Start Sport eSport-Dissens: Game widerspricht IOC-Chef Thomas Bach

eSport-Dissens: Game widerspricht IOC-Chef Thomas Bach

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IOC-Präsident Thomas Bach kann sich eSport bei Olympia vorstellen - allerdings in engen Grenzen (Foto: IOC/Greg Martin)
IOC-Präsident Thomas Bach kann sich eSport bei Olympia vorstellen - allerdings in engen Grenzen (Foto: IOC/Greg Martin)

Der Industrie-Verband Game wehrt sich gegen Vorbehalte und Vokabular von Olympia-Chef Thomas Bach, der im olympischen Betrieb keine „gewaltverherrlichen Games“ oder „Killerspiele“ sehen will. Game-Geschäftsführer Felix Falk lädt Bach zur Gamescom 2018 ein.

Der Berliner Branchenverband Game hat vor wenigen Tagen einen Brief formuliert und nach Lausanne geschickt. Adressat: Thomas Bach, Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC). Anlass: In einem Gespräch mit dem Mannheimer Morgen hatte Bach zwar die Relevanz von eSport-Disziplinen fürs olympische Programm eingeräumt. Gleichzeitig will der IOC-Präsident keine Spiele zulassen, die aus Verbands-Sicht die Werte des IOC verletzen. Konkret spricht Bach von „Killerspielen“ und „gewaltverherrlichenden Spielen“.

Game-Geschäftsführer Felix Falk verweist darauf, dass gewaltverherrlichende Spiele per Gesetz verboten seien – auf keinen einzigen eSport-Titel träfe diese Umschreibung zu. Unklar bleibt, ob Bach die Formulierung im juristischen Sinne verwendet hat oder eine persönliche Wertung vornimmt.

Falk argumentiert, dass kämpferische Auseinandersetzungen lediglich ein Stilmittel seien. Schließlich simulieren auch olympische Disziplinen wie Bogenschießen, Ringen, Biathlon, Judo oder Karate kämpferische Handlungen.

eSport-Debatte: Game schickt offenen Brief an IOC-Präsident Thomas Bach

An die Adresse von Thomas Bach formuliert Falk die Bitte, dass die Gremien „interessiert und aufgeschlossen in die Diskussion um Computer- und Videospiele und eSports“ gehen. Insbesondere sollte die Debatte nicht mit „politischen Kampfbegriffen“ unnötig eingeengt werden – zumal drei Viertel aller Spiele eine USK-Altersbewertung von 0, 6 oder 12 Jahren aufweisen und andere Themen als Gewalt behandeln, was Organisationen des klassischen Sports nicht ignorieren sollten.

Was er nicht sagt: Kommerziell ist die Bedeutung von Spielen mit Freigaben ab 12, 16 und 18 Jahren ungleich höher, gerade im eSport. Zu den meistgespielten, meistgestreamten und höchstdotierten Titeln zählen Spiele wie „Counter-Strike Global Offensive“, „Playerunknown’s Battlegrounds“, „Call of Duty“, „Rainbow Six Siege“ und „Overwatch“ – inzwischen zählt auch „Fortnite“ dazu.

Wem gehört der eSport? Die Top 10 der wichtigsten Disziplinen - plus das Verfolgerfeld (Stand: März 2018)
Wem gehört der eSport? Die Top 10 der wichtigsten Disziplinen – plus das Verfolgerfeld (Stand: März 2018)

Aus Sicht von Falk seien Computerspiele ein Spiegel der Gesellschaft und greifen das auf, was sich in der Welt ereignet. Gesellschaftliche Werte würden nicht nur durch den Sport, sondern auch durch Games und eSport vermittelt.

Der Game-Geschäftsführer schließt mit einem Appell: „Sehr geehrter, lieber Herr Bach, lassen Sie uns zusammen und unvoreingenommen Gemeinsamkeiten suchen und die großen Chancen nutzen!“ – verbunden mit einer Einladung zur Gamescom 2018, um dort einige der „spannendsten eSports-Turniere zu erleben.“

Der komplette Wortlaut des Briefs an Thomas Bach ist auf der Website des Branchenverbands abrufbar.