Teil 4 der Corona-Serie: Die Krise dreht den Arbeitsmarkt auf links – Deutschlands Games-Studios erweisen sich als vergleichsweise robust.
Kurzarbeit, Filial- und Werksschließungen, Stellenabbau: In vielen Branchen geht die Angst vor tiefen Einschnitten in der Belegschaft um. Unternehmen, die vor Corona vor Kraft kaum laufen konnten, kämpfen ums Überleben – manches Geschäftsmodell steht vor dem Aus.
Derweil in den meisten Entertainment-Industrien – etwa im Bereich Live-Musik, im Sport oder in der Kino-Branche – immer noch vielerorts die Bänder still stehen, haben Games-Anbieter vergleichsweise schnell und geräuschlos auf Home-Office-Betrieb umstellen können. Das soll in immer mehr Unternehmen beibehalten werden, auch über 2020 hinaus.
Doch natürlich sind auch Computerspiele-Entwickler nicht immun gegen eine Eintrübung der Weltkonjunktur – zumal die größten Absatzmärkte nicht vor der Haustür liegen, sondern im europäischen Umland, in Nord- und Südamerika, im Nahen Osten oder in Asien. Nicht ausgeschlossen, dass dort das Spielgeld nicht mehr so locker sitzt wie noch in der ersten Jahreshälfte 2020.
Wie bewerten Unternehmer und Gründer die Lage auf dem deutschen Games-Arbeitsmarkt vor dem Hintergrund von Pandemie und Rezession? Wird das Games-Gewerbe mit einem blauen Auge davonkommen oder plant es gar Neueinstellungen?
Die heutige Folge ist Teil einer fünfteiligen Corona-Serie:
- Montag (17.8.): So haben sich deutsche Studios im Lockdown geschlagen
- Dienstag (18.8.): Diese Erwartungen haben deutsche Studios für das Gesamtjahr 2020
- Mittwoch (19.8.): Das sind die größten Herausforderungen für deutsche Studios
- Donnerstag (20.8.): So werden sich die Mitarbeiterzahlen entwickeln
- Ab Freitag (21.8.): Diese Auswirkungen hat Corona auf die deutsche Games-Industrie

Corona-Serie: „Werden zum Jahresende wesentlich mehr Mitarbeiter beschäftigen.“
GamesWirtschaft: Werdet ihr am Jahresende voraussichtlich mehr, weniger oder ungefähr genauso viele Mitarbeiter wie Anfang des Jahres beschäftigen?
Hinweis: Eine laufend aktualisierte Übersicht mit den Beschäftigtenzahlen der größeren Studios finden Sie hier. Zur Gamescom 2020 erfolgt ein umfassendes Update.

Anika Thun, International Marketing Director bei Kalypso Media („Railway Empire“) in Worms
Die gesamte Kalypso-Gruppe wird zum Jahresende wesentlich mehr Mitarbeiter beschäftigen – plus ca. 30 bis 40 Prozent.
Dies entspricht jedoch unserer längerfristigen Wachstumsstrategie und ist auch der Tatsache geschuldet, dass wir weitere Entwicklungskapazitäten wie zum Beispiel Claymore Studios in Darmstadt, aufgebaut haben und weiter ausbauen.

Carsten Fichtelmann, Geschäftsführer von Daedalic Entertainment („Deponia“) in Hamburg
Durch die Einschnitte und Gesellschafterveränderungen am Anfang des Jahres werden wir nicht ganz das Niveau am Ende des Jahres wieder erreichen.
Aber wir sind aktuell ein Unternehmen, das wieder einstellt.

Jan Theysen, Geschäftsführer von King Art Games („Iron Harvest“) in Bremen
Tendenziell genauso viele oder ein paar mehr.

Christopher Kassulke, Geschäftsführer von HandyGames („Through the Darkest of Times“) in Giebelstadt
HandyGames wächst auch während der Coronakrise weiter. Alleine im Monat August verzeichnen wir fünf neue internationale Teammitglieder. Darüber hinaus haben wir noch einige neue Stellen zu besetzen.
Wir planen den Standort Giebelstadt in den nächsten Monaten deutlich im Bereich Publishing und Entwicklung auszubauen.

Klaus Schmitt, Geschäftsführer von Upjers („Horse Farm“) in Bamberg
Wir haben aktuell ca. 120 Mitarbeiter und wollen dieses Level halten.

Frederik Hammes, Geschäftsführer von Travian Games („Travian Legends“) in München
Bis Jahresende werden es ungefähr genauso viele Mitarbeiter sein (180 in Köln und München, Anm. d. Red.).

Johannes Roth, Geschäftsführer von Mimimi Games („Desperados 3“) in München
Aktuell beschäftigt Mimimi Games ca. 25 Mitarbeiter. Bis Ende des Jahres wollen wir mit Blick auf unser nächstes Projekt (Codename: „Süßkartoffel“, ein weiteres Echtzeit-Taktik-Spiel) unser Team auf ca. 35 Mitarbeiter vergrößern.
Wir stellen in allen Bereichen an und suchen insbesondere einen IT-Manager mit Herz fürs Gaming und im Bereich Programmierung. Wer Interesse hat, schaut auf unserer Homepage vorbei.

Tom Burck, Chief Officer Customers & HR bei Gameforge („Ikariam“) in Karlsruhe
Wir wachsen derzeit Monat für Monat, am Jahresende werden wir auf jeden Fall über dem Vorjahresende liegen. Und wir planen weiter zu wachsen: Zum Zeitpunkt dieses Artikel haben wir 22 offene Stellen.

Konstantin Kronfelder, Gründer von Boxelware („Avorion“) in Erlangen
Genauso viele!

Benjamin Zuckerer, Geschäftsführer von CipSoft („Tibia“) in Regensburg
Wir werden am Ende des Jahres vermutlich etwa genauso viele Mitarbeiter wie anfangs beschäftigen, also fast 100.

Goodgame Studios („Goodgame Empire“), Hamburg
Bei Goodgame Studios arbeiten wir derzeit an unseren bestehenden Spielen und es befinden sich ebenfalls Neuentwicklungen in der Pipeline, so dass wir voraussichtlich bis zum Ende des Jahres das Fachpersonal in fast allen Abteilungen aufstocken werden und somit unter dem Schnitt mehr Mitarbeiter als am Anfang des Jahres beschäftigen werden.
Momentan sind auf unserer Webseite knapp 20 offene Stellen ausgeschrieben – aber auch Initiativ-Bewerbungen sind immer gerne gesehen.