Zur großen Überraschung von ungefähr niemandem hat sich das IOC für Saudi-Arabien als Ausrichter der Olympic Esports Games 2025 entschieden.
Update vom 24. Juli 2024: IOC-Präsident Thomas Bach ließ den Blick noch einmal durch den Saal schweifen und vergewisserte sich: keine Gegenstimmen, keine Enthaltungen. Damit hat sich die IOC-Vollversammlung bei ihrer gestrigen Sitzung in Paris einstimmig für die Ausrichtung der Olympic Esports Games ausgesprochen, die ab 2025 „regelmäßig“ und über einen Zeitraum von zunächst zwölf Jahren in Saudi-Arabien ausgetragen werden sollen.
Die Zahlen ließen sich nicht ignorieren, so Bach, der von einer „historischen“ Entscheidung sprach: Wenn Olympia und dessen Werte im Leben junger Menschen weiterhin stattfinden sollen, dann müsse man dort hin gehen, wo diese jungen Menschen sind – und die würden sich nun mal im Digitalen bewegen.
Das Internationale Olympische Komitee will nun geeignete Strukturen aufbauen, die aber organisatorisch und finanziell losgelöst sind vom traditionellen sportlichen Betrieb. Zusammen mit dem saudischen Nationalen Olympischen Komitee (NOC) sollen Vorschläge für Spielstätten, den Zeitraum, den Qualifikations-Prozess und insbesondere die praktizierten Computerspiele ausgearbeitet werden.
Mit der IOC-Entscheidung zementiert Saudi-Arabien die bereits jetzt bestehende Monopol-Stellung mit Blick auf die Ausrichtung und Durchführung von E-Sport-Turnieren und -Events, die von milliardenschweren Übernahmen und Beteiligungen an Games-Unternehmen geprägt sind. Derzeit findet in der saudischen Hauptstadt die 1. ‚E-Sport-WM‘ (Esports World Cup) statt.
Das Königreich steht in der Kritik von internationalen Menschenrechts-Organisationen, etwa mit Blick auf Meinungs- und Pressefreiheit, Rechtsstaatlichkeit und die exzessive Anwendung der Todesstrafe.
Olympic Esports Games 2025: IOC votiert für Saudi-Arabien
Meldung vom 12. Juli 2024: Das Königreich Saudi-Arabien ist Austragungsort der ersten Olympic Esports Games, die ab 2025 stattfinden sollen. Darauf hat sich das Executive Board des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) bei der Sitzung im Vorfeld der Olympischen Sommerspiele 2024 in Paris (Start: 26. Juli) verständigt.
Der Vertrag hat eine Laufzeit von zwölf Jahren. Im nächsten Schritt sollen Termine, Spielstätten und Disziplinen definiert werden.
Die Entscheidung zugunsten der E-Sport-Olympiade im Wüstenstaat hatte sich bereits Mitte Juni abgezeichnet, als IOC-Präsident Thomas Bach von „weit fortgeschrittenen Verhandlungen“ mit einem potenziellen Gastgeber gesprochen hatte. Innerhalb des IOC soll eine separate E-Sport-Einheit mit eigener Organisation und Finanzierung entstehen.
Bach hatte in der Vergangenheit regelmäßig „rote Linien“ mit Blick auf die eigenen Werte skizziert – damit gemeint war allerdings nicht etwa die Menschenrechts-Situation vor Ort oder der Umgang mit LGBTQ-Community und Regimekritikern, sondern die Auswahl der E-Sport-Titel. Der IOC-Chef hatte mehrfach klargestellt, dass „Killer Games“ (O-Ton) niemals Teil der olympischen Bewegung sein könnten, weil sie „Gewalt und Diskriminierung“ verherrlichen und befördern. Für diese Position war Bach unter anderem vom Branchenverband Game scharf kritisiert worden.
Bliebe es bei dieser „roten Linie“, würden bei den Olympic Esports Games nicht die marktführenden Titel wie Counter-Strike 2 oder Call of Duty praktiziert, sondern weiterhin Sportsimulationen, die sich entlang der olympischen Äquivalente bewegen. Bei einem ‚Testlauf‘ in Singapur kamen unter anderem Virtual Regatta, Gran Turismo und Just Dance zum Einsatz. Als potenzielle Kandidaten gelten außerdem Titel wie EA Sports FC (Fußball) oder NBA 2K (Basketball).
Durch die prestigeträchtige IOC-Zusage wächst der Einfluss von Saudi-Arabien auf die globale Games- und E-Sport-Industrie. Die Monarchie ist über den Staatsfonds bereits an führenden Spieleherstellern wie Nintendo, Electronic Arts oder Take-Two Interactive beteiligt. Die saudische Hauptstadt Riad ist zudem seit Anfang Juli Schauplatz des achtwöchigen Esports World Cup 2024: Die jährlich ausgetragene ‚E-Sport-Weltmeisterschaft‘ wird von der staatseigenen ESL-Faceit-Gruppe organisiert und lockt Profi-Teams mit einem Rekord-Preisgeld von 60 Millionen Dollar.
Weil Saudi-Arabien sich modern präsentiert und ein Mekka des Gamings werden will, wundert es wirklich niemanden.
Keine „Killerspiele“ als Sport zulassen, aber in einem Land die Spiele des „Friedens“ austragen lassen, in dem die meisten Hinrichtungen weltweit stattfinden.
Ich rieche hier Doppelmoral
Dann sollte man diese Veranstaltung vom Fleck weg beukotieren. Denn die saudischen „Killer Games“, die „Gewalt und Diskriminierung“ gegen Minderheiten verherrlichen, sind ja dann wohl entgegen der moralischen Aufstellung des olympischen Komitees. So eine heuchlerische Nummer habe ich selten gesehen, aber wenn es ums Geld geht ist man anscheinend auf beiden Augen blind und taub
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