Start Politik Computerspielpreis-Bundesliga: So schneiden die Bundesländer ab

Computerspielpreis-Bundesliga: So schneiden die Bundesländer ab

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5 der 15 Computerspielpreis-Trophäen gehen an Berliner Studios (Foto: Franziska Krug / Getty Images for Quinke Networks)
5 der 15 Computerspielpreis-Trophäen gehen an Berliner Studios (Foto: Franziska Krug / Getty Images for Quinke Networks)

Kein anderes Bundesland war beim Deutschen Computerspielpreis 2020 so erfolgreich wie Berlin: Die Hauptstadt-Studios sichern sich den Löwenanteil des Preisgeldes.

Egal ob Oscar-Nominierung oder solide „Tatort“-Einschaltquoten: Wenn es eine Gewissheit gibt, dann die, dass regionale Medien-Förderer solche Erfolge (auch) für sich reklamieren. So auch beim Deutschen Computerspielpreis 2020, der am Montag erstmals via Livestream vergeben wurde.

In Summe lässt die Bundesregierung bei dieser Gelegenheit 590.000 Euro für Deutschlands Spiele-Entwickler springen – der Preistopf wächst, stellt aber weiterhin nur einen Bruchteil dessen dar, was im Film-Bereich verteilt wird.

Für die Fördergesellschaften sind Auszeichnungen dieser Art üblicherweise auch in finanzieller Hinsicht eine richtig gute Nachricht, weil sich dadurch die Chancen erhöhen, dass die ausgezeichneten Studios ihre Darlehen zurückzahlen können. Denn nur wenn ein gefördertes Spiel den Break-Even erreicht, heißt es: „Scheck is back!“

Doch wie erfolgreich waren die Bundesländer in diesem Jahr tatsächlich? Das lässt sich an objektiven Zahlen festmachen, nämlich an den gewonnenen Trophäen und an den (anteiligen) Preisgeldern. Das Entwicklerstudio muss 30 Prozent an einen eventuell vorhandenen Publisher abgeben, sofern dieser Steuern in Deutschland zahlt.

Ubisoft Blue Byte holt mit "Anno 1800" die Computerspielpreise 6 und 7 (Stand: 28.4.2020)
Ubisoft Blue Byte holt mit „Anno 1800“ die Computerspielpreise 6 und 7 (Stand: 28.4.2020)

Daraus ergibt sich folgende Rangliste:

Platz 1: Berlin – 192.000 Euro

Auch wenn es nicht für den Hauptpreis gereicht hat: Die Hauptstadt ist haushoher Gewinner der diesjährigen Computerspielpreis-Saison. Drei der fünf Preisträger wurden vom Medienboard Berlin-Brandenburg vorfinanziert.

  • Bestes deutsches Spiel (Nominierung): „Through the Darkest of Times“ von Paintbucket Games (70 % von 25.000 Euro)
  • Bestes deutsches Spiel (Nominierung): „Sea of Solitude“ von Jo-Mei Games (70 % von 25.000 Euro)
  • Bestes Serious Game: „Through the Darkest of Times“ (70 % von 30.000 Euro)
  • Bestes Studio: Yager Development (30.000 Euro)
  • Beste Spielewelt und Ästhetik: „Sea of Solitude“ von Jo-Mei Games (70 % von 30.000 Euro)
  • Beste Innovation und Technologie: „Lonely Mountains: Downhill“ von Megagon Industries (30.000 Euro)
  • Nachwuchspreis / Bester Prototyp: „Couch Monsters“ von der HTW Berlin (Platz 1: 35.000 Euro)
  • Nachwuchspreis / Bester Prototyp: „Echoes of Etrya“ von der S4G School for Games Berlin (Platz 2: 20.000 Euro)

Platz 2: Baden Württemberg – 135.000 Euro

Sowohl das „beste Familienspiel“ als auch das „beste Debüt“ wurden mit Mitteln der landeseigenen Fördergesellschaft MfG entwickelt.

