Start Politik Games-Förderung im Bund: Wohin fließt das Geld?

Games-Förderung im Bund: Wohin fließt das Geld?

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Das Wirtschaftsministerium (BMWK) koordiniert die Computerspiele-Förderung des Bundes (Foto: GamesWirtschaft)
Das Wirtschaftsministerium (BMWK) koordiniert die Computerspiele-Förderung des Bundes (Foto: GamesWirtschaft)

Der Bund bezuschusst Deutschlands Spiele-Entwickler mit dreistelligen Millionensummen – doch wohin fließt die Games-Förderung eigentlich?

Heute gilt’s: In ihrer ‚Bereinigungssitzung‘ nehmen die Bundestags-Haushälter die vorläufig letzten Korrekturen an den 2023-Budgets der Ministerien vor – ehe das Gesamtpaket ab Ende November ins Parlament und in den Bundesrat geht. Weil die Beratungen traditionell oft bis in die frühen Morgenstunden dauern, wird zur Stärkung gerne mal ein Mett-Igel gereicht.

Auch bei Deutschlands Spiele-Entwicklern wächst die Anspannung: Die Games-Industrie hofft wie schon 2019, dass bei dieser Last-Minute-Gelegenheit zusätzliche Millionen zur Rettung des Computerspiele-Förderung bereitgestellt werden.

Die Zeit drängt: Denn seit dem 31. Oktober kann das zuständige Wirtschaftsministerium keine Förderanträge der Studios mehr entgegen nehmen – die Töpfe für 2022 und 2023 sind restlos ausgeschöpft. Bereits 130 Millionen € hat der Staat jenen Studios zugesagt, die bislang einen Antrag gestellt haben; alle anderen gehen vorerst leer aus.

Doch was passiert mit dem Geld eigentlich?

Eine GamesWirtschaft-Auswertung zeigt: Fast die Hälfte des kompletten Fördertopfes – nämlich mehr als 55 Millionen € – entfallen auf 37 mittelgroße und große Games-Projekte, an denen sich der Bund mit einem Scheck von jeweils mindestens 1 Million € beteiligt. Sechs Games erhalten mehr als 2 Millionen €.

Großer Gamescom-Bahnhof: Limbic-Co-Gründer Stephan Winter und Bandai-Namco-CEO Arnaud Muller (rechts) mit NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (Foto: KoelnMesse / Uwe Weisser)
Großer Gamescom-Bahnhof: Limbic-Co-Gründer Stephan Winter und Bandai-Namco-CEO Arnaud Muller (rechts) mit NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (Foto: KoelnMesse / Uwe Weisser)

Neben vereinzelten Startups findet sich in der Rangliste das Who’s Who der deutschen Computerspiele-Industrie – von Daedalic, Limbic und InnoGames über Ubisoft Blue Byte, Mimimi Games, King Art und Chimera bis hin zu Embracer-Group-Töchtern wie Black Forest Games, Grimlore Games oder Massive Miniteam.

Besonderheit der Bundesförderung: Der Staat übernimmt bis zu 50 Prozent der anfallenden Entwicklungskosten – und will den Zuschuss nicht zurück haben. Selbst dann nicht, wenn sich ein Spiel millionenfach verkaufen sollte. Läuft alles nach Plan, entstehen neben erfolgreichen Computerspielen auch neue (oder größere) Unternehmen inklusive zusätzlicher (sozialversicherungspflichtiger) Vollzeit-Jobs.

Games-Förderung: Diese Projekte fördert der Bund mit Zuschüssen von mehr als eine Million Euro (Stand: 9.11.2022)
Games-Förderung: Diese Projekte fördert der Bund mit Zuschüssen von mehr als eine Million Euro (Stand: 9.11.2022)

Die Infografik veranschaulicht den ‚Konstruktionsfehler‘ der Games-Förderung, der dafür sorgt, dass schon jetzt die Mittel für 2023 ausgereizt sind. Denn die Zuschüsse werden nicht zu Projektbeginn ausbezahlt, sondern anteilig über die komplette Laufzeit verteilt, die vielfach bis ins Jahr 2024, 2025 oder gar 2026 reicht.

