Egal ob „FIFA“ oder „Far Cry“: Die großen Videospiele-Blockbuster erwirtschaften immer mehr Umsatz und erzielen eine immer größere Reichweite, stehen ob ihrer Gleichförmigkeit und Berechenbarkeit aber auch in der Kritik. Dabei macht genau das ihr Erfolgsgeheimnis aus – die Kolumne zum Thema der Woche.

Fröhlich am Freitag 14/2018: Die wöchentliche Kolumne aus der Chefredaktion

Verehrte GamesWirtschaft-Leser,

wer die Foren der führenden nationalen und internationalen Fachpresse durchliest, könnte den Eindruck gewinnen, in der Zielgruppe grassiere eine zunehmende Franchise-Müdigkeit. Computer- und Videospieler scheinen gelangweilt von den immer gleichen Serien und Fortsetzungen – und passen deshalb ihr Konsumverhalten an.

Das Gegenteil ist richtig. Tatsächlich melden Activision Blizzard, Electronic Arts, Take-Two oder Ubisoft neue Rekordpegelstände bei Um- und Absatz von Traditionsmarken wie „Call of Duty“, „FIFA“, „Grand Theft Auto“, „Far Cry“ und „Assassin’s Creed“. Also Serien, deren grundsätzliche Spielidee und -mechanik seit mehr als einem Jahrzehnt unverändert ist. Die Welten werden größer, die Nebenmissionen zahlreicher, die Grafik formidabler – aber im Grunde basieren all diese Spiele auf unverwüstlichen Prinzipien vor wechselnden Kulissen. Vorgestern die Karibik, gestern Nepal, heute Montana, morgen vielleicht das Allgäu, man weiß es nicht. Es scheint jedenfalls wenig Anlass zu geben, die immer gleichen Kritikpunkte – etwa auffallend tumbe Computergegner, blasse Protagonisten oder austauschbare Story-Elemente – anzugehen.

Woran liegt es also, dass die Nachfrage nach konzeptionell geringfügig aufgebohrten Blockbustern nicht etwa zurückgeht, sondern vielmehr stetig steigt?

Es hat einerseits zu tun mit der weiterhin wachsenden Verbreitung von Spielkonsolen in den Haushalten: An 70 Millionen PlayStation-4-Besitzer lassen sich nun mal mehr Spiele verkaufen als an 50 Millionen oder 30 Millionen.

Der Hauptgrund für die fortschreitende „Franchisierung“ ist allerdings die nicht sonderlich neue Erkenntnis, dass der gemeine Verbraucher offenkundig wenig mehr scheut mehr als eine Fehlentscheidung oder eine negative Erfahrung. Es geht um nicht weniger als Vertrauen: Wer – egal wo auf der Welt – den Laden einer bestimmten Burger- oder Kaffeeröster-Kette betritt, tut dies ja mit der Erwartung, dass er sich auf ein Produktversprechen und ein Qualitäts-Mindestmaß verlassen kann.

Der Effekt ist in vielen Branchen zu besichtigen: Die höchsten Einspielergebnisse verzeichnen Hollywood-Studios mit ihren Top-Marken. Dazu muss man sich nur die Liste der weltweit erfolgreichsten Filme des Jahres 2017 ansehen: Superhelden-Fortsetzungen im Dutzend, „Star Wars 8“, „Ich: Einfach unverbesserlich 3“ und „Fast & Furious 8“. Teil 9 kommt 2020, Teil 10 ein Jahr später.

Egal ob Landwirtschafts-Simulator, Fifty Shades of Grey, Helene Fischer oder James Bond: Eine Fortsetzung zu Spiel, Buch, Musikalbum oder Film muss sich für die Zielgruppe wie „nach Hause kommen“ anfühlen. Motto: Liefere exakt das, was die Fans erwarten – und ein kleines bisschen obendrauf.

Blockbuster sind also wie Rituale: Sie machen das Leben berechenbarer und unkomplizierter. Zu viel Innovation oder gar Disruption innerhalb einer Serie wäre nicht nur schädlich, sondern geradezu geschäftsschädigend.

Ein schönes Wochenende wünscht Ihnen

Petra Fröhlich
Chefredakteurin GamesWirtschaft

Bisherige Folgen von „Fröhlich am Freitag“:

  • 12/18: Der China-Kracher von Ubisoft
  • 11/18: Vorgetäuscht und vorgeführt
  • 10/18: Per Flugtaxi zur Gamesförderung
  • 09/18: Das spielende Klassenzimmer
  • 08/18: Endlich volljährig
  • 07/18: Winterschlussverkauf
  • 06/18: Reset für die Games-Republik Deutschland
  • 05/18: Die mächtigste Lobby fürs schönste Hobby
  • 04/18: Winner Winner McChicken Dinner
  • 03/18: Nintendo switcht zum Kartonagen-Hersteller
  • 02/18: Das geht ja gut los
  • 50/17: Der Subventions-Autopilot
  • 49/17: Die Spiele-Könige aus Schweden
  • 48/17: Russisch Roulette mit Lootboxen