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Through the Darkest of Times: Hakenkreuz-Premiere auf der Gamescom

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Ähnlich wie die "Weiße Rose" produzieren auch die Widerstandskämpfer in "Through the Darkest of Times" unter Lebensgefahr regime-kritische Flugblätter (Abbildung: Paintbucket Games)

Das erste Computerspiel auf Basis der neuen Sozialadäquanzklausel heißt „Through the Darkest of Times“, kommt aus Berlin und ist auf der Gamescom 2018 zu besichtigen.

Im Eilverfahren hat die Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK) die Gamescom-Demo des PC-Spiels „Through the Darkest of Times“ geprüft und ab 12 Jahren freigegeben.

Das alleine wäre noch nichts Ungewöhnliches, denn ein ähnliches Verfahren haben in den vergangenen Wochen Hunderte Spiele durchlaufen. Die Besonderheit: „Through the Darkest of Times“ spielt im Berlin während des sogenannten „Dritten Reichs“, zeigt demnach Hakenkreuze und einen Hitlergruß. Beides sind Symbole verfassungsfeindlicher Organisationen, deren Verbreitung laut Strafgesetzbuch verboten ist. Bei Zuwiderhandlung drohen Geld- und Haftstrafen.

Doch die Entwickler haben nichts dergleichen zu befürchten, denn das bereits erfolgte Okay der USK und der Obersten Landesjugendbehörden gilt als rechtssicher. Erst seit 9. August 2018 ist es möglich, Spiele auch dann zur Altersprüfung einzureichen, wenn sie SS-Runen, Hitler-Abbildungen, NS-Parolen oder Hakenkreuze zeigen. Die USK prüft dann, ob das Spiel unter den für die Kunst geltenden Ausnahmetatbestand („Sozialadäquanzklausel“) fällt, analog zu Film und TV.

Dies ist jetzt geschehen: Das deutschlandweit erste Computerspiel, das von der Neuregelung profitiert, ist auf der Gamescom 2018 im Indie Arena Booth in Halle 10.1 zu erleben – zusammen mit vielen weiteren Indie-Spielen. Das hat das Studio auf GamesWirtschaft-Anfrage bestätigt.

Through the Darkest of Times: Spielbar auf der Gamescom 2018

Entwickelt wird „Through the Darkest of Times“ (Untertitel: „A Historical Resistance Strategy Game“) vom Berliner Zwei-Mann-Studio Paintbucket Games. Die beiden Gründer Jörg Friedrich und Sebastian Schulz waren an der Entwicklung der Yager-Titel „Spec Ops: The Line“ und „Dreadnought“ sowie an Rollenspielen wie „Drakensang“ und „Albion Online“ beteiligt, bringen also jede Menge Erfahrung mit.

Paintbucket Games ist Teil des Indie-Games-Kollektivs Saftladen, das bekannte Titel wie „Curious Expedition“ (Maschinen-Mensch) oder „The Inner World“ (Studio Fizbin) hervorgebracht hat.

Das Medienboard Berlin-Brandenburg hat die Entwicklung des Spiels im Oktober 2017 mit 70.000 Euro gefördert. Die Veröffentlichung im Early-Access-Programm der Online-Plattform Steam ist für Herbst 2018 geplant.

USK begründet Freigabe für „Through Darkest of Times“

Das USK-Prüfgremium sieht die Kriterien der Sozialadäquanzklausel „aufgrund der klaren Gegnerschaft zum NS-Regime“ als erfüllt an. Die Verwendung der NS-Kennzeichen erfolge im historischen Kontext und diene zur „Beschreibung von Vorgängen des Zeitgeschehens“. Eine Verharmlosung oder Verherrlichung sei in keiner Weise zu erkennen. 12jährige hätten das nötige Kontextwissen, um die Geschehnisse im Spiel richtig einordnen zu können. „Darüber hinaus wurde kein Beeinträchtigungsgrund für die Altersgruppe ab 12 Jahren gesehen“, heißt es in einer Stellungnahme.

„Die Entscheidung, ein Spiel aufgrund der vorliegenden Sozialadäquanz zu kennzeichnen, ist ein wichtiger Schritt für die Gleichbehandlung von Games mit anderen Medienarten“, erklärt USK-Geschäftsführerin Elisabeth Secker. „Hier zeigt sich, dass Games nicht nur Kunst und Kulturgut sein, sondern sich auch pädagogisch wertvoll mit Zeitgeschichte auseinandersetzen können.“

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