  • Bestes Familienspiel: „Tilt Pack“ von Navel (75.000 Euro)
  • Nachwuchspreis / Bestes Debüt: „The Longing“ von Studio Seufz (70 % von 40.000 Euro / 30 % für Publisher Application Systems Heidelberg)
  • Nachwuchspreis – Bester Prototyp (Nominierung): „Sonority“ von der HDM Stuttgart (20.000 Euro)
Computerspiele-Förderung 2019: Diese Bundesländer investieren am meisten in die Games-Entwicklung (Stand: 12.2.2020)
Computerspiele-Förderung 2019: Diese Bundesländer investieren am meisten in die Games-Entwicklung (Stand: 12.2.2020)

Platz 3: Rheinland-Pfalz – 130.000 Euro

Dafür, dass das Bundesland keinen Cent in die Förderung von Games investiert, läuft’s ganz gut für Rheinland-Pfalz: Das in der Landeshauptstadt Mainz entwickelte PC-Aufbauspiel „Anno 1800“ hat inzwischen mehr als 1 Million Käufer gefunden. Nach dem Deutschen Entwicklerpreis räumt Ubisoft Mainz somit auch in zwei wichtigen DCP-Kategorien ab. Es sind bereits die Trophäen 6 und 7 für die deutsche Ubisoft-Tochter, the studio formerly known as Blue Byte.

  • Bestes deutsches Spiel: „Anno 1800“ von Ubisoft Mainz (100.000 Euro)
  • Bestes Gamedesign: „Anno 1800“ von Ubisoft Mainz (30.000 Euro)

Platz 4: Hessen – 50.000 Euro

Wie macht der das nur? Philipp Stollenmeyer alias Kamibox liefert bereits zum zweiten Mal in Folge das nach Meinung der Jury beste deutsche Smartphone-Spiel ab. Hessen gehört zu den Bundesländern, in denen es nach wie vor keine Games-Förderung gibt.

  • Bestes mobiles Spiel: „Song of Bloom“ von Kamibox (30.000 Euro)
  • Nachwuchspreis – Bester Prototyp (Nominierung): „Prim“ von CMMN CLRS (20.000 Euro)

Platz 5: Bayern: – 46.500 Euro

Als „Minecraft im Weltall“ bezeichnet Bayerns Digitalministerin Judith Gerlach (CSU) den ersten Preisträger in der neuen Kategorie „Bestes Expertenspiel“: Das im fränkischen Erlangen entwickelte „Avorion“ wurde ausschließlich mit Eigenmitteln und Crowdfunding programmiert und vermarktet. Und zur Wahrheit gehört auch: Keines der vom Freistaat Bayern mit Millionen-Aufwand bezuschussten Games hat es unter die Nominierten geschafft.

  • Bestes Expertenspiel: „Avorion“ von Boxelware (30.000 Euro)
  • Bestes Serious Game: „Through the Darkest of Times“ von Paintbucket Games und HandyGames (30 % von 30.000 Euro)
  • Bestes deutsches Spiel (Nominierung): „Through the Darkest of Times“ von Paintbucket Games und HandyGames (30 % von 25.000 Euro)

Platz 6: Hamburg – 20.000 Euro

Das von Kritikern und Spielern hochgelobte „Lost Ember“ von Mooneye Studios war zwei Mal nominiert, ging aber leer aus. Weil in Hamburg bis 2019 keine Games-Förderung existierte, sprang das Medienboard Berlin-Brandenburg in die Bresche und investierte 150.000 Euro in die Fertigstellung des Spiels.

Nachwuchspreis – Bester Prototyp (Nominierung): „Wild Woods“ von Studenten der HAW Hamburg (20.000 Euro)

Platz 7: Nordrhein-Westfalen – 16.500 Euro

Electronic Arts zählt zu den großen Gewinnern der diesjährigen DCP-Verleihung: Zwar gibt es für die Kantersiege in den beiden internationalen Kategorien (Bestes Multiplayer-Spiel „Apex Legends“ / Bestes internationales Spiel: „Star Wars Jedi: Fallen Order“) kein Preisgeld. Für das in Berlin entwickelte „Sea of Solitude“ allerdings schon: Denn das Spiel ist Teil des Indie-Programms „EA Originals“ – als Publisher mit deutscher Niederlassung in Köln stehen Electronic Arts exakt 16.500 Euro zu.

  • Bestes deutsches Spiel (Nominierung): „Sea of Solitude“ von Jo-Mei Games und Electronic Arts (30 % von 25.000 Euro)
  • Beste Spielewelt und Ästhetik: „Sea of Solitude“ von Jo-Mei Games und Electronic Arts (30 % von 30.000 Euro)

Keine Auszeichnungen beim Deutschen Computerspielpreis 2020 gingen diesmal an Studios in:

  • Brandenburg
  • Bremen
  • Mecklenburg Vorpommern
  • Niedersachsen
  • Saarland
  • Sachsen
  • Sachsen-Anhalt
  • Schleswig-Holstein
  • Thüringen