Start Meinung Superwahljahr 2021: Hund oder Katze? (Fröhlich am Freitag)

Superwahljahr 2021: Hund oder Katze? (Fröhlich am Freitag)

0
Szene aus dem Gamechanger-Talk mit Verbands-Geschäftsführer Falk, SPD-Chefin Esken und EA-Deutschland-Chef Kosche (Screenshot: Twitch)
Szene aus dem Gamechanger-Talk mit Verbands-Geschäftsführer Falk, SPD-Chefin Esken und EA-Deutschland-Chef Kosche (Screenshot: Twitch)

Im Vorfeld von Landtags- und Bundestagswahlen bittet der Branchenverband ausgewählte Spitzenpolitiker zum geschmeidigen Twitch-Talk.

Verehrte GamesWirtschaft-Leser,

wussten Sie eigentlich, dass die Vorsitzende der ruhmreichen SPD „sehr, sehr regelmäßig“ mit Finanzminister, Vizekanzler und Kanzlerkandidat Olaf Scholz beziehungsweise dessen Staatssekretär über die Gemeinnützigkeit von E-Sport-Vereinen schwatzt?

Dass Saskia Esken hier (auch) ihren Fokus setzt, wird Kenner der Materie nicht wirklich überraschen, gehörte aber dennoch zu den verblüffenderen Erkenntnissen des sogenannten Gamechanger-Talks, den der Branchenverband gestern erstmals auf der Streaming-Plattform Twitch veranstaltet hat. Durchdekliniert wurden die bekannten Wiedervorlage-Themen: Breitbandausbau, Digitalisierung, Games in Aus- und Weiterbildung.

Wer Esken aufmerksam zuhörte, konnte fast den Eindruck gewinnen, die SPD habe in den vergangenen acht Jahren nicht der Bundesregierung angehört. Zum Beispiel ist es ziemlich egal, ob der widerborstige Innen- und Sport-Minister Seehofer den E-Sport nun sonderlich knorke findet oder nicht – schließlich hätte Genosse Scholz das Thema durch eine stumpfe Ergänzung der Abgabenordnung längst abräumen können.

Im Ergebnis wurde jene E-Sport-Gemeinnützigkeit zwar im aktuell gültigen Koalitionsvertrag versprochen, konnte aber in nur vier Jahren von der E-Sport-Koalition der Willigen weder durch- noch umgesetzt werden. Deshalb steht der wilde Plan fast wortgleich wieder im ‚Zukunftsprogramm‘, mit dem sich die Sozialdemokraten um eine weitere Saison als Juniorpartner einer Bundesregierung bewerben. Die SPD-Chefin will am Ball bleiben und verspricht: „Jede Woche frag´ ich nach: Wie steht es damit?“

Gesegnet ist das Land, das derzeit keine anderen Sorgen hat.

Fröhlich am Freitag - die wöchentliche Kolumne bei GamesWirtschaft
Fröhlich am Freitag – die wöchentliche Kolumne bei GamesWirtschaft

Neben Esken und Game-Geschäftsführer Falk nahm auch Electronic Arts-Country Manager Jens Kosche teil, der mit roundabout 100 Mitarbeitern mehr als 100 Millionen Euro im deutschsprachigen Raum umsetzt, aber in Deutschland keine Games entwickelt. In der Vergangenheit war das Thema „Standortnachteil“ regelmäßig ein Argument, auch mangels staatlicher Subventionen. Jetzt gibt es sie, aber weiterhin keine konkreten Pläne für ein substanzielles EA-Investment in Deutschland.

Das politische Plauderstündchen will der Verband im Superwahljahr mit monatlich wechselnden Gästen abhalten. Viel spricht dafür, dass demnächst weitere Freunde des Hauses die Webcam anwerfen: Lindner, Höferlin oder Hacker von der FDP, Digitalministeriumsministeranwärterin Bär von der CSU, Ziemiak oder Laschet von der großen Unions-Schwester, Kellner, Lazar oder Rößner von den Grünen. Also ein Stückweit ‚preaching to the choir‘.

Doch natürlich ist es im Sinne der politischen Willens- und Meinungsbildung gut und richtig, dass Formate wie diese überhaupt stattfinden. Würden alle Gespräche zwischen Lobby-Verbänden und Spitzenpolitikern so transparent vor aller Augen ausgetragen (und nicht etwa im Gamescom-Gästeclub), bräuchte es erst gar kein Lobbyregister.

In der Schnellfragerunde hat sich Esken beim Thema „Hund oder Katze?“ übrigens für den Hund entschieden. Und bei der Frage „E-Sport oder Olympia?“ … nun, Sie ahnen es.

Ein schönes Wochenende wünscht Ihnen

Petra Fröhlich
Chefredakteurin GamesWirtschaft


Immer freitags, immer kostenlos: Jetzt GamesWirtschaft-Newsletter abonnieren!