Start Wirtschaft Embracer Group legt Sparprogramm auf (Update)

Embracer Group legt Sparprogramm auf (Update)

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Lars Wingefors ist Gründer und CEO des schwedischen Publishers Embracer Group (Foto: PR)
Lars Wingefors ist Gründer und CEO des schwedischen Publishers Embracer Group (Foto: PR)

Studioschließungen, Projektstopps, Stellenabbau: Mit massiven Kostensenkungen reagiert die schwedische Embracer Group auf die jüngsten Entwicklungen.

Update vom 13. Juni 2023 (18 Uhr): In einer kurzfristig anberaumten Videoschalte hat das Embracer-Management auf Nachfrage von Analysten eine Vorfestlegung hinsichtlich Art und Umfang der Stellenstreichungen vermieden. Studios und Segmente, die einen unzureichenden Beitrag zu Umsatz und Ergebnis liefern, sollen geschlossen werden.

Dem Vernehmen nach kommen insbesondere Projekte und Marken auf den Prüfstand, an denen zwar gearbeitet wird, die aber noch nicht angekündigt wurden – Titel, die sich bereits auf den veröffentlichten Release-Listen befinden, sind demnach tendenziell nicht betroffen. Große Erwartungen setzt die Embracer Group auf das Fantasy-Universum Der Herr der Ringe (The Lord of the Rings), das zu einer der führenden Games-Marken ausgebaut werden soll.

An der Börse ist der erhoffte Befreiungsschlag zunächst ausgeblieben: Nach einem vorübergehenden Plus von 10 Prozent ist der Embracer-Kurs im Verlauf des Nachmittags wieder auf das Vortages-Niveau zurückgekehrt. Die Marktkapitalisierung des schwedischen Spieleherstellers liegt derzeit bei knapp 2,6 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Ubisoft als größter europäischer Publisher wird derzeit mit 3,3 Milliarden Euro bewertet.


Update vom 13. Juni 2023 (10:30 Uhr): Das Embracer-Studio Crystal Dynamics hat via Twitter auf die Meldungen der Konzernmutter reagiert. Demnach gäbe es „keine Auswirkungen“ auf die Projekte mit The Intiative (Perfect Dark) und das kommende Tomb Raider-Spiel in Kooperation mit Amazon Games.


Embracer Group legt Sparprogramm auf

Meldung vom 13. Juni 2023 (9:16 Uhr): Mit dem heutigen Tag ist das eingetreten, was Analysten und Kritiker des turbulenten Wachstums inklusive Dutzender Übernahmen antizipiert hatten: Die Embracer Group, die via THQ Nordic (Wien) und Plaion (München) als einer der wichtigsten Arbeitgeber der deutschsprachigen Games-Industrie gilt, zieht die Notbremse. Der börsennotierte Konzern legt ein umfassendes Restrukturierungsprogramm auf.

Schlanker, stärker und fokussierter soll die Embracer Group laut CEO Lars Wingefors werden, der sich an diesem Morgen per Offenem Brief an die Belegschaft wendet. Anstelle von Investitionen stehe nun ein hoher Cash-Flow-Bestand und die Reduzierung der Schulden im Fokus, um sich für eine schwächere Konjunktur zu wappnen.

Das Programm unterteilt sich in drei Phasen, die bis März 2024 – also bis zum Ende des laufenden Geschäftsjahres – reichen. Geplant seien Kostensenkungen und verstärkte Synergien innerhalb des Unternehmens. Die derzeit 17.000 Angestellten müssten sich auf einen Stellenabbau einstellen – wenngleich der Unternehmer konkrete Zahlen vermeidet.

Embracer-Großaktionär Wingefors: „Es ist schmerzhaft, talentierte Team-Mitglieder zu verlieren. Unsere Leute sind das, was Embracer ausmachen. Ich verstehe und respektiere, dass sich viele Sorgen über ihren Job machen und ich habe noch nicht alle Antworten auf alle Fragen. Ich will nur klarstellen, dass die Entscheidungen rund um dieses Programm nicht leichtfertig getroffen werden.“

Konkret soll es „Divestments“ bei einzelnen Studios und auch komplette Studioschließungen geben – einzelne Projekte würden gestoppt. Auch im Bereich der Verwaltung und bei den laufenden Kosten soll es Einsparungen geben; außerdem werde das Third-Party-Publishing reduziert, also die Vermarktung von nicht konzern-eigenen Produkten.

Mit Matthew Karch (Chief Operating Officer, gibt die CEO-Rolle bei Saber Interactive auf) und Phil Rogers (Chief Strategy Officer, bleibt CEO bei Crystal Dynamics) installiert die Embracer Group zwei Interims-Top-Manager, die den Prozess koordinieren sollen.

An der Börse sorgte die Ankündigung bereits für einen frühmorgendlichen Kurssprung im einstelligen Prozentbereich, nachdem das Papier Ende Mai infolge schwacher Zahlen und eines geplatzten Groß-Deals fast die Hälfte an Wert verloren hatte.

Alleine in Deutschland beschäftigt die Embracer Group mehr als 600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei Plaion sowie bei Grimlore Games (München), Fishlabs (Hamburg), Black Forest Games (Offenburg), HandyGames (Giebelstadt), Piranha Bytes (Essen) und Metricminds (Frankfurt). Zu den tragenden Embracer-Säulen gehört außerdem die Wiener Sparte THQ Nordic inklusive der ebenfalls in Wien ansässigen Purple Lamp Studios (Spongebob Squarepants: Battle for Bikini Bottom).

Beitrag wird laufend aktualisiert

Die größten Arbeitgeber der deutschen Games-Industrie (Stand: 18. August 2022)
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