Mund abputzen – weitermachen: Nach dem verpassten Aufstieg in die erste Liga von „League of Legends“ unternimmt Schalke 04 eSports einen weiteren Anlauf.
[no_toc]In der Fußball-Bundesliga hat sich der FC Schalke 04 im soliden Mittelfeld etabliert und zuletzt wieder von der Abstiegszone entfernt. Ganz anders die Lage bei der eSports-Abteilung: Nach einer vielversprechenden Vorrunde ging das „League of Legends“-Team in den Playoffs unter und verbleibt in der zweiten Liga.
Schon nach dem Abstieg im August 2016 lautete das Fazit der GamesWirtschaft-Analyse, dass die Schalke 04-eSPorts-Abteilung unter gehörigem Druck stehe – erst recht, wenn der Wiederaufstieg nicht gelingen würde. Damals wurde das Team komplett umgebaut – die ursprünglich eingekauften Spieler spielen größtenteils inzwischen für die Konkurrenz, wie im Falle des Schweden Hampus Abrahamsson („Sprattel“), der bei Paris Saint-Germain unterschrieben hat.
Schalke 04 eSports: Gelsenkirchener halten an League of Legends fest
Mit dem nun eingetretenen GAU zieht Schalke 04 Konsequenzen: Mit erneut umgebautem Kader startet die eSports-Abteilung einen neuen Anlauf. Bislang wurde nur der Vertrag mit dem 20jährigen Lennart Warkus („Smittyj“) verlängert. Für das restliche Ensemble aus Trainern, Betreuern und Spielern hat der Verein bislang kein Bekenntnis abgegeben. Eine Neuverpflichtung aus Südkorea wird nicht ausgeschlossen.
In jedem Fall vorerst vom Tisch ist ein Ausstieg der Disziplin „League of Legends“, wie er im Vorfeld der Pressekonferenz am 10. April von Teilen der Fans kolportiert wurde. Man wolle den „sportlichen Weg“ weitergehen und sich über die League of Legends Championship Series für die Weltmeisterschaft qualifizieren. Denkbar ist auch der Aufbau einer B-Mannschaft („Academy Team“), das Optionen für Auswechslungen und Nachwuchsarbeit bietet. Auch über eine Erweiterung des Spielbetriebs um eine weitere eSports-Disziplin – vorstellbar wären Overwatch oder Dota2 – denkt man in Gelsenkirchen nach.
Rückblick: 1 Jahr Schalke 04 eSports
Im Mai 2016, also vor gut einem Jahr, hat Schalke 04 neben dem Erstliga-Startplatz auch ein eigenes LoL-Team („Elements“) und den dazugehörigen Manager eingekauft. Anstelle des steinigen Wegs über den Aufbau eines Jugendteams sollten vom Start weg Erfolge im Profigeschäft her – inklusive der Aussicht auf lukrative Preisgelder, ein brummendes Merchandising-Geschäft und ausverkaufte Spielstätten.
Die Gelsenkirchener waren damit nach dem VfL Wolfsburg der zweite Fußball-Bundesligist mit ernstzunehmenden eSports-Ambitionen.
Nach dem ersten Rückschlag im Sommer 2016 gab man sich auf Schalke noch kämpferisch: „Die Ergebnisse stellen unser Esport- und League of Legends-Engagement nicht in Frage“, versprach Veltins-Arena-Geschäftsführer Moritz Beckers-Schwarz nach dem Aus. Man wolle den eingeschlagenen – „alternativlosen“ – Weg auch im darauffolgenden Jahr „konsequent“ weiterverfolgen“. Als erste Amtshandlung wurde der Manager ausgetauscht. Der Plan: der sofortige Wiederaufstieg im Frühling 2017.
Schalke 04 eSports: Vielversprechender Start in FIFA und Pro Evolution Soccer
Noch im Februar ließ Schalke eine eigene zehnminütige Dokumentation drehen. Botschaft: Statt einem Rückzug aus der Sparte wollte man das eSport-Engagement noch intensivieren – einerseits durch verbesserte Trainingsräumlichkeiten, andererseits durch einen erweiterten Trainer- und Analysten-Stab. „Schalke 04 steht für ehrliche, harte Arbeit und die Fähigkeit, wieder aufzustehen. Deshalb gilt für uns: Jetzt erst recht!” – so die ausgegebene Parole.
Etwas besser läuft es beim zweiten eSports-Standbein, das thematisch auch näher am eigentlichen Sportbetrieb ist: Im sechsköpfigen FIFA- und PES-Kader findet sich neben Cihan auch Lennart „LENNAO“ Albrecht, der amtierende Deutsche Meister in Pro Evolution Soccer.
Die jüngsten Rückschläge auf Schalke dürften nicht dazu geeignet sein, beim Erzrivalen in Dortmund ein Umdenken mit Blick auf ein eSports-Engagement in Gang zu setzen – im Gegenteil. Auch bei anderen potenziellen Fußball-Bundesligisten ist es rund ums Thema eSport bemerkenswert still geworden – was möglicherweise auch daran liegt, dass Vereine wie der VfL Wolfsburg oder der FC Ingolstadt alle Hände voll zu tun haben mit dem Projekt Klassenerhalt.