Start Wirtschaft Daedalic Entertainment schließt Entwicklungs-Abteilung (Update)

Daedalic Entertainment schließt Entwicklungs-Abteilung (Update)

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'It's Magic' lautet der Arbeitstitel für das nächste Herr der Ringe-Spiel von Daedalic Entertainment (Abbildung: BMWK)
'It's Magic' lautet der Arbeitstitel für das nächste Herr der Ringe-Spiel von Daedalic Entertainment (Abbildung: BMWK)

Gollum und die Folgen: Der Hamburger Spiele-Publisher Daedalic Entertainment gibt die interne Spiele-Entwicklung auf.

Die Daedalic Entertainment GmbH mit Sitz in Hamburg fokussiert sich künftig auf das Publishing, also Lizenzierung, Vermarktung und Vertrieb. Zum bestehenden Sortiment gehören beispielsweise Unrailed, Barotrauma, Inkulinati, Witch It und Shadow Tactics. Allein für das laufende Geschäftsjahr seien „acht vielversprechende Releases“ in Vorbereitung.

Gleichzeitig werden am Standort Hamburg künftig keine Spiele mehr in der eigenen Entwicklungs-Abteilung produziert. In einer am Freitagnachmittag verbreiteten Stellungnahme, die GamesWirtschaft vorliegt, ist von einer „schwierigen Zäsur“ die Rede, die aber auch „als ein neuer Anfang in der schon langen Geschichte von Daedalic Entertainment“ gewertet wird.

Auf Nachfrage bestätigt Daedalic, dass vom Stellenabbau 25 der zuletzt mehr als 90 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betroffen sind. Von der Geschäftsführung heißt es: „Wir schätzen jedes einzelne Mitglied unseres Teams sehr, und es ist für uns von Bedeutung, dass der Übergang möglichst gut verläuft. Daher werden wir unsere ehemaligen Mitarbeiter bei der Suche nach neuen Möglichkeiten innerhalb unseres Netzwerks unterstützen.“

Im Zuge der Umstrukturierung werden auch die Arbeiten an einem weiteren The Lord of the Rings-Spiel eingestellt, an dem Daedalic Entertainment seit Mitte 2022 arbeitet. Das Wirtschaftsministerium (BMWK) hat Subventionen in Höhe von mehr als 2 Mio. € für das Action-Abenteuer zugesagt, das Ende 2024 erscheinen sollte. Lizenzgeber: Middle-Earth Enterprises, eine Sparte der Embracer Group. Laut Daedalic sei das BMWK bereits über den Projekt-Stopp informiert worden.

Update: Auf die erst im Juni angekündigte Neuheit Surviving Deponia hat der Umbau keine direkten Auswirkungen, weil das Spiel beim externen Studio AtomicTorch (CryoFall) entsteht. Daedalic tritt in diesem Fall als Co-Entwickler auf und steuert den kreativen Part (Story, Quests, Dialoge) bei.

Daedalic Entertainment schließt Entwicklungs-Abteilung

Für Produktionen wie die Deponia-Serie, Edna bricht aus, The Whispered World oder The Long Journey Home war das Team von Carsten Fichtelmann und Stephan Harms seit 2007 vielfach ausgezeichnet worden. Zuletzt standen die Daedalic-Eigenentwicklungen allerdings unter keinem guten Stern: Die 2017 erschienene Roman-Umsetzung Die Säulen der Erde (The Pillars of the Earth) floppte ebenso wie das vorzeitig eingestellte Strategiespiel A Year of Rain (Hintergrund). Bereits Ende 2020 wurden die beiden Studio-Niederlassungen in Nordrhein-Westfalen und München aufgelöst.

Nach mehrfachen Verschiebungen ist im Mai 2023 das bislang aufwändigste und teuerste Daedalic-Projekt für PC, PlayStation und Xbox erschienen: The Lord of the Rings: Gollum auf Basis der Tolkien-Fantasy-Saga. Der inhaltliche und technische Zustand genügte allerdings weder internen noch externen Ansprüchen. Das Studio sah sich zu einer öffentlichen Entschuldigung veranlasst (Hintergrund / Kolumne).

Auch wenn Der Herr der Ringe: Gollum die Erwartungen nicht erfüllt habe, ist man in Hamburg „sehr dankbar für die Zeit und die lehrreiche Erfahrung.“ Derzeit werde an einem weiteren Patch gearbeitet.

Seit April 2022 gehört Daedalic Entertainment zum französischen Publisher Nacon, der den deutschen Spiele-Entwickler bei einer Bewertung von 53 Millionen € übernommen hat (Hintergrund / Kolumne).

Die größten Games-Entwickler und Spiele-Studios in Deutschland (Stand: 6. Oktober 2022)
Die größten Games-Entwickler und Spiele-Studios in Deutschland (Stand: 6. Oktober 2022)

8 Kommentare

  1. Daedalic trennt sich laut Artikel von 25 Entwicklern und beendet damit die Entwicklung. In der Tabelle stehen 90 Mitarbeiter. 75 von denen sind also keine Entwickler. So eine Tabelle wäre aussagekräftiger, wenn sie die Anzahl der Entwickler eines Studios/Publishers ausweisen würde. Sonst stehen Studios mit 25 Entwicklern nicht drin, Publisher mit 10 Entwicklern und 100 im Wasserkopf aber ganz oben.

    • Ohne den ‚Wasserkopf‘ (nicht unser Wording) geht es nicht – bei Online- und Mobilegames-Studios sind Marketing, Analytics, Product Management usw. sogar integraler Bestandteil und nicht minder wichtig wie Gamedesign, Grafik, Programmierung usw.

      Die Tabelle listet außerdem ausschließlich Betriebe, bei denen die Entwicklung einen Schwerpunkt der Geschäftstätigkeit bildet. Publisher wie Gamigo, die in erster Linie lizenzieren und vermarkten, sind nicht aufgeführt.

  2. Wahnsinn das Ubisoft 3 Standorte in Deutschland hat und Düsseldorf der größte Entwickler in Deutschland ist aber in keiner Ubisoft Forward oder bei IGN oder sonstigen Spielemagazinen erwähnt wird. Wir sind schon echt arm dran in Deutschland mit Videospielentwicklungen … Aber hey Nintendo of Europe ist in Frankfurt 😀

  3. Bastei macht bestimmt heute noch drei Kreuze!!! Die sind froh, noch rechtzeitig die Investitionsgurke losgeworden zu sein. Naja, was jetzt Nacon denken mag. Ich als Steuerzahler bin froh, dass da erst mal keine Förderung mehr landet.

  4. Zum Update wäre anzumerken, dass Poki (Jan Baumann), der eigentliche geistige Vater der Deponia-Welt, schon seit etwa drei Jahren gar nicht mehr bei Daedalic _ist_.

    Was immer sie sich an „Story, Quests, Dialogen“ aus den Fingern saugen, scheint also vom Welten-Erfinder selber gar nicht verantwortet zu werden. Gleiches gilt für das neue Bildmaterial (dasjenige, was mit dem eigentlichen „Survival“ zusammenhängt).

  5. _Braucht_ der Konzern denn überhaupt noch einen Publisher? Man sollte denken, Nacon kann _das_ sowieso. Da können sie genauso gut von Frankreich aus vermarkten und die glücklose Schmiede gleich ganz einstampfen.

    • Ja, Copy-Paste-Bug. Da stand ursprünglich was mit ‚Geschäftsführung‘ … korrigiert (danke!).

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