Start Politik Games-Förderung: Verkehrsministerium rechnet mit Projektstarts bis Ende 2020

Games-Förderung: Verkehrsministerium rechnet mit Projektstarts bis Ende 2020

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Im Etat des Bundesministerium für Verkehr und Digitale Infrastruktur (BMVI) sind Games-Fördermittel in Höhe von 50 Millionen Euro vorgesehen (Foto: GamesWirtschaft)
Im Etat des Bundesministerium für Verkehr und Digitale Infrastruktur (BMVI) sind Games-Fördermittel in Höhe von 50 Millionen Euro vorgesehen (Foto: GamesWirtschaft)

Die zweite Welle kommt: Das für die Computerspiele-Förderung zuständige Verkehrsministerium will bis Ende 2020 erste Games-Großprojekte freigeben.

Eine vergurkte Straßenverkehrsordnung, Rekordminus bei der Bahn, ein Maut-Untersuchungssausschuss: Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) kämpft derzeit an vielen Fronten gleichzeitig. Auf dem Nebengleis wartet auch noch der Bummelzug in Richtung Computerspiele-Förderung auf sein Startsignal – nächster Halt: Gamescom, also Ende August.

Dabei drängt die Zeit: Startups, Mittelständler, Banken und internationale Investoren verlieren zunehmend die Geduld – die Opposition ohnehin. Bislang wurde im Rahmen einer „Pilotphase“ erst ein Bruchteil der budgetierten Mittel von jährlich 50 Millionen Euro ausbezahlt. Mehrfach mussten die Bedingungen nachgeschärft und korrigiert werden – einigen Studios ist im behördlichen Treibsand die Luft ausgegangen.

Denn wer Geld vom Ministerium haben will, muss sich auf einen engmaschigen Upload-Filter einlassen: Bis August 2019 wurden 380 „Spiele-Ideen“ hineingekippt, 200 Bewerbungen sind von vornherein im Sieb hängen geblieben. Die verbliebenen 180 Studios durften Anträge stellen. Zur Stunde werden knapp 100 Projekte mit Mitteln des Verkehrsministeriums entwickelt. Weiterhin offen sind rund 65 Anträge – der überwiegende Teil soll „bis Mitte September“ abgearbeitet sein, wie ein Sprecher des Bundesverkehrsministeriums (BMVI) auf Anfrage mitteilt.

Zwischen Einreichung und Bescheid wäre dann in Dutzenden Fällen mehr als ein Jahr vergangen. Ursprünglich beantragt wurden die Zuschüsse unter der Vorgabe, dass die Spiele zwingend bis November 2020 abgeschlossen und veröffentlicht sein müssen.

In der Pilotphase waren die staatlichen Schecks auf 200.000 Euro pro Projekt gedeckelt – in der ‚zweiten Welle‘, der sogenannten „Großprojektförderung“, sind auch Zuschüsse in Millionen-Höhe möglich.

 

Die EU-Kommission in Brüssel hat Scheuers Spielregeln geprüft – schon seit Februar 2020 liegt die Genehmigung vor. Dass seitdem exakt null neue Informationen nach außen gedrungen sind, erklärt das BMVI mit dem „erhöhten Informationsbedarf“, der bei einem gänzlich neuen Förderprogramm besteht. Man habe aus den Erfahrungen der ersten Phase gelernt. „Daher haben wir in Abstimmung mit Branchenvertretern beschlossen, alle für die großvolumige Förderung notwendigen Informationen umfassend aufzubereiten und die Prozesse entsprechend anzupassen, bevor wir erste Details veröffentlichen“, so das Ministerium gegenüber GamesWirtschaft.

Jetzt gibt es zumindest einen groben Fahrplan für die Großprojekt-Förderung. In drei Wochen – genauer: am Donnerstag, 27. August – wird die (rein digitale) Gamescom 2020 offiziell eröffnet. Dem Vernehmen nach wird Scheuer diesen Anlass nutzen, um Phase 2 der Games-Förderung einzuläuten – dann könnten theoretisch ab September die ersten Projekte eingereicht werden.

Das Verkehrsministerium geht davon aus, dass erste Bewilligungen und Projektstarts „noch in 2020“ möglich sein werden. 200 Studios und Niederlassungen haben angeblich „Interesse“ an Mitteln aus dieser Großprojektförderung angemeldet – die Zahl stammt allerdings aus dem Jahr 2019.

Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) koordiniert die Computerspiele-Förderung (Foto: Deutscher Bundestag / Achim Melde)
Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) koordiniert die Computerspiele-Förderung (Foto: Deutscher Bundestag / Achim Melde)

Ob die Spiele der deutschen Studios förderwürdig und seriös finanziert sind, prüft und entscheidet ein externer Dienstleister im Auftrag des BMVI – nämlich das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). Ein vorgeschalteter „Kulturtest“ gibt Auskunft, ob Konzept und Team den bis dato unveröffentlichten Anforderungen genügen. Dieser Kulturtest ist im Übrigen nichts Ehrenrühriges, sondern bei Subventionen dieser Größenordnung europaweit üblich.

Genügend finanzieller Spielraum ist zweifellos vorhanden: Von 100 Millionen Euro für die Saison 2019/2020 wurde erst ein Zehntel abgerufen. Das Haushaltsgesetz ermöglicht prinzipiell die Übertragung nicht verteilter Mittel auf Folgejahre, also 2021 aufwärts. Das letzte Wort hat hier allerdings nicht das Verkehrsministerium, sondern der Haushaltsausschuss, der die Gewichtung der Budgets im Lichte der Corona-Krise besonders sorgfältig prüfen dürfte.


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