Start Wirtschaft InnoGames-Chef Klindworth: „Schwierigste Phase ist vorbei“

InnoGames-Chef Klindworth: „Schwierigste Phase ist vorbei“

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InnoGames-CEO und Co-Gründer Hendrik Klindworth auf der Gamescom 2024 (Foto: GamesWirtschaft)
InnoGames-CEO und Co-Gründer Hendrik Klindworth auf der Gamescom 2024 (Foto: GamesWirtschaft)

10 Jahre aufwärts – unter dieser Laufzeit macht’s InnoGames nicht: Heroes of History soll an den Milliarden-Erfolg Forge of Empires anknüpfen.

Üblicherweise läuft es so: Bereits beim Exit vereinbaren Käufer und Verkäufer, nach welcher Übergangsfrist die Gründer ‚ihr‘ Unternehmen verlassen – mal sofort nach Notartermin, mal nach zwölf Monaten, zuweilen auch erst nach drei oder vier Jahren. Im Gamescom-Gespräch mit InnoGames-CEO und -Gründer Hendrik Klindworth fühlt es sich so an, als sei die Firma immer noch ‚indie‘ – und nicht Teil eines börsennotierten, schwedischen Spiele-Herstellers, nämlich Modern Times Group (MTG).

Dabei legte Klindworth zusammen mit Bruder Eike (Creative Director) und Kumpel Michael Zillmer (COO) im Herbst 2016 einen der größten Deals in der deutschen Branchen-Historie hin. Bewertung: 260 Millionen Euro. Das Trio leitet wie nach wie vor das Hamburger Online- und Mobilegames-Studio, wie schon bei Gründung im Jahr 2007 – und alle drei sind noch sehr ‚hands-on‘ im Tagesgeschäft. Über ihre gemeinsame EMH Holding halten sie mittlerweile die mit Abstand meisten Anteile an MTG, das nach Abspaltung der E-Sport-Sparte ESL Gaming als reines Games-Unternehmen auftritt.

Am Aktienkurs des Mutterkonzerns lässt sich die Volatilität des Business ablesen. Bis zum Rekordjahr 2020 mit Einnahmen von über 220 Mio. € ging es für die InnoGames GmbH immer nur nach oben: Alleine das Flaggschiff Forge of Empires hat seit 2012 mehr als eine Milliarde Euro eingespielt. Die Pandemie-‚Sonderkonjunktur‘ kaschierte zunächst, dass im Kerngeschäft mögliches Unheil droht: Bestandstitel schwächelten, die Performance neuer Titel wie Lost Survivors blieb unter den Erwartungen.

Im Frühjahr 2023 dann die Vollbremsung: In Erwartung eines Umsatz- und Gewinnrückgangs trennt sich InnoGames „von 75 hochgeschätzten Mitarbeitern“. Oder im PR-Jargon: „InnoGames sichert Zukunftsfähigkeit durch strategische Neuausrichtung“. Mit 350 Beschäftigten ist InnoGames weiterhin einer der größten Arbeitgeber der Branche.

Die größten Games-Studios in Deutschland 2024 (nach Mitarbeitern) - Stand: 14. August 2024
Die größten Games-Studios in Deutschland 2024 (nach Mitarbeitern) – Stand: 14. August 2024

Fast zeitgleich zum Stellenabbau hat InnoGames einen 2-Mio.-€-Förderbescheid vom Wirtschaftsministerium für ein neues Spiel erhalten – für das mittlerweile eingestellte Projekte Heroes of Fate and Fortune gab es 2021 bereits 890.000 €.

Klindworth verteidigt den Umstand, dass auch und gerade hochprofitable Unternehmen von der Games-Förderung profitieren: Investments am deutschen Standort würden attraktiver, die Planbarkeit verbessere sich. Dadurch würden auch ‚riskantere‘ Titel möglich: Mit dem geförderten PvP-Tower-Defense-Spiel (geplant für Sommer 2025) wagt InnoGames einen turbulenten Genre-Ausflug jenseits des gemütlichen Aufbau-Strategie-Sortiments. Der Arbeitstitel Food Fight ist Programm: Die Spieler bekriegen sich mit Chilis, Chorizos, Hamburgern und Baby-Erdbeeren – die Truppen lassen sich durch In-App-Käufe verstärken.

In Köln zeigt InnoGames im Business-Bereich zunächst eine andere Neuheit, nämlich Heroes of History, an das ebenfalls hohe Erwartungen geknüpft sind. Das Strategiespiel für iOS, Android und Browser kombiniert bewährte Mechaniken mit 70 historischen Helden – im August startete zunächst der Softlaunch in ausgewählten Märkten. Die Ansprüche an Heroes of History sind die gleichen wie einst beim Dauerbrenner Forge of Empires: InnoGames gibt Spielen nur dann eine Chance, wenn sie zumindest das Potenzial mitbringen, mehr als zehn Jahre (erfolgreich) am Markt zu bestehen.

Der Zeitpunkt erscheint günstig: Aus Klindworths Sicht habe die Games-Industrie die schwierigste Phase überstanden – es gäbe wieder moderates Wachstum, wenngleich nicht so extrem wie 2020 oder 2021. Seine Lehre aus der Krise: Disziplin auf allen Ebenen – bei den laufenden Kosten, bei der Entwicklung und gerade beim Marketing. Zuversichtlich stimmt den Unternehmer, dass es gelungen sei, einstige Spieler zurückzuholen – selbst nach 20 Jahren liefern Browsergame-Oldies wie Die Stämme noch ein stabiles Grundrauschen.


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