Start Politik Landesmedienanstalt Rheinland-Pfalz fordert Rundfunklizenz (Update)

Landesmedienanstalt Rheinland-Pfalz fordert Rundfunklizenz (Update)

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Hobby-Letsplayer Thomas Zinnecker ("Der Zinni") wurde von der Landesmedienanstalt Rheinland-Pfalz aufgefordert, eine Rundfunklizenz zu erwerben (Abbildung: Der Zinni / Youtube)

Bislang waren lediglich die Twitch-Kanäle von VIPs wie PietSmiet und Gronkh von einer Rundfunklizenz bedroht – doch jetzt geraten auch Letsplayer mit wenigen hundert Zuschauern ins Visier der Landesmedienanstalten.

Landesmedienanstalt Rheinland-Pfalz fordert Rundfunklizenz von Live-Streamer Der Zinni (Update vom 22.1.2019)

Mittlerweile wurde ein weiterer Letsplayer von einer regionalen Landesmedienanstalt kontaktiert – in diesem Fall von der zuständigen Behörde in Rheinland-Pfalz. Der 34jährige Hobby-Streamer Thomas Zinnecker („Der Zinni“) wurde Mitte Januar aufgefordert, eine Rundfunklizenz zu erwerben. Auf seinem Twitch-Kanal spielt der Trierer unter anderem „The Witcher 3“ vor durchschnittlich 20 bis 25 Zuschauern. Knapp 6.500 Fans folgen ihm, bis zu 50 Abonnenten unterstützen „Der Zinni“ mit monatlich 4,99 Euro.

Der Fall ist in mehrerer Hinsicht besonders:

Erstens streamt Zinnecker nicht zu festgelegten Tages- und Uhrzeiten, sondern unregelmäßig und oft spontan. Da dies aber mehrmals pro Monat geschieht, unterstellt die Landesmedienanstalt bereits eine „Regelmäßigkeit“. Damit würde eines der vier Lizenz-Kriterien ausgesprochen streng ausgelegt.

Zweitens hat sich offenkundig eine Privatperson an die Medienanstalt gewandt und den Fall „gemeldet“.

Drittens handelt es sich bei der Landesmedienanstalt Rheinland-Pfalz um eine Behörde, die bislang nicht im Zusammenhang mit „gelben Briefen“ aufgefallen ist. Ganz im Gegenteil setzt sich die dortige Medien- und Digital-Staatssekretärin Heike Raab für eine Reform der umstrittenen Rundfunklizenz ein – umso bemerkenswerter ist das Vorgehen der Landesmedienanstalt.

Auf telefonische Nachfrage wurde Zinnecker mitgeteilt, dass die Lizenz-Gebühren bei Kanälen seiner Größenordnung einmalig rund 100 Euro betragen würden – allerdings sind hier keine Anwaltsgebühren inklusive.

Der Letsplayer hat sich dazu entschlossen, seinen Kanal weiterhin zu betreiben und eine Rundfunklizenz zu beantragen – wie schon mehrere weitere Letsplayer in den vergangenen Monaten, darunter Rewinside (Sebastian Meyer), Kalimbo (Marc Nissen) und Sissorstream (Theres Modl).

Weitere Hintergrund-Informationen finden sich in einem 20minütigen Youtube-Video, in dem Zinnecker den Fall ausführlich beleuchtet.

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Letsplayer Shlorox wandert in die Schweiz aus (Update vom 19.1.2018)

Das Vorgehen der Landesmedienanstalt war der letztlich ausschlaggebende Faktor, der den Krefelder Letsplayer „Shlorox“ (ca. 145.000 Twitch-Follower, 60.000 Youtube-Abonnenten) dazu veranlasst, gemeinsam mit Lebensgefährtin „Tinkerleo“ und Katze im Lauf des Jahres in die Schweiz auszuwandern.

In der Begründung des dazugehörigen Ankündigungs-Videos wird der Umzug in die Nähe von Zürich damit begründet, dass die Rundfunklizenz nicht nur sehr teuer sei, sondern auch dazu führe, dass USK-18-Spiele wie „Grand Theft Auto“ erst ab Mitternacht gezeigt werden dürfen – eine Information, die in dieser Form nicht zutrifft.

Gronkh beantragt Rundfunklizenz (Update vom 13. 1.2018)

Eine Entscheidung, die Signalwirkung haben dürfte: Erik Range, besser bekannt als Gronkh, hat bereits im Oktober 2017 eine Rundfunklizenz beantragt. Anfang Januar hat die Zulassungskommission KEK grünes Licht gegeben. Weitere Hintergrundinformationen finden Sie in diesem ausführlichen Interview mit Range sowie in dieser Stellungnahme seines Anwalts Kai Bodensiek.

