Start Politik DCP 2020: „Lieber Neues ausprobieren als Stagnation“

DCP 2020: „Lieber Neues ausprobieren als Stagnation“

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Will dem DCP 2020 zu mehr Glaubwürdigkeit verhelfen: Game-Geschäftsführer Felix Falk (hier beim Computerspielpreis 2019 - Foto: Franziska Krug / Getty Images for Quinke Networks)

Game-Chef Felix Falk stellt klar: Wer beim Deutschen Computerspielpreis 2020 auf der Bühne steht, muss Games-Kompetenz und -Affinität mitbringen.

In dieser Woche wurden im Kanzleramt die Weichen gestellt für den Deutschen Computerspielpreis 2020. Die neue Vereinbarung zwischen Verband und Bundesregierung enthält eine lange Liste an Korrekturen und Erweiterungen gegenüber dem bisherigen Vertragswerk – neue Kategorien, neue Kriterien, dazu präzisere Regeln für die Gala (die wichtigsten Neuerungen im Überblick). Etliche Vorgaben sind eine direkte Konsequenz aus der umstrittenen DCP-Show 2019.

Der DCP 2020 wird am 27. April 2020 in München verliehen – das Preisgeld wird bei mindestens 590.000 Euro liegen, für das neuerdings komplett der Bund aufkommt. An der Finanzierung der Gala wird sich außerdem die bayerische Staatsregierung beteiligen: Erwartet wird daher, dass Ministerpräsident Markus Söder (CSU) erneut die Gala eröffnet.

Welche Erwartungen der mitausrichtende Industrieverband Game an den Preis hat, erklärt Verbands-Geschäftsführer Felix Falk im GamesWirtschaft-Interview.

Game-Chef Felix Falk über den DCP 2020: „Das wurde auch höchste Zeit!“

GamesWirtschaft: Was ist aus Sicht des Game die wichtigste inhaltliche DCP-Neuerung gegenüber 2019?

Falk: Die vielen Neuerungen sind insgesamt das wichtigste. Nehmen wir zum Beispiel die Kategorien: Nach intensiver Arbeit in Workshops mit unseren Mitgliedern und der Jury sind die Ideen zu den neuen Preiskategorien wie „Bestes Studio“, „Spielerin/Spieler des Jahres“ oder „Bestes Expertenspiel“ entstanden. Andere wie die Nachwuchspreise haben wir zu „Bestes Debüt“ und „Bester Prototyp“ angepasst.

Außerdem haben wir Kategorien erweitert und festgelegt, dass alle künftig ihre Einreichung für eine bestimmte Kategorie begründen müssen. Wir wollen, dass sich die Einreichenden stärker mit den einzelnen Kategorien auseinandersetzen und ihnen die Chance geben, auf bestimmte Stärken ihrer Titel hinzuweisen. Der Jury soll diese Begründung wiederum dabei helfen, sich die Spiele unter den besonderen Gesichtspunkten genauer anzusehen.

Gemeinsam mit den festgeschriebenen Zielen für die Preisverleihung haben wir also sehr viele Neuerungen umgesetzt, die die Entwicklerinnen und Entwickler künftig noch stärker in den Mittelpunkt stellen, ihre Leistungen besser würdigen und auch die Games-Community mehr einbinden sollen.

Insgesamt machen wir mit der neuen Vereinbarung einen Riesen-Schritt. Aber natürlich ist auch klar, dass wir den DCP jedes Jahr evaluieren und weiter verbessern. Denn mir ist es persönlich lieber, man probiert auch mal neue Ideen aus, von denen sich vielleicht manche auch nicht bewähren, als dass so ein wichtiger Preis stagniert.

