind natürlich auf sämtlichen Modellen lauffähig.
Das Weihnachtsgeschäft 2016 werden Neuheiten wie FIFA 17, Watch Dogs 2, Call of Duty: Infinite Warfare und Battlefield 1 unter sich ausmachen. Darüber hinaus gibt es ein riesiges Angebot an bewährten Titeln – einige der Besten sind exklusiv für PlayStation 4 erhältlich. Insbesondere die Spiele von Naughty Dog – also Uncharted 4 und The Last of Us – gelten bei Fans und Presse als Meisterwerke. Die vorderen Plätze belegen wenig überraschend die bekannten Marken – FIFA, GTA, Call of Duty, Assassin’s Creed und Far Cry.
Die erfolgreichsten PC-Spiele: Anno und Landwirtschaftssimulator
Browsergames, World of Warcraft, Minecraft, Free2play-Online-Rollenspiele, ein riesiges Angebot auf Steam und GOG: Der PC-Markt ist fragmentiert wie kein Zweiter. Die Zeiten, in denen ein Anno 1602 mehrere Millionen Stück verkauft hat, sind lange vorbei. Wie irrsinnig schwierig es ist, mehr als 100.000 PC-Spiele abzusetzen, zeigt die Auswertung. Der Sprung in den sechsstelligen Bereich gelang zuletzt nur Ausnahmespielen wie GTA 5, Fallout 4 oder The Witcher: Wild Hunt.
Anno 2205 ist übrigens derzeit das einzige Spiel made in Germany, das 100.000 Käufer findet – dies allerdings mit Mühe. Der Vorgänger Anno 2070 schaffte 2011 die doppelte Menge in nur zwei Monaten. Und der Landwirtschafts-Simulator? Der Dauerbrenner stammt zwar von einem deutschen Publisher, wird aber bei Giants Software im Schweizerischen Zürich entwickelt.
Die erfolgreichsten 3DS-Spiele
Gut, dass sich Nintendo nicht auf andere Spielehersteller verlassen muss – es wäre schlimm bestellt um den Spielenachschub. Sämtliche Bestseller auf dem Nintendo 3DS stammen direkt von Nintendo. Wer sich die Release-Termine in der Tabelle genauer ansieht, wird feststellen: Die letzten Mega-Erfolge sind schon einige Tage her. Kein Wunder also, dass Nintendo mit Pokémon Go, Super Mario Run und weiteren Smartphone-Versionen neue Erlösquellen erschließt.
Darum sind Spiele-Serien so extrem erfolgreich
Witcher 3, Uncharted 4, GTA 5, Mario Kart 8: Serien-Ableger dominieren die Verkaufs-Charts. Ähnlich wie im Filmgeschäft bringt jeder Nachfolger eine eingebaute Zielgruppe mit. Die Kunst ist es, die Tugenden des Vorgängers beizubehalten, um die Fans nicht zu verprellen – und gleichzeitig genügend Stellschräubchen zu verändern, um einen Tarif von 50, 60, 70 Euro zu rechtfertigen.
Diese Strategie muss man nicht gut finden. Doch zur Wahrheit gehört auch: Die Jahr für Jahr stabilen bis leicht steigenden Verkaufszahlen von FIFA und Call of Duty deuten auf Loyalität und überwiegende Kundenzufriedenheit hin.
Viel zu selten wagen es große Publisher hingegen, komplett neue Marken zu starten. Zuletzt gelang dies Activision mit Destiny oder Bethesda mit The Evil Within. Zu den „Mutigeren“ zählen außerdem Sony (Until Dawn, The Order 1886) und Ubisoft (Watch Dogs, The Division).
FIFA und Call of Duty spielen in eigener Liga
Auf drei jährlich wiederkehrende Konstanten ist Verlass: Weihnachten am 24. Dezember, Call of Duty im November und FIFA im September. Mit der Präzision einer Atomzeituhr tauchen Shooter und Fußballspiel in den Regalen auf. Möglich ist diese Taktfrequenz nur, indem – wie im Falle von Call of Duty – mehrere Studios parallel an den Spielen arbeiten.
Die Verkaufszahlen beider Marken sind, allen Unkenrufen zum Trotz, nicht weniger als spektakulär. Die Spiele erreichen seit mehreren Jahren zuverlässig Zahlen jenseits der eine Million Stück.
Getoppt wird dies nur von Grand Theft Auto 5: Die PS3-Version aus dem Jahr 2013 hält den Rekord des am schnellsten verkauften Videospiels in Deutschland. 500.000 Stück in der ersten Woche, eine Million Exemplare nach sechs Wochen.
Warum fehlt eigentlich …. ?
Falls Sie Neuheiten der vergangenen drei Jahre in den Tabellen vermissen, liegt dies mit großer Wahrscheinlichkeit daran, dass das jeweilige Spiel die Marke von 100.000 noch nicht erreicht hat. Dies gilt beispielsweise für Overwatch, No Man’s Sky, Rise of the Tomb Raider, Mirror’s Edge Catalyst, Life is Strange und viele, viele weitere Spiele. Nicht erfasst sind auch Spiele unter 20 Euro, was auf die meisten Download- und Indie-Titel zutrifft.
GamesWirtschaft wird Tabellen und Infografiken bei Vorliegen neuer Erkenntnisse aktualisieren und ergänzen.
[…] „Verkaufszahlen von Computer- und Videospielen werden gehütet wie Staatsgeheimnisse“, so gameswirtschaft.de. Auf der Playstation 4 sowie der Xbox One haben sich im Jahr 2016 vor allem „Fifa 17“ und der neueste „Call of Duty“ – Ableger am Besten verkauft. Auf dem PC waren es der „Landwirtschafts-Simulator“ sowie „Grand Theft Auto 5“. Bei reinen Online- sowie MMORPG-Spielen gibt es erst Recht keine offiziellen Zahlen oder sie werden durch statistische Tricks nach oben geschönt. Dennoch dürfte „World of Warcraft“ mit mehreren Millionen Spielern immer noch ziemlich weit oben sein. […]
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