Landesanstalt für Medien NRW antwortet Lottermoser (Update vom 21.11.2017)

Zu den konkreten Vorgängen und zu den laufenden Verfahren will sich die LfM nicht äußern. Bis der Gesetzgeber über die diskutierte „qualifizierte Anzeigepflicht“ entscheidet, will die Anstalt auf Basis der weiterhin unveränderten Rechtslage vorgehen. Es ist also davon auszugehen, dass es zumindest in Nordrhein-Westfalen nicht bei den zuletzt verschickten Anschreiben bleiben wird.

Nebenerwerbs-Letsplayer Marcus Lottermoser bangt um die Existenz seines Twitch-Kanals „SlethZockt“.

Rundfunklizenz: Landesmedienanstalt NRW kontaktiert weitere Letsplayer (Meldung vom 17.11.2017)

Bislang waren lediglich die Twitch-Kanäle von VIPs wie PietSmiet und Gronkh von einer Rundfunklizenz bedroht – doch jetzt geraten auch Letsplayer mit wenigen hundert Zuschauern ins Visier der Landesmedienanstalten.

[no_toc]Wer geglaubt hatte, die Debatte um eine Rundfunkzulassung für Live-Streaming-Kanäle habe sich beruhigt, unterliegt offenkundig einem gründlichen Irrtum. Ganz im Gegenteil: Jetzt sind gleich mehrere Twitch-Letsplayer ins Visier der Medienaufsicht geraten, die weit entfernt sind von den Reichweiten der „großen Fische“.

Zur Erinnerung: Im Frühling verschickte die Kommission für Zulassung und Aufsicht (ZAK) eine Pressemitteilung mit einer Erklärung, warum der Twitch-Kanal des Letsplayer-Quintetts PietSmiet aus Sicht der Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen (LfM) sehr dringend eine Rundfunklizenz benötige – geschehe dies nicht, drohe die Stilllegung. Wenige Wochen später erhielt auch Erik Range („Gronkh“) gleichlautende Post aus Düsseldorf.

In beiden Fällen seien jene vier Kriterien erfüllt, die eine Rundfunklizenz nach sich ziehen, argumentierte die Behörde. Range lässt sich – wie viele andere hauptberufliche Youtuber – von einem spezialisierten Medienanwalt beraten. Das Team von PietSmiet entschied sich vor Ablauf des behördlichen Ultimatums zur vorübergehenden Abschaltung des Kanals.

Seitdem gab es sowohl seitens der Influencer als auch von Seiten der Anstalten und der Politik zarte Anzeichen der Annäherung. Grundkonsens: Gesetz veraltet, Korrekturen nötig. Die neue CDU-FDP-Regierung in Nordrhein-Westfalen verständigte sich darauf, sich für eine Abschaffung der Rundfunklizenz für Streaming-Dienste einsetzen zu wollen.

Zuletzt trafen sich die Interessensvertreter im Rahmen des Gamescom Congress 2017, um über Auswege aus der Misere zu beraten.

Still ruht der See? Von wegen: Seit einigen Tagen verschickt die Landesmedienanstalt Nordrhein-Westfalen wieder die mittlerweile berüchtigten hellgelben Briefe an Betreiber von Twitch-Kanälen – Tenor: Man sei auf das Angebot aufmerksam geworden, möglicherweise handele es sich um zulassungspflichtigen Rundfunk, der Betreiber möge sich bitte melden, um weitere Details zu besprechen, mit freundlichen Grüßen: Ihre Medienanstalt.

Mittelgroße Live-Streamer wie Shlorox haben den Vorgang öffentlich gemacht – kampferprobte Rundfunklizenz-Veteranen wie Range haben daraufhin Unterstützung angeboten.

Der Wortlaut der Anschreiben ist in allen bislang bekannt gewordenen Fällen nahezu identisch, bis hin zu Details wie einem Buchstabendreher, der sich seit Monaten durch die Serienbrief-Korrespondenz zieht.

Sie haben Post: Kleine und mittelgroße Twitch-Letsplayer werden derzeit von der Landesmedienanstalt kontaktiert.
Sie haben Post: Kleine und mittelgroße Twitch-Letsplayer werden derzeit von der Landesmedienanstalt kontaktiert.

