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A Year of Rain: Daedalic spielt mit Zeuz

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Für das Multiplayer-Strategiespiel
Für das Multiplayer-Strategiespiel "A Year of Rain" greift Daedalic auf die Technologie des Münchener Startups Zeuz zurück.

Für den Aufbruch ins Multiplayer-Zeitalter kooperiert Daedalic-Chef Carsten Fichtelmann mit dem Münchner Tech-Startup Zeuz.

Das Totenglöcklein fürs Adventure-Genre will Daedalic-Gründer Carsten Fichtelmann noch lange nicht läuten: „Man hat ja manchmal den Eindruck, als gäbe es für unsere Vergangenheit kein Morgen mehr.“ Doch Adventures und andere Solo-Spiele bieten nun mal einen eingeschränkten Wiederspielbarkeitswert – deshalb wird der Hamburger Publisher („Edna bricht aus“, „The Lord of the Rings: Gollum“) künftig auch auf Multiplayer-Titel setzen, die bestenfalls viele hundert Stunden Langzeit-Spaß bieten – sei es durch Koop-Modi, Turniere, Ligen oder eSport.

Nach dem DCP-2018-Sieger „Witch It!“ folgt demnächst das PC-Fantasy-Strategiespiel „A Year of Rain“, bei dem zwei Zweier-Teams gegeneinander antreten. Bei Daedalic weiß man um die potenziellen Risiken und Nebenwirkungen, die mit dem Betrieb eines solchen Online-Spiels verbunden sind. Denn die Partien müssen zu jeder Tages- und Nachtzeit in jedem Markt gleichermaßen sauber funktionieren, von Osteuropa bis Australien, von Nord- bis Südamerika.

Zeuz-Co-Gründer Markus Schneider und Daedalic-CEO Carsten Fichtelmann kooperieren (Fotos: Zeuz / Daedalic)
Zeuz-Co-Gründer Markus Schneider und Daedalic-CEO Carsten Fichtelmann kooperieren (Fotos: Zeuz / Daedalic)

Deshalb nutzt Daedalic die Technologie und das Knowhow von Zeuz: Das Münchener Tech-Startup hat jüngst mehrere Millionen Euro an Risikokapital eingesammelt und will damit das Produkt weiterentwickeln. Das Firmenmotto „The Multiplayer Engine“ deutet bereits an, was Zeuz anbietet: eine Schnittstelle, die den kompletten Ingame-Datenverkehr auf Server-Seite abwickelt – also das sogenannte Backend. Das System funktioniert mit allen gängigen Engines, Stores, und Plattformen, egal ob Smartphone oder Konsole.

Im besten Fall bekommt der Spieler von der Zeuz-Magie nichts mit – die Verbindung ist stabil, der Ping ist niedrig, die Last skaliert analog zur Nachfrage. Solche Dienstleistungen bieten grundsätzlich auch die großen Player wie Amazon, Google und Microsoft an. Der Unterschied: Im Gaming sind andere Qualifikationen gefragt als etwa im eCommerce, Streaming oder im Geschäftskunden-Bereich. Die Herausforderungen werden sich auch durch Dienste wie Google Stadia nicht ändern, denn diese Dienste stellen ja nur die Plattform – aber kein Matchmaking, keine Datenbanken, keine Gameserver.

Fähige Backend-Entwickler, die ein tiefes Verständnis für Datenbanken und Skalierung haben, sind erstens selten, zweitens begehrt und drittens teuer. Erst bei Massive-Multiplayer-Spielen mit fünfstelligen Spielern pro Server lohne es sich für Studios, eine eigene Server-Infrastruktur aufzusetzen, erklärt Zeuz-Co-Gründer Markus Schneider. Zeuz-Zielgruppe sind daher Studios wie Funcom oder eben Daedalic – Triple-I, also das oberste Regal der Indie-Spiele als Pendant zu Triple-A. „Entwickler unterschätzen massiv das Backend“, weiß Schneider. Denn die gängigsten Probleme haben erstmal nichts mit dem eigentlichen Gamedesign zu tun.

Prinzipiell ist die Zeuz-Anbindung eine Sache von Tagen, maximal Wochen. Ob und wie schnell die Integration klappt, hängt auch davon ab, ob das jeweilige Studio bereits Erfahrungen mit Multiplayer-Spielen hat oder ob es sich um das erste Spiel dieser Art handelt.

Im Fall von „A Year of Rain“ vermittelt Nick Prühs zwischen Zeuz (München) und Daedalic (Hamburg). Prühs ist seit drei Jahren technischer Direktor bei Daedalic. Von der Zusammenarbeit profitieren beide Seiten, weil Feedback aus der Games-Praxis zu den Zeuz-Programmierern zurückfließt. „Spiele-Entwicklung ist ein People Business“, sagt Fichtelmann. „Da ist es umso wichtiger, einen direkten Ansprechpartner zu haben – und das ist dann auch der Unterschied zwischen einem großen Konzern und einem Spezialisten vor Ort.“

Wie gut die Nord-Süd-Kooperation in der Praxis klappt, lässt sich im weiteren Verlauf des Jahres klären, wenn „A Year of Rain“ in den Early-Access-Testbetrieb geht.

"A Year of Rain" setzt auf Helden und einen 2x2-Mehrspielermodus (Abbildung: Daedalic Entertainment)
„A Year of Rain“ setzt auf Helden und einen 2×2-Mehrspielermodus (Abbildung: Daedalic Entertainment)