Game-Geschäftsführer Felix Falk, Digital-Staatsministerin Dorothee Bär (CSU) und Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) bei der Unterzeichnung der neuen Computerspielpreis-Vereinbarung (Foto: Bundesregierung / Lene Münch)
Game-Geschäftsführer Felix Falk, Digital-Staatsministerin Dorothee Bär (CSU) und Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) bei der Unterzeichnung der neuen Computerspielpreis-Vereinbarung (Foto: Bundesregierung / Lene Münch)

Der Bund stellt rund 1,4 Millionen Euro für Gala, Preisgeld und Organisation zur Verfügung. Wie ist gewährleistet, dass die Interessen der Game-Mitglieder künftig überhaupt berücksichtigt werden? Oder gilt das Motto: Wer die Kapelle bezahlt, bestimmt die Musik?

Gemeinsam mit unseren politischen Partnern haben wir als Games-Branche den DCP als gemeinsame Initiative gestartet, ihn zusammen weiterentwickelt und werden ihn auch in Zukunft gleichberechtigt ausrichten. Die neue Finanzierungsstruktur bedeutet, dass wir endlich gleichberechtigt sind mit anderen Kultur- und Medienpreisen der Bundesregierung. Das wurde nach so vielen Jahren auch höchste Zeit!

Völlig unabhängig davon sind die starke Stimme und Beteiligung der Games-Branche für einen erfolgreichen DCP unerlässlich. Das ist auch unseren politischen Partnern wichtig. Und auch wenn wir nicht länger die Preisgelder mitfinanzieren, reden wir auch in Zukunft mit. Das hat auch der Bundestag so festgelegt, indem er neu direkt im Haushalt festgelegt hat, dass der Preis gemeinsam mit der Branche weiterentwickelt und gestärkt werden soll.

Im neuen Reglement ist detailliert beschrieben, was sich die Veranstalter vom neuen Konzept der Preisverleihung erwarten. Welches Profil müssen Moderatoren und Laudatoren mitbringen, damit der Preis inhaltlich glaubwürdiger wird?

Wir sind uns mit unseren Partnern darüber einig, dass wir mit dem DCP sowohl die breite Öffentlichkeit als auch Gamer, die Games-Branche und Politik gleichermaßen erreichen wollen. Klar ist aber auch, dass die Glaubwürdigkeit des Preises bei Gamern und der Games-Branche gewährleistet sein muss, schließlich ist es ihr Preis.

Nach unserer Erfahrung aus diesem Jahr war aber auch klar, dass wir hier deutlichere Leitlinien brauchen. Unsere neue Vorgabe ist deshalb beispielsweise, dass bei der Organisation und den Protagonisten auf der Bühne eine klare Games-Kompetenz und Games-Affinität vorhanden sein muss.

Wir sind bereits inmitten der Umsetzung dieser formulierten Ziele.

Das Dutzend ist voll: Mit "State of Mind" baut Daedalic Entertainment die Liste der DCP-Trophäen aus (Stand: 15.4.2019)
Das Dutzend ist voll: Mit „State of Mind“ baut Daedalic Entertainment die Liste der DCP-Trophäen aus (Stand: 15.4.2019)

Warum war es den Ausrichtern wichtig, mit einer neuen Kategorie explizit ein „Expertenspiel“ auszuzeichnen?

Mit der Kategorie „Bestes Expertenspiel“ sollen besondere digitale Spiele aus Deutschland gewürdigt werden, die spezielle Zielgruppen und Interessensgebiete ansprechen, ungewöhnliche Spielkonzepte umsetzen oder in Teilmärkten herausragend erfolgreich sind.

Das betrifft insbesondere Simulationen, Strategiespiele und andere komplexe digitale Spiele. Diese Spiele hatten es in der Vergangenheit immer schwer beim DCP und deshalb soll ihnen mit dieser neuen Kategorie eine Bühne geboten werden.

Mit dem „Besten Studio“ und dem „Spieler des Jahres“ gibt es zwei neue, personen- beziehungsweise team-bezogene Auszeichnungen. Welche Botschaft ist damit verbunden?

