Mehr als eine halbe Million Euro pro Jahr macht Hamburg für die Games-Förderung locker. Ziel: Mehr Startups sollen sich für die Hansestadt entscheiden.
Wenige Wochen vor den Oberbürgermeister- und Bürgerschaftswahlen am 23. Februar 2020 wird möglich, wofür Hamburgs Spiele-Entwickler seit zehn Jahren kämpfen: die Wiedereinführung einer regionalen Förderung von Spiele-Entwicklern, wie sie durchaus erfolgreich in NRW, Berlin oder Bayern praktiziert wird.
Denn heute wurde bekannt: Von 2020 bis 2023 stellt die Freie und Hansestadt Hamburg jährlich 520.000 Euro für Computerspiele-Entwickler bereit – in Summe handelt es sich also um ein Investment von immerhin über zwei Millionen Euro. Der Startschuss erfolgt im zweiten Halbjahr 2020.
Nach zehn Jahren: Comeback der Prototypen-Förderung in Hamburg
Das Konzept ruht auf zwei Säulen:
- einer Prototypen-Förderung mit einem jährlichen Volumen von 400.000 Euro: Gründer, Einzelpersonen und etablierte Unternehmen mit Sitz oder Betriebsstätte in Hamburg erhalten Zuschüsse von maximal 80.000 Euro pro Projekt (ohne Rückzahlungspflicht, Eigenanteil mind. 25 Prozent)
- einem Inkubator für Nachwuchs-Teams mit einem jährlichen Volumen von 120.000 Euro: Maximal fünf Teams werden drei Monate lang mit Beratung, Workshops, Arbeitsplätzen und einer Finanzspritze von jeweils 15.000 Euro unterstützt. In dieser Phase wird zum Beispiel erörtert, für welche Plattformen und Vertriebskanäle sich ein Titel eignen könnte.
Die Förderung erfolgt unabhängig von der zu erwartenden USK-Altersfreigabe. Heißt: Auch Ego-Shooter, Rollen- und Action-Spiele ohne Jugendfreigabe („USK 18“) könnten künftig in Hamburg entstehen. Dies ist keine Selbstverständlichkeit: In Bayern werden staatliche Zuschüsse etwa nur für Games bis maximal USK 16 ausgezahlt. Die Initiatoren wollen Computerspiele als Wirtschaftsfaktor und Kulturgut verstanden wissen, die – auch – für eine erwachsene Zielgruppe konzipiert sein können.
Gamecity Hamburg koordiniert Games-Förderung
Die Beratung und Koordination übernimmt die städtische Standort-Initiative Gamecity Hamburg, deren Kompetenzen und Mittel damit deutlich gestärkt werden. „Mit der Einführung der neuen Prototypenförderung in Kombination mit einem Inkubator können wir Spieleentwickler gleich auf mehreren Ebenen unterstützen und werden dafür das starke Netzwerk am Standort aktivieren“, erklärt Gamecity-Projektleiter Dennis Schoubye. „Mit dem Inkubator zielen wir darauf ab, Nachwuchsteams aktiv und maßgeschneidert bei der Ausarbeitung von Konzepten mit hohem Marktpotential zu unterstützen.“
Hamburgs Kultur- und Medien-Senator Carsten Brosda (SPD) hat das Projekt maßgeblich vorangetrieben und 20 Geschäftsführer der Hamburger Spiele-Branche am heutigen Donnerstagvormittag im Gästehaus des Senats zu einem Spitzengespräch empfangen. Mit der (Wieder-)Einführung der Games-Förderung verknüpft er die Hoffnung, dass sich vermehrt Gründer und Startups für eine Ansiedlung in Hamburg entscheiden.
Zuletzt war insbesondere in Berlin und in Nordrhein-Westfalen eine stärkere Dynamik mit Blick auf Unternehmens-Gründungen zu beobachten. Nichtsdestoweniger gilt Hamburg weiterhin als bedeutendster Entwicklungs-Standort in Deutschland, explizit im Online- und Mobilegames-Sektor. Einige der größten Games-Arbeitgeber haben ihren Sitz in der Hansestadt, darunter InnoGames, Goodgame Studios, Gamigo, Bigpoint, Bytro Labs, Daedalic Entertainment, DS Fishlabs, Xyrality, Rockfish Games und Tivola, zudem Publisher-Niederlassungen wie Capcom oder Square Enix. Zum erweiterten Kreis der Branche zählen unter anderem Rocket Beans Entertainment und die Deutschland-Zentrale von Twitch. Der Entwickler-Nachwuchs wird an mehreren privaten und staatlichen Einrichtungen ausgebildet.
Weitere Informationen zu Konditionen und Einreich-Terminen der Hamburger Games-Förderung sind ab März 2020 auf der Website von Gamecity Hamburg abrufbar.
Games-Förderung im Hamburger Wahlkampf
Games sind auch ein (Rand-)Thema im derzeitigen Wahlkampf um die Bürgerschaft: Die Hamburger SPD hat in ihrem Wahlprogramm die Entwicklung „neuer Fördermöglichkeiten“ für den Games-Bereich angekündigt – ein Projekt, das in der Ära von Olaf Scholz (SPD) komplett nachverlässigt wurde. Auch die CDU Hamburg verspricht in ihrem Programm, „die Rahmenbedingungen für die Games-Branche in Hamburg zu verbessern und eine substanzielle Projektförderung nach den Vorbildern aus Bayern und Nordrhein-Westfalen wieder einzuführen.“
Das ‚Zukunftsprogramm‘ der Grünen enthält keine Details zur Games-Förderung, sieht aber eine Förderung des „eGaming“ im Rahmen gemeinnütziger Sport- und Jugendvereine vor.
Meinungsforscher prognostizieren ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen OB Peter Tschentscher (SPD) und seiner Stellvertreterin Katharina Fegebank (Grüne). Beide Parteien liegen in Umfragen fast gleichauf – Vieles spricht daher für eine Fortsetzung der rot-grünen respektive grün-roten Koalition.