Start Wirtschaft Management-Buyout: Daedalic-Gründer Fichtelmann kauft Lübbe-Anteile zurück

Management-Buyout: Daedalic-Gründer Fichtelmann kauft Lübbe-Anteile zurück

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Die beiden Geschäftsführer von Daedalic Entertainment: COO Stephan Harms und CEO Carsten Fichtelmann (Foto: Daedalic)
Die beiden Geschäftsführer von Daedalic Entertainment: COO Stephan Harms und CEO Carsten Fichtelmann (Foto: Daedalic)

Der Hamburger Publisher Daedalic Entertainment wird wieder „Indie“: Die Konzernmutter Bastei Lübbe verkauft 41 Prozent an das Daedalic-Management.

Einen vergleichbaren Vorgang hat es in der deutschen Computerspiel-Industrie seit der Jahrtausendwende nicht mehr gegeben: Ein Studio-Gründer gibt die Mehrheit an seinem Unternehmen ab – und holt sich die Anteile einige Jahre später wieder zurück.

Genau das passiert jetzt im Falle von Daedalic Entertainment: Im Zuge eines Management-Buyout erwerben CEO Carsten Fichtelmann und sein Co-Geschäftsführer Stephan Harms 41 Prozent jener 51 Prozent, die der Kölner Großverlag Bastei Lübbe seit Mai 2014 im Portfolio hält. Der börsennotierte Buch-Konzern behält also zehn Prozent – die Entkonsolidierung ist für den Juni geplant.

Das hat die Bastei Lübbe AG vor wenigen Minuten per Adhoc-Meldung bekannt gegeben. Zu den finanziellen Details des Deals machen die Parteien zunächst keine Angaben.

Daedalic-Gründer Carsten Fichtelmann ist also wieder Mehrheits-Eigner bei jenem Spiele-Entwickler und -Publisher, den er 2007 gegründet hat. COO Harms und Co-Gründer Jan Müller-Michaelis („Poki“) bleiben Gesellschafter.

Derzeit beschäftigt das Unternehmen 60 Mitarbeiter an den Standorten Hamburg und München. Bekannteste Marken: „Deponia“, „Shadow Tactics“, „The Long Journey Home“.

Damit endet eine jahrelange Odyssee um das Schicksal von Daedalic. Seit 2018 hatte Bastei Lübbe nach einem Investor, Joint-Venture-Partner oder Käufer für die Daedalic-Anteile gefahndet. Parallel wurden „alle Optionen für eine Neupositionierung“ und Restrukturierung des Spiele-Entwicklers geprüft, der zuletzt einen Umsatz von 9 Millionen Euro zum Lübbe-Geschäft beitrug.


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Im Februar hatte der angeschlagene Roman- und Sachbuch-Verlag Abschreibungen in zweistelliger Millionen-Höhe auf die Games-Sparte vorgenommen. Allein der Daedalic-Firmenwert („Goodwill“) wurde um 5 Millionen Euro korrigiert. Der demnächst scheidende Konzern-Chef Carel Halff bezeichnete das Daedalic-Geschäftsmodell als „nicht zukunftsfähig“. Der Vorgang führte zu tiefroten Geschäftszahlen und schickte die Lübbe-Aktie auf Talfahrt.

Ein Grund für die abgekühlte Liaison: Anders als ursprünglich erhofft hatten sich in den sechs Jahren nur geringe Synergien zwischen dem Games- und dem Buch-Geschäft ergeben. Am offensichtlichsten war die Zusammenarbeit noch beim Adventure „Die Säulen der Erde“, das allerdings hinter den kommerziellen Erwartungen zurückblieb. Die Vorlage stammt von Bestseller-Autor Ken Follett, der gemeinsam mit Dan Brown („Der Da Vinci-Code“, „Inferno“) zu den Stars im Lübbe-Sortiment zählt.

Mit der heute bekannt gewordenen Entscheidung setzt Bastei Lübbe die Konzentration auf das Kerngeschäft fort: In den zurückliegenden Jahren hatte sich der Verlag von Beteiligungen getrennt und Projekte eingestellt. „Mit der verbleibenden Minderheitsbeteiligung von 10 Prozent unterstützen wir den Management-Buy-Out und partizipieren an künftigen Wertsteigerungen“, erklärt Lübbe-Vorstand Halff.

Derzeit entwickelt Daedalic ein international vielbeachtetes Action-Adventure auf Basis von Tolkiens Mittelerde-Universum: „Der Herr der Ringe: Gollum“ soll 2021 auf den Markt kommen – für PC, PlayStation 4, Xbox One und die Next-Generation-Konsolen Xbox Series X und PlayStation 5.

Eine erste Einordnung von Daedalic-Gründer Carsten Fichtelmann zur heutigen Meldung finden Sie in diesem Interview.