Die Folge: Allein 2023 wird das Wirtschaftsministerium über 80 Millionen € überweisen – mehr gibt der Haushalt einfach nicht her, bisher zumindest.

Game-Verband, Studios und Politik schlagen daher Alarm, das zarte Förder-Pflänzchen könne mangels Subventions-Dünger vorzeitig eingehen – und mit ihr die Investitionsbereitschaft nationaler und internationaler Publisher. Nach Lage der Dinge sind erst wieder Anträge für Projekte ab 2024 möglich – es sei denn, Habecks Ministerium ringt sich in buchstäblich letzter Minute zu Umschichtungen durch und/oder FDP-Finanzminister Lindner gibt im Lichte sprudelnder Steuereinnahmen grünes Licht für eine Aufstockung der Etats.

Mit der Lage der bundesdeutschen Games-Förderung beschäftigt sich auch die aktuelle GamesWirtschaft-Kolumne.

Games-Förderung: Wohin fließt das Geld?

Games-Projekte mit einer Fördersumme von mehr als 1 Mio. € (Stand: 9. November 2022 / gerundet)

  1. Project Minerva – Grimlore Games, München – 2,59 Mio. €
  2. Schießeisen – King Art, Bremen – 2,24 Mio. €
  3. Destroy All Humans 2  – Black Forest Games, Offenburg – 2,23 Mio. €
  4. It’s magic – Daedalic Entertainment, Hamburg – 2,04 Mio. €
  5. Codename SüßkartoffelMimimi Games, München- 2,03 Mio. €
  6. Game 38Keen Games, Frankfurt/Main – 2,03 Mio. €
  7. Tropico 7Nine World Studios, München – 1,97 Mio. €
  8. Project Habanero – Weltenbauer Software, Wiesbaden – 1,94 Mio. €
  9. Dungeons 4 – Realmforge Studios, Mücnhen – 1,84 Mio. €
  10. CoveLimbic Entertainment, Langen – 1,76 Mio. €
  11. Sonnenblume – Gentlymad Studios, Wiesbaden – 1,73 Mio. €
  12. Everspace 2: The Companions – Rockfish Games, Hamburg – 1,65 Mio. €
  13. SeabassNukklear, Hannover – 1,62 Mio. €
  14. Commandos: Origins – Claymore Game Studios, Darmstadt – 1,53 Mio. €
  15. Railway Empire 2 – Gaming Minds Studios, Gütersloh – 1,51 Mio. €
  16. Projekt Loki – Snowprint Studios, Berlin – 1,51 Mio. €
  17. Realms At War – Chimera Entertainment, München – 1,49 Mio. €
  18. Anno 1800 Console Edition (AT ‚Projekt: Laubenheim‘) – Ubisoft Blue Byte, Düsseldorf- 1,49 Mio. €
  19. Project LOC – Massive Miniteam, Pulheim – 1,43 Mio. €
  20. Shadow of Conspiracy Section 2 – Elysium Game Studio, Berlin – 1,42 Mio. €
  21. Mobile Dungeon – Playa Games, Hamburg – 1,35 Mio. €
  22. Project Kokidon – Studio Fizbin, Ludwigsburg – 1,31 Mio. €
  23. Projekt 18 – InnoGames, Hamburg – 1,30 Mio. €
  24. Splitrealm – Aeria Games, Berlin – 1,30 Mio. €
  25. The Apartment – btf, Köln – 1,25 Mio. €
  26. Mambio Lern-App – Neurodactics, Hamburg – 1,17 Mio. €
  27. Plush Bunnies Havoc Reloaded – M2P Entertainment, Bochum – 1,14 Mio. €
  28. LSMR – Megagon Industries, Berlin – 1,12 Mio. €
  29. Project Shade 2022 – Stratosphere Games, Berlin – 1,10 Mio. €
  30. Park Beyond Konsole (AT: Legend Port) – Limbic Entertainment, Langen – 1,07 Mio. €
  31. Menace – Overhype Studios, Hamburg – 1,07 Mio. €
  32. Prometheus – Envision Entertainment, Ingelheim – 1,06 Mio. €
  33. Seriouis Game Security Simulator – Mybreev, Viersen – 1,06 Mio. €
  34. Travian Legends Mobile – Travian Games, München – 1,04 Mio. €
  35. Boston District – Aesir Interactive, München – 1,03 Mio. €
  36. MiniCiv 2020 – Stratosphere Games, Berlin – 1,02 Mio. €
  37. Persist Online – CipSoft, Regensburg – 1,02 Mio. €

