Start Politik Neues aus der Anstalt: Gronkh über die Rundfunklizenz – Update

Neues aus der Anstalt: Gronkh über die Rundfunklizenz – Update

0
Fast 20 Minuten lang widmete sich Erik Range (
Fast 20 Minuten lang widmete sich Erik Range ("Gronkh") in seinem Twitch-Live-Stream dem Thema "Rundfunklizenz".

Post von der Landesmedienanstalt hat er noch keine erhalten – doch eine pointierte Meinung zum Thema „Rundfunklizenz“ hat Erik Range alias Gronkh natürlich trotzdem.

[no_toc]Nach den Osterfeiertagen bleiben dem Youtuber-Quintett PietSmiet nur noch knapp zwei Wochen, um der Aufforderung der Landesmedienanstalten nachzukommen und für die Twitch-Kanäle einen Antrag auf Rundfunkzulassung zu stellen. Andernfalls will die zuständige Behörde in Nordrhein-Westfalen den Betrieb der Kanäle untersagen.

Die Argumentation der Anstalt: Aufgrund der theoretischen Reichweite und des Sendeplans handele es sich zweifelsfrei um genehmigungspflichtigen Rundfunk – mit weitreichenden Folgen und damit einhergehenden Kosten in signifikant vierstelliger Höhe für Zulassung und juristische Beratung.

Der Fall hat eine breite Debatte um die Motivation der Landesmedienanstalt und die Sinnhaftigkeit der bestehenden Regelungen ausgelöst. PietSmiet-Mitgründer Peter Smits nutzte eine Einladung zu einer CDU-Veranstaltung in Berlin, um für eine Überarbeitung der Regularien zu werben. Tags drauf ätzte CDU-Generalsekretär Peter Tauber in seinem Blog gegen die „völlig verfehlte“ Vorgehensweise der Landesmedienanstalten.

Auf Antrag der Piraten-Partei kam es zu einer Abstimmung im nordrhein-westfälischen Landtag – die von den Fraktionen der Landesregierung allerdings blockiert wurde, da die bestehende Rechtslage rund um den Rundfunkstaatsvertrag bereits Gegenstand von Prüfungen seien.

Erik Range zum Thema Rundfunklizenz: „Es geht darum zu zeigen, was für dicke Eier man hat.“

Multichannel-Netzwerke, Agenturen, Influencer, Kanzleien: Sie alle prüfen derzeit die möglichen rechtlichen Konsequenzen aus dem überraschenden Vorstoß der Medienwächter. „Wir sind dran!“ – so der übergreifende Tenor.

Auch Management und Rechtsabteilung von Twitch sind alarmiert. Auf GamesWirtschaft-Anfrage erklärt Partnerships Account Manager Simon Koschel bei der Amazon-Tochter: „Derzeit evaluieren wir sowohl die Auswirkung auf unsere Streamer, als auch die auf das weitere Online-Broadcasting-Umfeld, um herauszufinden, wie wir unsere Community bestmöglich unterstützen können.“

Inzwischen hat sich auch Erik Range („Gronkh“) zu Wort gemeldet, mit knapp 4,6 Millionen Youtube-Abonnenten und 650.000 Twitch-Followern Deutschlands reichweitenstärkster Letsplayer. Nüchtern betrachtet erfüllen seine regelmäßig stattfindenden Live-Streams auf dem Twitch-Kanal die Kriterien der Landesmedienanstalt, selbst wenn nicht 24 Stunden am Tag gestreamt wird.

Auch wenn Range und sein Geschäftspartner Valentin Rahmel („Sarazar“) in der Vergangenheit schon mit den Landesmedienanstalten zu tun gehabt hätten, so habe er bislang noch keine Post von der Behörde in Nordrhein-Westfalen erhalten, die sowohl für PietSmiet als auch für Gronkh zuständig ist.

In seiner fast 20minütgen Stellungnahme – passenderweise im Rahmen eines Twitch-Live-Streams – kritisiert er die Vorgehensweise der Landesmedienanstalten, die zunächst eine Pressemeldung herausgeben und erst im Anschluss den betroffenen Channel informieren. „Wenn sowas passiert, dann weißt du genau: Die Motivation dahinter liegt nicht etwa darin, irgendwas regulieren zu wollen. Das ist nicht die Hauptmotivation. Die Motivation dahinter ist offenbar, mit irgendwas möglichst viel Aufmerksamkeit zu erreichen“, so Range. „Und die Frage ist natürlich: Warum macht man das? Was möchte man damit erreichen? Der neue Mann (Tobias Schmid, Direktor der nordrhein-westfälischen Landesmedienanstalt, Anm. d. Red.) hat nämlich früher bei RTL gearbeitet. Sein vorheriger Job war bei RTL. Und der soll jetzt regulieren. Kann man drüber streiten, ist ein bisschen merkwürdig. Ich sag’s mal auf Deutsch: Es geht darum zu zeigen, was für dicke Eier man hat.“

