Einer der größten deutschen Spiele-Entwickler setzt auf den Mobilegames-Markt: Mit „WeFarm“ will Bigpoint wieder einen „big point“ landen.
Seit 2011 hat Bigpoint in Berlin an einem Free2play-Browserspiel auf Basis einer der wertvollsten Entertainment-Marken der Welt gearbeitet – erschienen ist „Game of Thrones: Seven Kingdoms“ nie.
Stattdessen hat die chinesische Bigpoint-Mutter Yoozoo im Frühjahr 2019 „Game of Thrones: Winter is Coming“ parallel zur achten Staffel veröffentlicht – das allerdings in Shanghai entwickelt wurde. Um das Spiel zu bewerben, lud Yoozoo bereits auf der Gamescom 2018 zum Probesitzen auf dem Eisernen Thron.
Seit April ist das Spiel nun im Live-Betrieb – und bereitet auch in kommerzieller Hinsicht viel Freude, wie der neue Deutschland-Chef Jeff Lu im GamesWirtschaft-Gespräch erklärt. Freilich, ohne konkrete Zahlen zu nennen – der „Game of Thrones“-Sender HBO ist dafür bekannt, die Lizenzpartner eng an der Leine zu führen.
Das Aus für das Berliner Langzeitprojekt, fehlende Neuheiten, eine gescheiterte eSport-Strategie und mehrmalige Management-Wechsel in kurzer Abfolge haben zwangsläufig Sorgen um die Bigpoint-Zukunft in Deutschland aufkommen lassen. Denn nach wie vor gilt das Unternehmen als einer der größten Games-Arbeitgeber im Land: 230 Angestellte sind in Hamburg und Berlin beschäftigt. Mit Browsergames wie „Dark Orbit“ und „Seafight“ hat Bigpoint deutsche Computerspielegeschichte geschrieben.
Immerhin: Zur Gamescom 2019 hat Jeff Lu ein neues Spiel mitgebracht, das in Hamburg gebaut wird. Das Mobile-Aufbauspiel „WeFarm“ soll an den erfolgreichen Bigpoint-Klassiker „Farmerama“ anknüpfen. Von vergleichbaren Titeln wie „Hay Day“ soll sich „WeFarm“ durch einen stärkeren Fokus auf Aufgaben (Quests) und soziale Interaktion unterscheiden.
Das Ziel ist klar: endlich wieder einen „big point“ landen, wie es Lu formuliert.
Für das Deutschland-Geschäft hat sich Lu vorgenommen, einerseits asiatische Titel für westliche Märkte umzusetzen, etwa das Mobile-Rollenspiel „Saint Seiya Awakening: Knights of the Zodiac“, das auf der gleichnamigen japanischen Manga-Serie basiert und in Thailand, Indonesien und Taiwan starke Umsätze einfährt. Aufgrund der strengen Games-Regulierung im chinesischen Heimatmarkt hat Yoozoo frühzeitig den Export-Anteil hochgedreht und macht mittlerweile mehr als die Hälfte des Umsatzes im Ausland.
Zweitens sollen aus Deutschland heraus neue Marken aufgebaut werden, explizit im Casualgames-Bereich, also leicht erfassbare Games für Zwischendurch. Erster Schritt: „WeFarm“.
Für die älteren Bigpoint-Titel gibt Yoozoo eine Art Bestandsgarantie ab: Die Browsergames laufen zum Teil seit über einem Jahrzehnt und fahren weiterhin seriöse Renditen ein. Lu will daher weiter in den Back-Katalog investieren und den Support gewährleisten: Derzeit läuft unter anderem die „Farmerama“-Umstellung von Flash auf Unity. Parallel wird sich der Standort Berlin um die Weiterentwicklung des Free2play-Action-Rollenspiels „Drakensang Online“ kümmern – und fahndet dafür derzeit auch nach zusätzlichem Personal.