Start Wirtschaft Coronakrise: Mehrheit deutscher Games-Unternehmen erwartet negative Auswirkungen

Coronakrise: Mehrheit deutscher Games-Unternehmen erwartet negative Auswirkungen

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Der Game-Verband mit Sitz in Berlin vertritt mehr als 300 Spielehersteller und Studios in Deutschland.
Der Game-Verband mit Sitz in Berlin vertritt mehr als 300 Spielehersteller und Studios in Deutschland.

Noch haben die meisten Games-Entwickler die Coronakrise zumindest wirtschaftlich im Griff. Doch der Branchenverband Game mahnt Bund und Länder zu schneller Hilfe.

Mehr als 300 Studios, Publisher, Dienstleister, Ausbilder und Standortinitiativen vertritt der Industrieverband Game mit Sitz in Berlin. In Nicht-Corona-Zeiten läge der Fokus derzeit auf dem Ostergeschäft und auf der Vorbereitung der Weltleitmesse Gamescom, die weiterhin ab dem 25. August auf dem Kölner Messegelände stattfinden soll. Mit der PlayStation 5 und der Xbox Series X steht ab Herbst außerdem eine neue Konsolen-Generation auf dem Programm.

Doch der Alltag der deutschen Spiele-Entwickler und -Vermarkter wird derzeit von den Auswirkungen der globalen Corona-Pandemie bestimmt, die sich schon jetzt sehr konkret auf das Geschäft auswirkt. Zwei Hauptabsatzkanäle – die Filialen von MediaMarkt und Saturn – fallen bis auf Weiteres aus. Gleichzeitig stockt der Nachschub an Konsolen und Peripherie aus Fernost: Die Nintendo Switch ist nahezu bundesweit ausverkauft – die Preise steigen deutlich. Konferenzen, Messen und Kongresse sind bis mindestens Juni abgesagt, was Geschäftsanbahnungen und Vertragsabschlüsse verzögert. Meetings und Bewerbungsgespräche finden per Videokonferenz statt.

Die Corona-Bremsspuren sind auch in der jüngsten Mitglieder-Befragung des Verbands zu besichtigen:

  • 84 Prozent bekommen die Krise aktuell noch gut gemeistert
  • 87 Prozent haben auf Home-Office-Betrieb umgestellt
  • 62 Prozent rechnen damit, dass sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen kurzfristig verschlechtern
  • 62 Prozent erwarten kurzfristig negative oder sehr negative Auswirkungen auf den Geschäftsbetrieb

Besonders dramatisch ist die Lage bei Veranstaltern, Dienstleistern und im E-Sport-Sektor. So rechnet E-Sport-Weltmarktführer MTG allein im ersten Halbjahr 2020 mit einem Umsatz-Rückgang von bis zu 45 Prozent. In Deutschland beschäftigt die Kölner MTG-Tochter ESL Gaming rund 250 Mitarbeiter.

Schon jetzt sei laut Verband absehbar, dass immer mehr Unternehmen in finanzielle Nöte gerieten. Deshalb müssten staatliche Hilfen und Förderprogramme so schnell und unbürokratisch erfolgen wie möglich – gerade der Zugang zu Krediten und Zuschüssen müsse beschleunigt werden. Der Game-Verband schlägt vor, dass die Grenze von prüfungsfreien Krediten erhöht wird und die Hausbanken von der Haftung befreit werden, sobald die KfW einspringt. Dadurch könnten zeitaufwändige Bonitätsprüfungen auf ein Minimum reduziert werden oder gar ganz entfallen.

Auch die Förder-Institutionen von Bund und Ländern mühen sich derzeit, bürokratische Hemmnisse abzubauen und Vorgaben zu lockern. So hat das Verkehrsministerium Anfang dieser Woche angekündigt, dass die Antragsteller der De-Minimis-Beihilfe den Entwicklungsbeginn vorziehen dürfen.

„Einerseits haben sich die Unternehmen der Games-Branche als digitale Vorreiter schnell an die neue Arbeitssituation angepasst und können so den Geschäftsbetrieb weiterführen“, analysiert Branchenverbands-Geschäftsführer Felix Falk. „Andererseits bringt die aktuelle Corona-Pandemie auch immer mehr Unternehmen in existenzielle Nöte.“ Jetzt seien die Verantwortlichen staatlicher Förderprogramme gefragt, besonders flexibel, schnell und unbürokratisch zu agieren, damit die betroffenen Unternehmen diese Krise überstehen.

Einzelne Unternehmen ergreifen ihrerseits die Initiative, um für die Einhaltung der Ausgangsbeschränkungen zu werben: So findet in dieser Woche der Stay Safe Jam! Statt. Dem Aufruf des Hannoveraner Spielestudios Nukklear („Comanche“) haben sich viele kleine und große Unternehmen und Initiativen angeschlossen.