Gronkh alias Erik Range: „Gerade kleine Streamer müssen Sendepläne haben.“

Der Letsplay-Star macht keinen Hehl daraus, dass sich hauptberufliche Youtuber wie er oder PietSmiet eine Lizenz leisten könnten. Doch das Vorgehen der Landesmedienanstalten würde nicht bei Twitch Halt machen, sondern auch alle anderen Live-Streaming-Formate betreffen, von YouNow über Instagram Live bis hin zu Facebook Live.

„Gerade kleine Streamer müssen Sendepläne haben, damit die Zuschauer wiederkommen. Das ist ein ganz normales Prozedere. Das macht jeder und das ist wichtig, dass du dir einen regelmäßigen Stream aufbaust, denn so kannst du dir deine Zuschauer aufbauen. Wenn man dagegen jetzt vorgeht, dann würdest du so viele Menschen ihrer Existenz berauben“, prophezeit Range.

Derzeit sei der Vorstoß der Landesmedienanstalt nur eine „Fantasterei“. „Das ist alles noch nicht spruchreif, das ist nicht gesetzeskonform, das ist einfach nur jemand, der will einfach mal auf die Kacke hauen und der will da mal richtig aufräumen.“

Wer die drohende Rundfunkzulassung verhindern wolle, müsste seine Live-Streams hinter einer Paywall verstecken und nur noch zahlenden Abonnenten zugänglich machen – was er keinesfalls wolle. „Man wäre dazu gezwungen, wenn man denn streamen möchte, dass man es nur einem gewissen Kreis auserwählter Menschen zur Verfügung stellt, die dafür ein Entgelt leisten. Will ich nicht. Aber ich frage mich: Wieviel Steuerverluste würde das bedeuten, wenn alle Leute, die in Deutschland auf Youtube oder Twitch oder anderen Plattformen Geld verdienen, wenn das auf einmal ausfallen würde. Die Rechnung geht bei mir einfach überhaupt nicht auf.“

Erik Range alias Gronkh: „Ganz ehrlich: Das wäre dumm.“

Ranges Fazit: „In mir erwächst der Eindruck, dass es offenbar nur jemandem darum geht zu zeigen: Kuck mal, hier bin ich, ich räum jetzt tüchtig auf und mal gucken, was dabei rauskommt. So wirkt es auf mich. Der junge Mann will ja auch das Internet an sich regulieren. (…) Ganz ehrlich: Das ist dann nur noch reine Willkür. Und dann befinden wir uns quasi in einem Orwell’schen Staat, was das Internet angeht. Dann wirst du nämlich im Internet zensiert. Und das darf nicht passieren. Das wäre Zensur.“

Analog zu Peter Smits setzt Range auf Aufklärung – also „aufmerksam machen darauf, dass es uns gibt. Wir müssen uns an den entscheidenden Stellen – im wahrsten Sinne des Wortes: also, dort wo entschieden wird – dort müssen wir uns präsent machen und dort müssen wir versuchen, in Dialog zu kommen. Denn nur so können wir es schaffen, dass genau diese Gesetze generell überarbeitet werden. Das ist eine Sache, die betrifft nicht nur diesen Stream und die betrifft nicht nur die PietSmiets, die betrifft generell den Umgang mit dem Internet in Deutschland.“

Range hat sich nach eigener Darstellung an einen Medienanwalt gewandt und prüft derzeit die gangbaren Wege. „Ich halte nicht an Plan A fest, sondern ich werde mir in jedem Fall auch relativ zeitnah einen Plan B überlegen. Also: Was passiert, wenn das wirklich durchgedrückt werden soll? Ich kann’s mir einfach nicht vorstellen. Ganz ehrlich: Es wäre dumm.“

Update vom 17. Mai 2017: Nach eigener Aussage hat auch Range inzwischen Post von der nordrhein-westfälischen Landesmedienanstalt erhalten, die nach seiner Darstellung erst aufgrund einer entsprechende Anzeige eines konkurrierenden Kanals tätig geworden seien. Am Freitag (19. Mai) soll es den vorerst letzten Live-Stream auf dem Twitch-Kanal von Gronkh geben.

Weitere Informationen über die Rundfunkzulassung und die daraus folgenden Konsequenzen für Anbieter von Live-Streams und Live-Letsplays finden Sie in unserer Analyse „Lizenz zum Live-Stream: Albtraum Rundfunklizenz“ sowie im großen FAQ „Twitch und die Rundfunklizenz: Live-Streaming mit Folgen„.