Shlorox und andere Twitch-Kanäle im Visier der Landesmedienanstalt

Shlorox ist kein Einzelfall: Inzwischen haben sich weitere Twitch-Letsplayer gemeldet. Einer von ihnen ist Marcus Lottermoser: Der 38jährige Gelsenkirchener ist freiberuflicher Redakteur und streamt seit Mai 2014 in seiner Freizeit regelmäßig via Twitch auf seinem Kanal „SlethZockt“. Seit April 2015 ist er Twitch-Partner, was ihm unter anderem erlaubt, seinen Kanal zu monetarisieren, sprich: Werbung einzublenden sowie kostenpflichtige Abos anzubieten und damit Geld zu verdienen.

Rund 15.000 Follower und 500 zahlende Abonnenten bringen monatlich rund 1.000 Euro (brutto) in die Kasse.

Lottermoser sieht sich selbst als „Teilzeit-Streamer“: Das Projekt sei nie dazu gedacht gewesen, seinen Lebensunterhalt damit zu bestreiten – gleichwohl sind die Twitch-Einkünfte natürlich Teil seines Einkommens als Freiberufler.

SlethZockt: 80 bis 100 Stunden Live-Programm pro Monat

Unter der Woche startet der SlethZockt-Livestream meist gegen 22 Uhr – die Übertragung endet in den frühen Morgenstunden, meist gegen 3 Uhr. Pro Woche kommen dadurch rund 25 Stunden zusammen, wenngleich die Folgen natürlich auch mal ausfallen können.

Gespielt wird alles, was der Markt hergibt, „Grand Theft Auto 5“ genauso wie „Playerunknown’s Battlegrounds“, „ELEX“ oder „Super Mario Odyssey“. 300 Zuschauer schauen ihm im Schnitt dabei zu. Wird sein Kanal auf der Twitch-Startseite gelistet, wächst das Publikum kurzfristig auf bis zu 1.000 Zuschauer.

Genau diese sporadischen Spitzen dürften Lottermoser nun zum Verhängnis geworden sein, denn dadurch richtete sich das Scheinwerferlicht auf seinen Kanal. Nicht auszuschließen ist aber auch, dass bei der für ihn zuständigen Medienanstalt eine Beschwerde eingegangen ist, ähnlich wie im Falle von PietSmiet. Die Behörde vertrat seinerzeit die Position, dass in begründeten Fällen geltendes Recht umgesetzt werden müsse.

„Der schiere Wahnsinn“: Twitch-Partner im Fokus der Medienanstalt?

Der Brief der Behörde habe ihn wie einen Blitz getroffen, sagt Marcus Lottermoser. „Mich in eine Reihe zu stellen mit Gronkh, PietSmiet oder auch Shlorox, die sowohl von den Follower- als auch Zuschauer- und Abozahlen und damit auch letztlich vom finanziellen Umsatz in keinem Verhältnis zu mir stehen, ist der schiere Wahnsinn. Damit wäre potentiell und theoretisch jeder deutsche Twitch-Partner ein mögliches Ziel der LfM, da für die Partnerschaft bei Twitch ja als Faustregel mehrere Streams pro Woche und 100 Zuschauer im Schnitt gefordert werden und damit ja meine Kennzahlen bereits in Schlagreichweite liegen.“

Ähnlich äußern sich andere Twitch-Livestreamer, die auf Anraten ihres Rechtsbeistands vorerst anonym bleiben möchten.

Mit seinem Hobby-Projekt und dem kleinen, aber stetigen Wachstum sei er sehr zufrieden. „Ich habe immer mehr Wert auf Authentizität und langsameres Wachstum gelegt, als auf Hype-Trains aufzuspringen oder mich für schnelleren Erfolg zu verbiegen.“ Nach eigenen Angaben halte er sich an Embargo-Vorgaben der Publisher, stelle keine indizierten Titel vor und verzichte auf Sponsorings, so der Letsplayer. Sein Credo: den Spaß am Gaming mit anderen teilen.

Landesmedienanstalt fordert Reaktion bis Mitte Dezember 2017

Die Kontaktaufnahme der LfM empfindet Marcus Lottermoser als ernsthafte Bedrohung seines Kanals, weil er nun auf die Rechtsberatung durch einen Fachanwalt angewiesen sein wird. Bis Mitte Dezember hat er Zeit, auf das Schreiben zu reagieren.

GamesWirtschaft hat die Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen um eine Stellungnahme gebeten und wird den Artikel aktualisieren, sobald weitere Informationen vorliegen.

Betreiber von Twitch-Kanälen, die ebenfalls von der zuständigen Medienanstalt kontaktiert wurden und über ihre Erfahrungen berichten möchten, können sich gerne bei der Redaktion melden – Vertraulichkeit ist selbstverständlich.