Start Politik Die wichtigsten Games-Politiker und -Politikerinnen 2024

Die wichtigsten Games-Politiker und -Politikerinnen 2024

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Die zehn wichtigsten Games-Politiker und -politikerinnen 2024 - Fotos: GamesWirtschaft (3) / Jonas Holthaus / Kristian Schuller / FDP / Grüne im Bundestag - S. Kaminski / CDU-CSU-Fraktion – Stella von Saldem / Freie Wähler – Andreas Gebert / SPD - Phototek
Die zehn wichtigsten Games-Politiker und -politikerinnen 2024 - Fotos: GamesWirtschaft (3) / Jonas Holthaus / Kristian Schuller / FDP / Grüne im Bundestag - S. Kaminski / CDU-CSU-Fraktion – Stella von Saldem / Freie Wähler – Andreas Gebert / SPD - Phototek

Wie sich Deutschlands Spiele-Industrie entwickelt, hängt – auch – von ihnen ab: Das sind die wichtigsten Games-Politiker-/innen 2024.

Ob Zuschüsse für Messen und Konferenzen, die Preisgelder für den Computerspielpreis, viele Millionen Euro an Fördermitteln, Alterskennzeichen oder E-Sport-Visa: Wie jedes andere Gewerbe sind auch Games-Entwickler darauf angewiesen, dass die Politik mitspielt.

Was wiederum erklärt, warum Verbände und Standortinitiativen gezielt den Austausch mit Abgeordneten, Ministern, Partei-Chefs, Ministerpräsidenten und Kanzler(innen) suchen, um für die Anliegen der 10-Milliarden-€-Branche zu werben.

Bundes- und Landtagswahlen bringen es mit sich, dass diese Ansprechpartner regelmäßig durchwechseln: Politiker werden abgewählt, übernehmen andere Aufgaben oder wechseln das Ressort. So galt Dorothee Bär schon vor ihrer Berufung zu Merkels Digitalstaatsministerin als wichtigste Verbündete der Branche – mittlerweile ist die CSU-Politikerin eine der Stellvertreterinnen von Unions-Fraktions-Chef Friedrich Merz.

Seit dem Start der Ampel im Dezember 2021 liegt die Zuständigkeit für die Videospiele-Industrie innerhalb der Bundesregierung bei Wirtschaftsminister Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen). Den Gamescom-Antrittsbesuch holte er allerdings erst 2023 nach, weil der 2022-Termin wegen der drohenden Energiekrise abgesagt werden musste.

Abseits des federführenden Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) gibt es im Berliner Regierungsviertel und auf Länderebene weitere Politikerinnen und Politiker, die wichtige Weichenstellungen verantworten – oder zumindest dazu beitragen, Schlimmeres verhindern.

Die GamesWirtschaft-Top-10 listet jene Politikerinnen und Politiker, die im Jahr 2024 an entscheidender Stelle beeinflussen, ob der Games-Standort Deutschland neben Umsatz- auch ein Umsetz-Potenzial hat.


Die wichtigsten Politikerinnen und Politiker der deutschen Games-Branche 2024

(in alphabetischer Reihenfolge)

Franziska Giffey (SPD)

Im Mai 2023 kokettierte die Berliner Wirtschaftssenatorin mit dem gleichermaßen kühnen wie unrealistischen Plan, den Kölnern die Gamescom abzuwerben. Hintergrund: Im Koalitionsvertrag mit ihrem CDU-Nachfolger Kai Wegner hatte Giffey vereinbart, eine „Leitveranstaltung im Games-Bereich“ zu etablieren.

Noch aus ihrer Zeit als Regierender Bürgermeisterin stammt der Vorsatz, die Hauptstadt zum „Games-Standort Nummer 1“ zu machen. Die Voraussetzungen sind und bleiben gut: Fünf der zehn größten deutschen Spiele-Studios haben ihren Sitz in Berlin.

