Start Wirtschaft Corona-Auswirkungen: „Rein wirtschaftlich dürfte das Jahr 2020 gut werden.“

Corona-Auswirkungen: „Rein wirtschaftlich dürfte das Jahr 2020 gut werden.“

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Klaus Schmitt ist Gründer und Geschäftsführer von Upjers in Bamberg (Foto: Upjers GmbH)
Klaus Schmitt ist Gründer und Geschäftsführer von Upjers in Bamberg (Foto: Upjers GmbH)

Das erste Corona-Halbjahr lief für die Games-Branche überwiegend fantastisch – zumindest wirtschaftlich. Bleibt das so? Unternehmer und Gründer wagen eine Prognose.

Die ungeteilte Aufmerksamkeit der deutschen Spiele-Entwickler ist Andreas Scheuer gewiss: Am kommenden Donnerstag wird der CSU-Verkehrsminister dem Vernehmen nach im Rahmen seines Gamescom-Auftritts preisgeben, ab wann und auf welche Weise Hunderte Millionen Euro in der deutschen Videospiel-Industrie verteilt werden sollen.

Bislang waren Anträge als Teil eines „Testlaufs“ auf 200.000 Euro gedeckelt – künftig sind deutlich höhere Zuschüsse drin. Das Ziel: international wettbewerbsfähige Games made in Germany. Scheuers Ministerium geht davon aus, dass erste Schecks noch vor Weihnachten ausgestellt werden – die Opposition zweifelt daran, aus Gründen.

Fakt ist: Bis die geförderten Games auf den Markt kommen, werden noch viele Monate, teils Jahre, ins Land gehen. Bis dahin hofft die Branche auf die Fortsetzung jener Sonderkonjunktur, die ihr Lock- und Shutdowns, Home-Office/-Schooling und andere Corona-Auflagen beschert haben. In der anhaltenden Pandemie hat sich die Spiele-Entwicklung als bemerkenswert krisenfest erwiesen.

 

Wie sich Corona mittel- und langfristig auf die deutsche Games-Industrie auswirken könnte, darüber haben sich namhafte Unternehmer, Gründer und Manager Gedanken gemacht.

Die heutige Folge ist der letzte Teil einer fünfteiligen Corona-Serie:


Corona-Auswirkungen: „Rein wirtschaftlich dürfte das Jahr 2020 gut werden.“

GamesWirtschaft: Welche wirtschaftlichen Corona-Auswirkungen erwartet ihr für die deutsche Spielebranche als Ganzes?


Tom Burck, Gameforge
Tom Burck, Gameforge

Tom Burck, Chief Officer Customers & HR bei Gameforge („OGAME“) in Karlsruhe

Es ist natürlich ein schwerer Rückschlag, dass die großen Messen und Konferenzen nur eingeschränkt stattfinden. Und abgesehen von den verlorenen Möglichkeiten, zu werben, zu netzwerken, zu handeln, denken wir auch an die branchennahen Firmen, deren Grundlage das Veranstaltungsgeschäft ist: Es hat viele Messebauer und Agenturen hart getroffen, mit denen wir seit vielen Jahren arbeiten.

Dennoch können wir uns als Branche doch glücklich schätzen, dass unser Kerngeschäft nicht betroffen ist. Ich sehe auch für die deutsche Branche als Ganzes keine tiefgreifenden negativen Auswirkungen.


Konstantin Kronfelder, Boxelware
Konstantin Kronfelder, Boxelware

Konstantin Kronfelder, Gründer von Boxelware („Avorion“) in Erlangen

Für die Branche als solche sehen wir die Corona-Auswirkungen zunächst mal als Chance, aber wir sind uns nicht sicher, was dann in Zukunft in einer eventuell kommenden Wirtschaftskrise passieren wird. Deswegen sind wir mit solchen Prognosen sehr vorsichtig.


Jan Theysen, King Art Games
Jan Theysen, King Art Games

Jan Theysen, Geschäftsführer von King Art Games („Iron Harvest“) in Bremen

Schwer zu sagen. Die Menschen haben mehr Zeit, um Spiele zu spielen, aber weniger Geld, um sie zu kaufen. Vermutlich hängt es auch davon ab, wie lange wir noch damit zu tun haben.

Sollte im Frühjahr nächsten Jahres alles vorbei sein, sieht die Welt sicherlich anders aus, als wenn wir noch ein Jahr dran hängen müssen.


Klaus Schmitt, Upjers
Klaus Schmitt, Upjers

Klaus Schmitt, Geschäftsführer von Upjers („My Free Farm 2“) in Bamberg

Rein wirtschaftlich dürfte das Jahr 2020 für die Spielebranche gut werden.

 

 


Christopher Kassulke, HandyGames
Christopher Kassulke, HandyGames

Christopher Kassulke, Geschäftsführer von HandyGames („Clouds & Sheep“) in Giebelstadt

Corona hat Vielen aus der Branche steigende Nutzerzahlen beziehungsweise Verkäufe am Anfang des Lockdowns beschert. Jedoch überwiegt in letzter Zeit auch die Sorge nach dem Arbeitsplatz und eine abkühlende globale Wirtschaft, welche sich sicherlich auch in der Nutzung sowie auch im Kauf neuer Titel bemerkbar machen wird.

