Start Wirtschaft Daedalic-CEO Fichtelmann: „Wie es sich anfühlt? Sehr geil.“

Daedalic-CEO Fichtelmann: „Wie es sich anfühlt? Sehr geil.“

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Daedalic Entertainment beschäftigt an den Standorten Hamburg und München rund 60 Mitarbeiter (Stand: Mai 2020)
Daedalic Entertainment beschäftigt an den Standorten Hamburg und München rund 60 Mitarbeiter (Stand: Mai 2020)

Aus einer Konzerntochter wird wieder ein eigenständiges, unabhängiges Unternehmen: Daedalic-Gründer Carsten Fichtelmann über den heute bekannt gewordenen Management Buyout.

Nirgendwo sonst in Deutschland stehen so viele Computerspielpreis-Trophäen in der Vitrine wie in einem Gewerbepark im Norden Hamburgs: Seit 2007 produziert Daedalic Entertainment vielfach prämierte PC-, Konsolen- und Mobile-Games – darunter „Deponia“, „The Long Journey Home“, „Silence“ und „Shadow Tactics: Blades of the Shogun“ (als Publisher).

Exakt sechs Jahre nach dem Einstieg der Kölner Verlagsgruppe Bastei Lübbe AG (u. a. „Inferno“, „Sturz der Titanen“) wird aus der Daedalic Entertainment GmbH wieder ein weitgehend unabhängiges Unternehmen in Privathand: Mit Ausnahme eines 10-Prozent-Pakets hat das Management rund um Daedalic-Gründer Carsten Fichtelmann die Mehrheit der Anteile von Lübbe zurückgekauft. Der Buch-Verlag zieht sich damit fast vollständig aus dem Games-Publishing zurück.

Wir erreichen Fichtelmann nur wenige Minuten, nachdem der überraschende Deal öffentlich wurde:

Daedalic-Gründer Fichtelmann: „Wie es sich anfühlt? Sehr geil.“

GamesWirtschaft: Mit dem Rückkauf der Daedalic-Anteile bekommt ihr die nahezu vollständige wirtschaftliche und kreative Kontrolle über euer Unternehmen und das Portfolio zurück – ohne, dass Gremien und Aktionäre mitreden. Wie fühlt sich das für euch an?

Fichtelmann: Sehr geil. Stephan Harms (Co-Geschäftsführer und COO, Anm. d. Red.) und ich haben in den letzten drei Wochen oft sehr schlecht geschlafen. Ich denke, das wird in Zukunft nicht viel besser mit dem ruhigen Schlaf, aber die Gründe sind besser.

Man muss auch einräumen, dass es in den letzten sechs Jahren zu jedem Zeitpunkt 100 Prozent kreative Kontrolle und auch nahezu 100%ige wirtschaftliche Kontrolle gab.

Noch vor drei Monaten hat Lübbe das Daedalic-Geschäftsmodell in aller Öffentlichkeit als „nicht zukunftsfähig“ und als „nicht tragfähig“ bezeichnet. Ihr seht das sehr offenkundig sehr anders. Wie ist es denn nun um die Zukunftsfähigkeit von Daedalic wirklich bestellt?

Das ist das Schöne am Leben. Wenn alle gesund bleiben, wird man darauf in drei bis vier Jahren eine Antwort haben. Unser Ziel ist offenkundig, dass man dann sagen wird: ‚Es war Wahnsinn und riskant, die Anteile zurückzukaufen – aber es war der richtige Schritt.‘

Die beiden Geschäftsführer von Daedalic Entertainment: COO Stephan Harms und CEO Carsten Fichtelmann (Foto: Daedalic)
Die beiden Geschäftsführer von Daedalic Entertainment: COO Stephan Harms und CEO Carsten Fichtelmann (Foto: Daedalic)

Die Entwicklung von „Der Herr der Ringe: Gollum“ wird noch mindestens eineinhalb Jahre dauern. Wie finanziert ihr euer bislang größtes Projekt?

Bislang komplett aus eigenem Cashflow. Ob hier Finanzierungspartner hinzukommen, wird man in den kommenden Monaten sehen.

Abschließend: Wie sieht der weitere Fahrplan für das laufende Jahr aus? Und inwieweit beeinflussen die globalen Corona-Einschränkungen derzeit euren Geschäftsbetrieb?

Es stehen noch einige Releases in 2020 an. Wir wollen diese so erfolgreich wie möglich gestalten, um weiter agil bleiben zu können. Aktuell befinden wir uns in einem kräftezehrenden Marathon.

Wir sind bis auf Buchhaltung, IT und HR (Human Resources = Personalabteilung, Anm. d. Red.) zu 95 Prozent im Home Office. Und sowohl auf Seiten der Entwicklung als auch im Publishing läuft das sehr gut.

Es wird wohl eher schwierig, irgendwann wieder geordnet ins Büro zurückzufinden. Die Argumente gegen Home Office sind sehr schwach geworden.