Die damalige Familienministerin Franziska Giffey (SPD) auf der Gamescom 2019 in Köln (Foto: Koelnmesse / Maxi Uellendahl)
Die damalige Familienministerin Franziska Giffey (SPD) auf der Gamescom 2019 in Köln (Foto: Koelnmesse / Maxi Uellendahl)

Fabian Gramling (CDU)

Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion unter Vorsitz von Parteichef Friedrich Merz beschäftigt einen dedizierten ‚Berichterstatter für Games‘. Sein Name: Fabian Gramling, zu Hause im Wahlkreis Neckar-Zaber und seit 2021 im Parlament.

Regelmäßig treiben ihn die Vollbremsungen bei der Games-Förderung in Habecks Wirtschaftsministerium um – beim Finanzministerium macht er parallel Druck mit Blick auf Steuervergünstigungen für Games-Entwickler. Nicht auf Verbands-Linie liegt der 36jährige hingegen beim Thema Lootboxen, die er als problematisch einstuft.


Robert Habeck (Grüne)

Nein, ein echter ‚Gamer‘ wird aus Habeck nicht mehr – aber das tut auch gar nicht not, zumal seine Behörde spätestens seit dem 24. Februar 2022 ungleich dickere Bretter zu bohren hat. Die Games-Zuständigkeit hat der grüne Wirtschaftsminister von CSU-Verkehrsminister Andreas Scheuer ‚geerbt‘.

Im Umzugskarton inklusive: Förderung, Computerspielpreis, die Games-Strategie der Bundesrepublik und ein eigenes Games-Referat. Große Sprünge sind vorerst nicht drin: Das Ministerium kann infolge leerer Kassen nur den Status Quo verwalten, aber keine neuen Akzente setzen – dem Vizekanzler fehlen buchstäblich die Mittel.

Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) auf der Gamescom 2023 (Foto: GamesWirtschaft)
Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) auf der Gamescom 2023 (Foto: GamesWirtschaft)

Manuel Höferlin (FDP)

Er hat’s zumindest versucht: Kurz vor Weihnachten 2022 startete der FDP-Digitalpolitiker einen erneuten Vorstoß, um E-Sport-Vereinen und -abteilungen die im Ampel-Koalitionsvertrag vereinbarte Gemeinnützigkeit zu verschaffen. Der Plan scheiterte am Widerstand von SPD und Grünen.

Der Branche ist Manuel Höferlin seit jeher eng verbunden: Schon 2011 – also noch inmitten von Killerspiel-Debatten – hat er die erste ‚Politiker-LAN‘ im Reichstagsgebäude mitorganisiert. Später gehörte er zu den Initiatoren des 60köpfigen Parlamentskreis eSports & Gaming, der allerdings nur sehr unregelmäßig tagt.


Anna Kassautski (SPD)

Jahrelang waren Lars Klingbeil und Saskia Esken als Games-Versteher der Sozialdemokraten eingeteilt. Doch seitdem das Duo den SPD-Vorsitz im Willy-Brandt-Haus übernommen hat, klafft eine erkennbare Lücke innerhalb der Fraktion – die neben Lena Werner insbesondere Anna Kassautski ausfüllen soll.

Die 30jährige Digitalpolitikerin zählt zu den jüngsten Abgeordneten im Parlament und vertritt dort den Wahlpreis Vorpommern-Rügen. 2022 gehörte Kassautski erstmals der Jury des Deutschen Computerspielpreises an.


Michael Kellner (Grüne)

Computerspielpreis, Gamescom, Computerspiele-Museum: Der langjährige Wahlkampf-Manager der Grünen ist seit Januar 2022 Parlamentarischer Staatssekretär im Wirtschaftsministerium – und regelmäßig zur Stelle, wenn Politik auf Games trifft.

Wer ihn auf Veranstaltungen erlebt, erkennt sofort: Kellner (Jahrgang 77) ist niemand, dem man erklären muss, wie man einen Joy-Con bedient. Im politischen Berlin gilt er nicht nur deshalb als einer der wichtigsten Ansprechpartner der Spiele-Industrie.

