Sieben Monate nach Gründung gibt es ein Lebenszeichen vom Parlamentskreis eSports & Games im Bundestag. Anlass: Seehofers Gamerszene-Generalverdacht.
In ihrer heutigen Sitzung hat die Parlamentsgruppe eSports & Games im Bundestag eine Erklärung verabschiedet.
Überschrift: „Kein Zusammenhang zwischen der Affinität zum Spielen und rechtsextremen Gefährdern!“
Die Parlamentsgruppe registriert die Vorbehalte und Unverständnis, die der Games-Community entgegenschlagen und denen die Abgeordneten entgegenwirken möchten. „Deshalb teilen wir Äußerungen, die einen Zusammenhang zwischen der Affinität zum Spielen von Games und rechtsextremen Gefährdern suggerieren, nicht.“
Ohne ihn namentlich zu erwähnen, spielt der Parlamentskreis zwangsläufig auf Interview-Aussagen von Bundesinnenminister Horst Seehofer an. Der CSU-Politiker hatte infolge des rechtsextremistischen, antisemitischen Anschlags von Halle am 9. Oktober angekündigt, die „Gamerszene“ stärker in den Blick nehmen zu wollen. In Unkenntnis von Ermittlungsergebnissen hatte Seehofer erklärt, potenzielle Täter würden sich „Simulationen“ zum Vorbild für Anschlagspläne nehmen. Die Stellungnahme des Innenministers hatte sowohl in seiner eigenen Partei als auch bei der Opposition und bei Verbänden für heftige Kritik gesorgt.
Die Bundestagsabgeordneten legen Wert auf die Feststellung, dass ein derartiger Generalverdacht „den mehr als 30 Millionen Bürgerinnen und Bürgern, die in Deutschland regelmäßig am Smartphone, an der Konsole oder am PC Games spielen“ nicht gerecht werde und keinesfalls zielführend sei.
Die Parlamentsgruppe wolle sich stattdessen für einen fairen und faktenbasierten Umgang mit der Games-Community einsetzen.
Gleichzeitig müsse jeder Einzelne in Games-Communities Verantwortung übernehmen, sobald der Versuch unternommen werde, in ihrer Mitte Hass zu säen. „Radikalisierung findet im Internet in vielen Formen und auf unterschiedlichsten Plattformen statt – unter anderem in Game-Communities, aber auch in geschlossenen Gruppen und anderswo.“
Entwicklungen wie Hate Speech, Rechtsextremismus, Radikalisierung und Versuche einer Instrumentalisierung der Gamerszene müsse gesamtgesellschaftlich entgegengetreten werden.
Dem Gremium, das im März ins Leben gerufen wurde, gehören inzwischen mehr als 40 Abgeordnete aller Fraktionen an. Prominenteste Mitglieder der Parlamentsgruppe eSports & Games: Vorsitzender Manuel Höferlin (FDP), Tabea Rößner (Grüne), Startup-Beauftragter Thomas Jarzombek (CDU), Falko Mohrs (SPD), Saskia Esken (SPD), Nadine Schön (CDU), Britta Dassler (FDP) und Kanzleramtschef Helge Braun (CDU).