Die kumuliert größten Bezieher von Bundes-Fördermitteln (Stand: 9. November  2022 / gerundet)

  1. Kalypso Media – 8,2 Mio. €
  2. Embracer Group (via THQ Nordic) – 6,3 Mio. €
  3. Bandai Namco Entertainment (via Limbic) – 2,8 Mio. €
  4. Ubisoft (via Ubisoft Blue Byte) – 2,7 Mio. €
  5. Weltenbauer Software – 2,6 Mio. €

Einzel-Studios mit den kumuliert höchsten Summen aus der Games-Förderung des Bundes (Stand: 9. November 2022)

  1. Limbic Entertainment, Langen – 2.830.589 €
  2. Ubisoft Blue Byte, Düsseldorf / Mainz – 2.675.368 €
  3. Grimlore Games, München – 2.594.565 €
  4. Weltenbauer Software, Wiesbaden – 2.557.526 €
  5. Gaming Minds Studios, Gütersloh – 2.511.038 €
  6. Stratosphere Games, Berlin – 2.483.881 €
  7. King Art, Bremen – 2.430.976 €
  8. Realmforge Studios, München – 2.292.719 €
  9. Blackforest Games, Offenburg – 2.233.170 €
  10. Xyrality, Hamburg – 2.149.497 €

2 Kommentare

  1. Die kumuliert größten Bezieher von Bundes-Fördermitteln (Stand: 9. November 2022 / gerundet)

    Kalypso Media – 8,2 Mio. €
    Embracer Group (via THQ Nordic) – 6,3 Mio. €
    Bandai Namco Entertainment (via Limbic) – 2,8 Mio. €
    Ubisoft (via Ubisoft Blue Byte) – 2,7 Mio. €

    Ich habe es gesagt und ich sage es wieder, wieso bekommen diejenigen Firmen, die sich das eigentlich auch aus eigener Tasche leisten könnten, so viel geld während der Indie-Sektor am langen Arm verhungert? Und mit verhungern meine ich das tatsächlich wörtlich, denn hier werden überwiegend „Hungerlöhne“ gezahlt, die teilweise nur 200€ über dem Hartz-IV-Satz liegen.

    Ganz ganz ganz dringender Handlungsbedarf seitens der Bundesregierung diesen offensichtlichen Fehler auszumerzen!

    • Das ist wie bei Film und Fernsehen, wo für Matrix 4 oder Dark auch Millionen-Subventionen locker gemacht werden, um die Produktion in Deutschland zu ermöglichen (und nicht in Tschechien oder Rumänien).

      Für den klassischen Indie-Bereich abseits der etablierten Mittelständler ist die Bundes-Förderung bedingt hilfreich, weil man ja schon ordentlich Geld mitbringen muss (nämlich die Hälfte). Da ist die Länderförderung im Einzelfall besser geeignet.

      Trotzdem muss beim aktuellen Modell dringend nachgesteuert werden. Die fehlende Verlässlichkeit ist ein echter Plotstopper.

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