Davongaloppierende Kosten, unterschiedliche Auffassungen rund um Tropico 7: Kalypso Media greift bei der Münchener Tochter Nine World Studios durch.
Seit Anfang 2022 entsteht bei der Nine World Studios GmbH im südlichen Münchener Stadtteil Obersendling die nächste Ausgabe der Tropico-Serie: Im Unreal-Engine-5-Aufbaustrategiespiel Tropico 7 übernehmen PC- und Konsolen-Spieler abermals die Kontrolle eines karibischen Inselstaats.
Nine World Studios wurde erst im September 2021 eingeweiht – der seitdem amtierende Studioleiter Thomas Schneider hat einst den Münchener Entwickler Aesir Interactive mitgegründet. Inklusive der Dungeons-Macher von Realmforge Studios betreibt der rheinland-pfälzische Publisher Kalypso Media gleich zwei Studios in der bayerischen Landeshauptstadt.
Das Berliner Wirtschaftsministerium unterstützt die Entwicklung von Tropico 7 mit knapp 2 Mio. € – damit rangiert das Spiel unter den zehn Games-Projekten mit den höchsten Zuschüssen des Bundes. Laufzeit-Ende: Dezember 2023, was eine Veröffentlichung Anfang 2024 nahe legt.
Doch dieses Zeitfenster ist offenkundig nicht zu halten: Wie Kalypso Media heute mitteilt, werde man die Nine World Studios GmbH „grundlegend neustrukturieren“. Trotz intensiver Bemühungen auf beiden Seiten hätten die Vorstellungen und Visionen für Tropico 7 seitens Publisher und Studioleitung zu weit auseinander gelegen, zudem hätten sich verschiedene Faktoren „ungünstig ausgewirkt“ – eine Fortführung der Zusammenarbeit sei daher nicht möglich. Das ursprünglich festgelegte Budget sei mittlerweile mehrfach erhöht worden – auf einen „vielfachen Wert“.
Der Fortbestand von Tropico 7 sei durch die jüngsten Ereignisse nicht beeinträchtigt – die bereits entwickelte Basis werde beibehalten und auch das Studio wolle man weiterführen. Daher läuft auch die Suche nach Mitarbeitern unvermindert weiter. Beim Nine-Worlds-Team bedankt sich das Unternehmen „für die bisherige harte Arbeit“ und den „wichtigen Beitrag zum kommenden Tropico-Titel“.
Kalypso Media-Geschäftsführerin Anika Thun: „Eine solche Entscheidung trifft man keineswegs impulsiv oder leichtfertig. Aber so schwer sie auch war, bin ich überzeugt, dass die Umstrukturierung richtig ist – insbesondere im Hinblick auf die Zukunft von Tropico 7 und die Verantwortung gegenüber allen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen der Unternehmensgruppe. Es steht außer Frage, dass wir unser Bekenntnis zum Standort Deutschland einhalten, das Projekt fortführen und erfolgreich abschließen werden – an einer tragfähigen Lösung arbeiten wir bereits intensiv.“
Aus der Mitteilung geht nicht hervor, wie die Neustrukturierung konkret aussieht und wer das Studio inklusive Tropico 7-Entwicklung künftig leitet – genau diese Fragen würden derzeit diskutiert.
Strategiespiel-Spezialist Kalypso Media zählt zu den größten inhabergeführten Spieleherstellern des Landes. Das Unternehmen beschäftigt weltweit mehr als 200 Angestellte – in Deutschland gibt es neben der Zentrale in Worms vier Studio-Standorte, darunter Claymore Games (Darmstadt, Commandos Origins) und Gaming Minds (Gütersloh / Paderborn, Railway Empire 2).