Publisher agieren teilweise vorsichtiger beziehungsweise scheuen das Risiko.

Dank der neuen Konsolen Generation sowie einigen neuen Playern am Markt werden auch die nächsten Monate beziehungsweise Jahre sehr spannend für Publisher wie HandyGames werden. Die zögerliche Games-Förderung in Deutschland trägt dann auch nicht wirklich dazu bei, etwas Entspannung herbei zu führen.

Ich hoffe, dass wir endlich einen Durchbruch in diesem Bereich zur Gamescom sehen werden – um so gestärkt als deutsche Branche aus der Krise hervorzugehen.


Frederik Hammes, Travian Games
Frederik Hammes, Travian Games

Frederik Hammes, Geschäftsführer von Travian Games („Rail Nation“) in München

Ich denke, dass die Branche mit dem Game-Verband und der Politik die richtigen Weichen in Form der Förderung gestellt hat, die gerade zu Corona-Zeiten „Gold wert“ sein könnten.

Ich sage „könnten“, weil sich zum einen das Freizeitbudget bei den Zielgruppen durch die gesamtwirtschaftliche Lage mit Verzögerung verringern könnte. Zum anderen, weil die Vergabe der Förderung doch noch um einiges reibungsloser von statten gehen könnte.

Einen weiteren interessanten Aspekt finde ich, dass Kinder und Jugendliche durch das Thema Gaming oft sehr viel näher an Themen wie Online-Kommunikation und Online-Learning sind als die Bildungsträger, wovon letztere profitieren werden. Das könnte dem Thema Gaming einen Schub an Anerkennung bringen.


Johannes Roth, Mimimi Games
Johannes Roth, Mimimi Games

Johannes Roth, Geschäftsführer von Mimimi Games („Desperados 3“) in München

Wir schauen ungern in die Glaskugel. Aber eines der größten Probleme erscheint mir bei Start-Ups und Newcomern das fehlende Networking zu sein, um Vertrauen aufzubauen sowie potenzielle Partner bei einem Event kennenzulernen.

 


Anika Thun, Kalypso Media
Anika Thun, Kalypso Media

Anika Thun, International Marketing Director bei Kalypso Media („Commandos“) in Worms

Generell sollte die Krise keine große wirtschaftlichen Auswirkungen auf Games-Unternehmen haben, aber es könnte schon sein, dass gerade kleinere Unternehmen, Start-Ups und Entwickler durch Bürokratie und Förderungsstau bedingt durch die strukturelle Überlastung staatlicher Organe Probleme bekommen, die Liquidität aufrecht zu erhalten.


Carsten Fichtelmann, Daedalic Entertainment
Carsten Fichtelmann, Daedalic Entertainment

Carsten Fichtelmann, Geschäftsführer von Daedalic Entertainment („Lord of the Rings: Gollum“) in Hamburg

Wir erwarten stabiles Umsatzwachstum etwas über Vorhersage „ohne Corona“. Für viele Unternehmen ist es von erheblicher Bedeutung, dass nun endlich das große Programm der deutschen Games-Förderung startet und die Anträge schneller als die De-minimis-Anträge abgearbeitet werden.


Benjamin Zuckerer, CipSoft
Benjamin Zuckerer, CipSoft

Benjamin Zuckerer, Geschäftsführer von CipSoft („Tibia“) in Regensburg

Wir denken, dass die Spielebranche sehr krisenresistent und letztlich sogar ein Profiteur der Coronakrise ist. Insbesondere Unternehmen mit Onlinespielen profitieren aktuell stark.

Es gibt aber natürlich auch Probleme, zum Beispiel für kleinere Studios und bei der Anbahnung neuer Projekte.


Goodgame Studios, Hamburg
Goodgame Studios, Hamburg

Goodgame Studios (u. a. „Big Farm“), Hamburg

Es ist schwer, hier eine Prognose abzugeben, da die möglichen wirtschaftlichen Auswirkungen je nach Unternehmen und den damit verbundenen Projekten sehr unterschiedlich sein können.

Ein kleines Start-Up wird sehr wahrscheinlich deutliche Auswirkungen merken, wenn das erste Projekt noch im Pitching ist und vielleicht sogar Zahlungen von Dritten ausfallen. Im Gegensatz dazu – soweit man die bisher veröffentlichten Zahlen der Mitanbieter deuten kann – werden etablierte Unternehmen sogar einen Aufwind erleben.

Im Endeffekt hoffen wir, dass Videospiele einen Teil dazu beitragen, die Corona-Krise zumindest mental zu überstehen und Menschen einen Augenblick der Freude und Gelassenheit wiedergeben können, während wir allen Unternehmen der Branche ein gutes Gelingen für die kommenden Wochen und Monate wünschen.