Start Politik Hakenkreuze in Games: Die USK-Bilanz nach vier Jahren (Update)

Hakenkreuze in Games: Die USK-Bilanz nach vier Jahren (Update)

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Die USK nimmt künftig auch Spiele wie
Die USK nimmt künftig auch Spiele wie "Wolfenstein 2: The New Colossus" zur Prüfung an, deren Originalversion verfassungsfeindliche Symbole enthalten (Abbildung: Bethesda Softworks)

Der Untergang des Abendlands ist ausgeblieben: Seit vier Jahren sind Nazi-Symbole auch in Computerspielen zulässig.

Update vom 11. August 2022: Uns haben viele Fragen erreicht, welcher der 21 Titel denn den Sozialadäquanz-Test nicht ‚bestanden‘ und daher keine USK-Freigabe erhalten hat. Auf Nachfrage teilt die USK mit, dass der betroffene Spielehersteller einer Veröffentlichung der konkreten Umstände nicht zugestimmt habe – sein gutes Recht.

Gleichwohl spricht viel dafür, dass es sich um den Multiplayer-Shooter Post Scriptum des kanadischen Studios Offworld Industries handelt, in dem unter anderem US-Soldaten auf Waffen-SS und Wehrmacht treffen. Laut Medienberichten haben die Entwickler im Rahmen eines Twitch-Streams im September 2018 selbst auf die ablehnende Haltung der USK hingewiesen.


Meldung vom 9. August 2022: „Eine Flut von Hakenkreuzen in Spielen wird es nicht geben.“ Mit dieser selbstbewussten Prognose sollte Branchenverbands-Chef Felix Falk nebst weiteren Befürwortern Recht behalten. Anders als von selbsternannten Experten und Jugendschützern prognostiziert und befürchtet, spielt die Anwendung der sogenannten Sozialadäquanz-Regelung bei Games in der Praxis der Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK) eine untergeordnete Rolle.

Heute vor vier Jahren hat die USK ihre Statuten dahingehend überarbeitet, wonach Games analog zu Filmen und TV-Serien auch dem Gesetz nach verbotene, weil verfassungswidrige Kennzeichen zeigen dürfen – sehr zum Ärger der damaligen SPD-Familienministerin Franziska Giffey („Mit Hakenkreuzen spielt man nicht“). Die entsprechenden Leitlinien wurden ein Jahr später, also im August 2019, konkretisiert. Seitdem sind Hakenkreuze, SS-Runen, Nazi-Gesten und -Parolen oder Hitler-Abbildungen nach Einzelfallprüfung zulässig.

In diesen drei Jahren wurden in Summe 21 Computer- und Videospiele mit Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen eingereicht, wie die USK auf Anfrage von GamesWirtschaft mitteilt. Jedes Produkt sei inspiziert und bewertet worden, inwieweit die Darstellung der Kennzeichen im Kontext des Spiels jugendbeeinträchtigend oder gar jugendgefährdend wirken könnten.

20 Spiele haben diesen Test ‚bestanden‘ – nur ein einziger Titel hat keine Freigabe erhalten.

Das bei Paintbucket Games in Berlin entwickelte Strategiespiel Through the Darkest of Times war im Sommer 2018 das erste Produkt, das von der Neuregelung profitiert hat. Zuletzt ist im Mai das rustikale Scharfschützen-Spiel Sniper Elite 5 ohne Einschränkungen in Deutschland erschienen – zwar mit dem Siegel „Keine Jugendfreigabe“ (landläufig: USK 18), aber eben inklusive Hakenkreuzen.

Die Bandbreite der Genres bei den eingereichten Spielen sei groß und reiche von Serious Games bis hin zu First- oder Third-Person-Shootern, zum Beispiel aus dem Wolfenstein– und Call of Duty-Universum, heißt es von der USK. „Bei den in den Spielen gezeigten Kennzeichen nach § 86a StGB handelte es sich stets um Kennzeichen des Nationalsozialismus, die zumeist bei historisch-fiktionalen Settings in der Zeit des Nationalsozialismus im Zweiten Weltkrieg dargestellt wurden“, erklärt USK-Geschäftsführerin Elisabeth Secker. „Entscheidend für die Gremien war stets, dass die Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen keine beeinträchtigende oder gar gefährdende Wirkung auf Kinder und Jugendliche entfalten. Inzident wurde dabei auch berücksichtigt, ob diese der Kunst dienen und sozialadäquat verwendet werden.“

Elisabeth Secker ist seit Januar 2018 die Geschäftsführerin der Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK) - Foto: HelenNicolai-BusinessPortraits.de
Elisabeth Secker ist seit Januar 2018 die Geschäftsführerin der Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK) – Foto: HelenNicolai-BusinessPortraits.de

Entscheidend war, ist und bleibt die sogenannte „Rahmung“, also der Kontext – das kann ein differenziert-kritischer Umgang sein, ein rein fiktionaler Stoff mit dystopischen Szenarien oder auch ein satirisches Format, das Ideologien mit den Mitteln des Humors entlarvt.

Klare No-Gos sind indes die Verherrlichung, Verharmlosung oder Bagatellisierung des Nationalsozialismus – in diesen Fällen drohen weiterhin Indizierung oder Beschlagnahme. Besonders genau hingeschaut wird in Fällen, bei denen eine Identifikation mit einer Spielfigur möglich ist.

Derzeit befinden sich eine ganze Reihe von Games in Entwicklung, die vor der Kulisse des Zweiten Weltkriegs spielen – etwa die Commandos-Fortsetzung beim Darmstädter Kalypso-Studio Claymore oder das Taktikspiel Company of Heroes 3, das im November erscheint. In diesen und weiteren Fällen obliegt es den Spieldesignern, wie sie mit den neuen Freiheiten konkret umgehen.

2 Kommentare

  1. Schade, dass nicht erwähnt wurde, welches Spiel den USK-Test nicht bestanden hat und was der Grund für die nicht-Freigabe war.

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