Mit fünf Nominierungen geht Mobile-Games-Entwickler Philipp Stollenmeyer (Kamibox) ins Rennen um den Deutschen Computerspielpreis 2019.
„Sie befinden sich hier im abhörsichersten Konferenzsaal Europas.“
Schon bei der Begrüßung von Ausrichtern und Juroren im Berliner Kanzleramt ließ Merkels rechte Hand Eva Christiansen keinen Zweifel daran, dass die folgenden Unterredungen großer Vertraulichkeit unterliegen. Erst am Abend des 9. April wird verkündet, wie sich das Preisgeld von 590.000 Euro verteilt: Dann wird der Deutsche Computerspielpreis 2019 im Berliner Admiralspalast überreicht.
Dass die Juroren im Abstand weniger Wochen gleich zwei Mal beim Bundeskanzleramt vorstellig wurden, ist ein Novum. Denn jahrelang trafen sich die Jurys im Bundesverkehrsministerium zur Beratung, das formal für die Organisation des DCP zuständig ist. Grund für den Umzug: Der Preis wird ab diesem Jahr offiziell von der Beauftragten der Bundesregierung für Digitalisierung vergeben, derzeit also Dorothee Bär (CSU).
Was übersetzt bedeutet: Wenige Meter Luftlinie von Merkels Büro entfernt ging es bei „God of War“, „Kingdom Come: Deliverance“ und „Red Dead Redemption“ rustikal zur Sache. All diese Titel sind in den undotierten internationalen Kategorien nominiert. Dass derartige USK-16- und USK-18-Spiele überhaupt Berücksichtigung finden dürfen, hat noch vor wenigen Jahren zu handfesten Verwerfungen zwischen Politik, Ausrichtern und Jury geführt. Seitdem ist das Reglement mehrfach überarbeitet worden.
Gleiches gilt für die Jury, die zumindest in Teilen Jahr für Jahr neu besetzt wird. Die Experten stammen aus den unterschiedlichsten Sparten – Entwickler, Wissenschaftler, Pädagogen, Journalisten, Marketing- und PR-Manager, Bundestagsabgeordnete, Youtuber, Schauspieler. Wer der diesjährigen Jury angehört, haben wir hier aufgeschlüsselt.
Deutscher Computerspielpreis 2019: Mobilegames-Entwickler Philipp Stollenmeyer ist fünf Mal nominiert
Selten zuvor waren die Chancen höher, einen Teil des Preisgeld-Kuchens abzuräumen. Denn die Zahl der Einreichungen ist geradezu spektakulär zurückgegangen – von zuletzt 432 im Jahr 2018 auf nur noch 272. Die Zahl der begutachteten Produkte liegt deutlich niedriger, denn Spiele können in mehreren Kategorien eingereicht werden.
Die besten Chancen darf sich der hessische Appstore-Überflieger Philipp Stollenmayer (Kamibox) ausrechnen: Mit seinen Smartphone-Geschicklichkeits-/Puzzles-Games „Supertype“ und „See / Saw“ kommt er auf fünf Nominierungen in vier Kategorien. Das Bildundtonfabrik-Adventure „Trüberbrook“ wurde ebenfalls in vier Kategorien nominiert. Sowohl „Supertype“ als auch „Trüberbrook“ sind im Rennen um das „Beste deutsche Spiel“: Im (für ihn) besten Fall nimmt Stollenmeyer mehr als eine Viertelmillion Euro mit nach Hause.
Nicht ausgeschlossen ist aber auch, dass Serien- und Vorjahressieger Daedalic Entertainment zwei weitere Trophäen einheimst: Die Hamburger sind mit dem Adventure „State of Mind“ in den Disziplinen Serious Game und Inszenierung nominiert.
