Guter Dinge bei Herr der Ringe: Was die Embracer Group mit der The Lord of the Rings-Lizenz von Middle-Earth Enterprises vor hat.
Dem US-Magazin Variety ist es der kurze Abschnitt auf Seite 171 des gestern veröffentlichten Jahresberichts der Embracer Group AB zuerst aufgefallen, der ein bisher gut gehütetes Geheimnis lüftet: Der schwedische Publisher hat im August 2022 exakt 4,265 Milliarden SEK (Kronen) in den Kauf von Middle-Earth Enterprises investiert – umgerechnet rund 360 Millionen €, davon eine Viertelmilliarde € in cash.
Middle-Earth Enterprises mit Sitz im landschaftlich reizvollen US-Bundesstaat Delaware verwaltet die Lizenzrechte an Tolkiens The Lord of the Rings-Saga – also der komplette Katalog an Filmen, Brett- und Videospielen, Comics, Romanen, Merchandise, Freizeitpark-Attraktionen und Bühnen-Produktionen auf Basis der Fantasy-Welt von Der Herr der Ringe und Der Hobbit (mit Ausnahme der derzeit von Amazon produzierten TV-Serie The Rings of Power).
Zum Vergleich: Disney ließ sich Marvel Entertainment und Lucasfilm (Star Wars, Indiana Jones) jeweils 4 Milliarden Dollar kosten. Für Crystal Dynamics, Eidos Montreal und Square Enix Montreal inklusive Tomb Raider und Deus Ex hat die Embracer-Gruppe 300 Millionen Dollar ausgegeben.
Embracer darf nicht nur eigene Produkte entwickeln, sondern profitiert durch den Herr der Ringe-Deal auch von Lizenzen und Provisionen (‚Royalties‘): So partizipiert das Unternehmen an den Verkäufen von Daedalics Der Herr der Ringe: Gollum und an den Umsätzen des Electronic-Arts-Mobilegames The Lord of the Rings: Heroes of Middle-Earth. Bei Amazon Games entsteht außerdem ein neues The Lord of the Rings-Online-Rollenspiel für PC und Konsole – für 2023/24 sind drei weitere Spiele in Vorbereitung. Parallel arbeiten New Line Cinema und Warner Bros. an Kinofilmen, darunter der Animations-Film The Lord of the Rings: The War of Rhirrim).
Laut Geschäftsbericht würden neue Produkte auf Sicht von ein bis zwei Jahren zunächst von solchen externen Partnern entwickelt. Aber: „In einem Zeitraum von 5, 10, 20 Jahren werden wir mehrere Weltkasse-Produkte auf Basis einer der größten Fantasy-Marken abliefern – und zwar über verschiedene Genres hinweg und produziert von unseren internen Studios und Publishern“.
Zu Embracer gehören unter anderem die-Sparten THQ Nordic, Plaion, Saber, Gearbox Entertainment und neuerdings Crystal Dynamics. Der in den vergangenen Jahren schnell gewachsene, börsennotierte Konzern hat Ende Mai überraschend ein umfassendes Sparprogramm angekündigt – auch mit dem Ziel, die aufgetürmten Schulden zu reduzieren und einen stabilen Cash-Flow zu erwirtschaften. Dazu sollen Personal- und Verwaltungskosten „um mindestens zehn Prozent“ gesenkt werden – auch Studio-Schließungen sind vorgesehen. Im deutschsprachigen Raum beschäftigt Embracer mehr als 1.300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Die anstehende Restrukturierung begründet Embracer-Chef Lars Wingefors auch mit einem gescheiterten Mega-Deal in Milliarden-Höhe, der buchstäblich in letzter Minute nicht zustande gekommen sei – trotz monatelangen Vorlaufs und bereits gestarteter Entwicklungs-Arbeiten.
Dank Gollum wird der Kaufpreis ja schnell wieder drin sein 😉
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