Game-Sommerfest 2022: Michaela Bartelt-Krantz (Managing Director EA Germany) erläutert Michael Kellner die Steuerung von It Takes Two (Foto: Fröhlich)
Game-Sommerfest 2022: Michaela Bartelt-Krantz (Managing Director EA Germany) erläutert Michael Kellner die Steuerung von It Takes Two (Foto: Fröhlich)

Nathanael Liminski (CDU)

Bei ihm laufen alle Fäden zusammen: Liminski ist Chef der Düsseldorfer Staatskanzlei und damit qua Amt enger Vertrauter des Ministerpräsidenten – derzeit Hendrik Wüst, zuvor Kanzler-Kandidat Armin Laschet. In der umsatzsstarken, breit gefächerten NRW-Spiele-Branche gilt Liminski als außergewöhnlich gut verdrahtet.

Aus Gründen: Das Land bezuschusst zum Beispiel die Gamescom und den Deutschen Entwicklerpreis. Die ohnehin üppigen Fördermittel für Spiele-Studios wurden zuletzt um weitere 500.000 € aufgestockt – auch ein Fingerzeig in Richtung Berlin.

NRW-Staatskanzlei-Chef Nathanael Liminski (CDU) auf der Gamescom 2022 (Foto: Land NRW / Robin Teller)
NRW-Staatskanzlei-Chef Nathanael Liminski (CDU) auf der Gamescom 2022 (Foto: Land NRW / Robin Teller)

Christian Lindner (FDP)

Ohne Moos nix los – wer wüsste das besser als der Bundesfinanzminister. FDP-Chef Lindner ist mit PC-Spielen aufgewachsen, hat Sympathien für die Branche und will sie unterstützen, natürlich – aber am liebsten indirekt, etwa über Bürokratie-Abbau. Branchen-Forderungen nach zusätzlichen Subventionen lächelt der Hüter der Schuldenbremse zuverlässig weg.

Ein gangbarer (Aus-)Weg wären Steuer-Rückerstattungen (Tax Credits), wie sie international üblich sind und wie sie große Publisher fordern. Auf Drängen der Opposition musste Lindners Ministerium allerdings einräumen, dass derzeit noch nicht mal an einem Konzept gearbeitet wird.

Finanzminister Christian Lindner (FDP) beim Game-Sommerfest 2023 (Foto: GamesWirtschaft)
Finanzminister Christian Lindner (FDP) beim Game-Sommerfest 2023 (Foto: GamesWirtschaft)

Fabian Mehring (Freie Wähler)

Der Mann ist kaum zu bremsen: Allein in den ersten drei Monaten hat Bayerns Digitalminister mehr Social-Media-Postings produziert als CSU-Vorgängerin Gerlach in fünf Jahren. Gezielt sucht er den Draht zu Spiele-Entwicklern.

Und der Shooting-Star unter den Aiwanger-Ministern formuliert anspruchsvolle, zuweilen vollmundige Ziele für den Freistaat: Mehring, der im schwäbischen Fasching zuletzt als Super Mario auftrat, will Games zu einem „Flaggschiff“ innerhalb des Ministeriums entwickeln – mit eigenem Referat und mehr Fördermitteln. In München soll zudem ein „Haus der Games“ entstehen – fehlt eigentlich nur noch die Finanzierung durch das Haus des Geldes.


Claudia Roth (Grüne)

„Für Claudi“ schrieb Maximilian Knabe alias HandOfBlood auf die Autogrammkarte. Die Kultur-Staatsministerin revanchierte sich ihrerseits beim populären Influencer mit einer persönlichen Widmung: „Für Max“. Stattgefunden hat dieser Clash of Cultures während der Gamescom 2022, wo sich Claudia Roth besonders für Spiele zu Themen wie Erinnerungskultur und Diversität interessierte.

Zu diesem Zeitpunkt ahnte die Grünen-Politikerin noch nicht, dass sie eineinhalb Jahre später 100 Mio. € in der Branche verteilen darf / soll / muss – und zwar als „Anreiz zur Stärkung der Entwicklung und Produktion von Computerspielen in Deutschland“. Was wann wie mit der ersten Tranche von 33 Mio. € für 2024 passiert: offen.