Start Politik Gamerszene-Debatte: Seehofer fühlt sich gewollt missverstanden

Gamerszene-Debatte: Seehofer fühlt sich gewollt missverstanden

0
Innenminister Horst Seehofer (CSU) - Foto: Deutscher Bundestag / Achim Melde
Innenminister Horst Seehofer (CSU) - Foto: Deutscher Bundestag / Achim Melde

Innenminister Horst Seehofer wehrt sich gegen die Kritik an seinen Gamerszene-Äußerungen: Er sei bewusst missverstanden worden.

Gegenüber der Augsburger Allgemeinen hat Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) eingeräumt, dass er sich über das Echo auf seine Forderung nach einer „verstärkten Beobachtung der Gamerszene“ geärgert habe. Dieses gewollte Missverstehen sei mittlerweile eine beliebte politische Vorgehensweise geworden, so Seehofer. „Wir bekämpfen Verbrecher und Rechtsextremisten und nicht die Bürger und nicht die Gamer.“

Hintergrund: Drei Tage nach dem Anschlag von Halle am 9. Oktober hatte der CSU-Politiker im Interview mit dem ARD-Magazin „Berlin aus Bericht“ festgestellt, dass „viele Täter sowie potenzielle Täter aus der Gamerszene stammen“. Anlassfrei wies er darauf hin, dass sich manche der Täter Simulationen geradezu zum Vorbild für die Planung von Anschlägen nehmen würden – und reaktivierte damit umgehend die Killerspiel-Debatte.

Die ARD hatte den entsprechenden Interview-Ausschnitt bereits am Tag vor der Sendung in den sozialen Medien geteilt und damit bei Politikern, Spiele-Fans, Verbänden und Influencern wie LeFloid, Gronkh und Rezo heftige Reaktionen ausgelöst. Auch Parteikollegen wie Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatten sich von Seehofers Position distanziert.

Die Debatte um die Rolle der Computerspiele-Industrie mit Blick auf den Anschlag in Halle hält auch nach Seehofers Interview weiter an. Am Wochenende hatte die Frankfurter Allgemeine Zeitung führende Games-Plattformen und rechtsextreme Foren unter die Lupe genommen und den Beitrag mit „Vom Ballerspiel zum Mordanschlag“ überschrieben. Der Täter von Halle habe seine Attacke aussehen lassen wollen wie ein Videospiel. Worauf sich diese These konkret stützt, geht aus dem Artikel (hinter Paywall) nicht hervor. Die URL des Artikels lautet: „Anschlag von Halle: Vom Ballerspiel zum Rassenmord“.

Auch die Süddeutsche Zeitung stellt in einem Beitrag vom 22. Oktober die Behauptung in den Raum, der Täter sei ein Gamer. Tatsächlich bewegen sich diese Ausführungen im Bereich der Spekulation: Zur Stunde hat der zuständige Generalbundesanwalt noch keine Ermittlungsergebnisse veröffentlicht, die darauf hindeuten, ob und welche Computerspiele der Täter überhaupt genutzt hat.

Mittlerweile hat die Innenministerkonferenz der Länder gemeinsam mit dem Innenministerium ein Maßnahmenpaket verabschiedet. Geprüft werden soll unter anderem, ob Spiele-Plattformen in das Netzwerkdurchsetzungsgesetz aufgenommen werden: Das NetzDG betrifft bislang Anbieter wie YouTube oder Facebook, nicht aber Steam, das PlayStation Network oder Twitch. Auch mögliche Identitätsprüfungen für Online-Spiele mit höherer Alterseinstufung sind Teil des Pakets.


Mit der „Gamerszene“-Debatte setzt sich auch die aktuelle Folge der Kolumnen-Reihe „Fröhlich am Freitag“ auseinander.