Deutscher Computerspielpreis 2019: Die Nominierten in allen Kategorien
Alle Angaben in alphabetischer Reihenfolge:
Bestes Deutsches Spiel (Preisgeld: 110.000 Euro)
- Supertype – Kamibox
- Trüberbrook – Bildundtonfabrik / Headup Games
- Unforeseen Incidents – Backwoods Entertainment / Application Systems Heidelberg
Bestes Kinderspiel (Preisgeld: 75.000 Euro)
- Fiete World – Ahoiii Entertainment
- Laika – Mad About Pandas
- Supertype – Kamibox
Bestes Jugendspiel (Preisgeld: 75.000 Euro)
- Nova Nukers – Lemonbomb Entertainment / Assemble Entertainment
- Trüberbrook – Bildundtonfarbik / Headup Games
- Unforeseen Incidents – Backwoods Entertainment / Application Systems Heidelberg
Bestes Serious Game (Preisgeld: 40.000 Euro)
- Laika – Mad About Pandas
- Moving Tomorrow: A Cultural Journey – Waza / ESCP Europe Business School
- State of Mind – Daedalic Entertainment
Bestes Mobiles Spiel (Preisgeld: 40.000 Euro)
- Marbloid – Supyrb
- See / Saw – Kamibox
- Supertype – Kamibox
Bestes Gamedesign (Preisgeld: 40.000 Euro)
- Supertype – Kamibox
- Synthetik – Flow Fire Games
- Tower Tag – VR-Nerds
Beste Inszenierung (Preisgeld: 40.000 Euro)
- Escape the Lost Pyramid – Ubisoft Blue Byte
- State of Mind – Daedalic Entertainment
- Trüberbrook – Bildundtonfabrik / Headup Games
Beste Innovation (Preisgeld: 40.000 Euro)
- Bcon: The Gaming Wearable – CapLab
- Tower Tag – VR-Nerds
- Trüberbrook – Bildundtonfabrik / Headup Games
Nachwuchspreis – Bestes Konzept (Platz 1: 35.000 Euro / Platz 2 + 3: 15.000 Euro)
- AnotherWhere – HTW Berlin (Benjamin Feder, Dyako Mahmoudi, Laura Reinhardt, Morten Newe)
- Elizabeth – HTW Berlin (Alexander Sartig, Jesco von Puttkamer, Jonathan Kees, Julian Wotjak, Julietta Hofmann, Tobias Hermann)
- Sonority – HdM Stuttgart (Madeline Reinaldo Mendoza, Willi Schorrig, Elisa Schorrig)
Nachwuchspreis – Bester Prototyp (Platz 1: 35.000 Euro / Platz 2 + 3: 15.000 Euro)
- A Juggler’s Tale – Filmakademie Baden-Württemberg (Steffen Oberle, Enzio Probst, Dominik Schön, Sven Bergmann und weitere)
- Meander Book –Marlene Käseberg / HTW Berlin
- Orbital Bullet – Yves Masullo, Robin Mächtel, Corinna Benz / SRH Hochschule Heidelberg
Beste internationale Spielwelt (undotiert)
- Kingdom Come: Deliverance – Warhorse Studios / Koch Media / Deep Silver
- Marvel’s Spider-Man – Insomniac Games / Sony Interactive Entertainment
- Red Dead Redemption 2 – Rockstar Games / Take-Two Interactive
Bestes internationales Multiplayer-Spiel (undotiert)
- Forza Horizon 4 – Playground Games / Turn 10 Studios / Microsoft Deutschland
- Red Dead Online – Rockstar Games / Take-Two Interactive
- Super Smash Bros. Ultimate – Nintendo of Europe
Bestes internationales Spiel (undotiert)
- FAR: Lone Sails – Okomotive / Mixtvision Digital
- God of War – Sony Interactive Entertainment
- Marvel’s Spider-Man – Insomniac Games / Sony Interactive Entertainment
Mögliche Preisträger in der undotierten Kategorie „Sonderpreis der Jury“ werden erst am Abend der Preisverleihung bekannt gegeben. Über den Sieger des ebenfalls undotierten „Publikumspreises“ entscheiden die Spieler selbst – und zwar per Online-Abstimmung ab 6. März.
Disclaimer: GamesWirtschaft-Chefredakteurin Petra Fröhlich gehört auch in diesem Jahr der Jury des Deutschen Computerspielpreises an.