Ganz klar: Ohne die Spielerinnen und Spieler sowie die Entwicklerinnen und Entwickler gibt es keine Games. Beide Gruppen sollen durch diese Kategorien stärker gewürdigt werden und dadurch beim DCP noch stärker im Mittelpunkt stehen.

Die Ausrichter des Deutschen Computerspielpreises schreiben den PR-Etat für den DCP 2020 aus (Foto: Isa Foltin / Getty Images for Quinke Networks)
Die Ausrichter des Deutschen Computerspielpreises schreiben den PR-Etat für den DCP 2020 aus (Foto: Isa Foltin / Getty Images for Quinke Networks)

Seit Einführung des undotierten „Publikumspreises“ ging die Auszeichnung in vier von fünf Fällen an ein und den selben Publisher beziehungsweise Entwickler – und es spricht viel dafür, dass 2020 ein fünfter hinzu kommt. Wie soll sicher gestellt werden, dass der Publikumspreis auch von anderen Herstellern hinreichend ernst genommen wird?

Der „Publikumspreis“ ist eine Kategorie, der die Wünsche und Vorlieben des Publikums widerspiegelt und in der ausschließlich die Stimme der Fans zählt. In diesem Jahr standen über 350 Spiele zur Wahl.

Was wir allen Unternehmen nur ans Herz legen können ist: Aktiviert Eure Communitys, macht in Euren Social-Media-Kanälen auf den Preis und die Abstimmung aufmerksam. Wer nicht weiß, dass seine Stimme gebraucht wird, wird sie nicht geben.

Das DCP-Preisgeld entspricht künftig einem knappen Prozent dessen, was der Bund alljährlich im Rahmen der Games-Förderung an die Studios überweisen wird. Haben Siegprämien vor diesem Hintergrund überhaupt noch den beabsichtigten Lenkungs-Effekt?

Beim DCP geht es um so viel mehr als nur das Preisgeld. Die Würdigung steht im Mittelpunkt. Und es geht darum, öffentlichkeitswirksam die besten Spiele zu präsentieren und zu zeigen, wie groß und wichtig die Leistung der vielen Akteure der Games-Branche ist.

Zu einer angemessenen Würdigung gehört natürlich auch eine angemessene Prämie. Auch wenn diese wieder in eine Spieleentwicklung fließt, steht der Förder-Aspekt gerade auch vor dem Hintergrund der Bundesförderung eher im Hintergrund.

Mit Ausnahme der Nachwuchspreise: Beim Nachwuchspreis „Bester Prototyp“ wird es sogar fünf Nominierte geben, die alle ein Nominierungsgeld bekommen.

Zu diesem Zeitpunkt war die DCP-Welt noch in Ordnung: Jury-Chef Olaf Zimmermann (2. von rechts) mit Felix Falk (Game-Verband), Staatsministerin Dorothee Bär und Ralf Wirsing (Ubisoft Deutschland) - Foto: Franziska Krug / Getty Images for Quinke Networks
Zu diesem Zeitpunkt war die DCP-Welt noch in Ordnung: Jury-Chef Olaf Zimmermann (2. von rechts) mit Felix Falk (Game-Verband), Staatsministerin Dorothee Bär und Ralf Wirsing (Ubisoft Deutschland) – Foto: Franziska Krug / Getty Images for Quinke Networks

Wie lange wird es dauern, bis sich die Computerspiele-Förderung an der Qualität von Einreichungen und DCP-Siegern ablesen lässt?

Ich erwarte, dass mit der Förderung im gesamten Ökosystem unserer Games-Branche ein Motor anspringt, der alle Akteure und uns als Games-Standort insgesamt an vielen Stellen erfolgreicher macht. Das wird sicherlich nicht von heute auf morgen gehen, doch bis 2023 lässt sich Einiges mit 250 Millionen Euro umsetzen.

Ich gehe deshalb davon aus, dass wir schon in den nächsten wenigen Jahren erste Ergebnisse der Förderung auch beim DCP sehen werden.


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