Eine GamesWirtschaft-Auswertung zeigt: Jeder dritte Euro der staatlichen Computerspiele-Förderung fließt in eines von nur 32 Spielen.
Mehr als 150 Seiten umfasst die Auswertung der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers, die das Wirtschaftsministerium in dieser Woche vorgestellt hat (PDF).
Die aufwändige Studie soll unter anderem die Frage beantworten: Wie effizient ist die Games-Förderung des Bundes? Wurden und werden die Ziele – mehr Jobs, mehr Gründungen, mehr Spiele, mehr Investitionen – eigentlich erreicht? Immerhin hat der Bund seit 2019 mehr als 200 Mio. € für die Entwicklung von mehr als 550 Games bewilligt.
Wesentliche Erkenntnis: „Im Prinzip ja, aber …“ (Zusammenfassung)
Einige Fragen lässt die Studie indes unbeantwortet: Welche Unternehmen haben die meisten Fördergelder abgerufen? Welche Spiele entstehen damit überhaupt? Und wie steht es um den Plan, neben der Breite die Entwicklung der ersehnten ‚Leuchttürme‘ in viel größerem Maße zu ermöglichen? Auch auf die Entwicklung der Marktanteile deutscher Entwickler geht das Papier nicht ein.
Diese Erkenntnisse wären auch deshalb wichtig, weil die Politik im Lichte der vertrackten Haushalts-Lage erkennbar hadert, wie die Förderung künftig auszugestalten ist. Denn seit Mai 2023 schwebt die Branche erneut in einem unangenehmen Vakuum: Das für Games zuständige Wirtschaftsministerium darf bis Ende 2024 nur Zahlungen an bereits genehmigte Projekte leisten – neue kommen vorerst nicht mehr hinzu.
Geplant, aber weder von Bundesregierung noch Bundestag abgesegnet ist der Aufbau eines zusätzlichen Spiele-Förderprogramms, das im Kanzleramt bei der Kultur-Beauftragten Claudia Roth (Grüne) entsteht. Genauer: entstehen soll. Zeitplan und Details: völlig offen.
Wenngleich es mit Blick auf die Zukunft der bundesdeutschen Games-Förderung also mehr Fragezeichen denn je gibt: Die Zusagen für bereits bewilligte Projekte stehen natürlich – darunter auch jene 32 Titel, die Zuschüsse von mehr als 1,5 Mio. € erhalten. Sechs dieser großen Spiele sind bereits erschienen, zwei davon (eines von Fishlabs, eines von Daedalic) wurden aus jeweils betriebsinternen Gründen eingestellt. Der Löwenanteil befindet sich demzufolge noch in Entwicklung – geplante Marktreife: 2024, 2025 oder 2026.
Computerspiele-Förderung 2023: Die größten Spiele-Projekte
Die Auswertung zeigt: Jeder dritte Euro, den der Staat in die Games-Förderung investiert, entfällt auf eines jener 32 Spiele, nämlich über 76 Mio. €.
Alleine in den Top 10 finden sich sechs Projekte der beiden größten europäischen Publisher – vier Töchter der schwedischen Embracer Group und zwei Mal Ubisoft Blue Byte. Unter den konzern-unabhängigen Spieleherstellern stechen zwei Namen hervor, die mehrfach in der Spitzengruppe vertreten sind: einmal der rheinland-pfälzische Publisher Kalypso Media mitsamt der Filialen in Darmstadt, München und Gütersloh, zum anderen das Bremer Traditions-Studio King Art.
Bis zu 50 Prozent der Entwicklungskosten trägt der Bund. Die Angaben in der amtlichen Subventions-Datenbank sind also ein spannender Indikator für die Größenordnung der derzeit entwickelten Games. Gleichwohl haben etliche der größten Spielehersteller in Deutschland (noch) gar keine Anträge gestellt. Dies erklärt, warum prominente Namen in der Liste fehlen – etwa das Frankfurter Unternehmen Crytek (Crysis 4) oder die Hauptstadt-Studios Wooga, Kolibri Games und Yager.
Stand: 8. Dezember 2023 / AT = Arbeitstitel
Datum = Laufzeit-Ende (Monat/Jahr)
- Ubisoft Mainz: Placeholder (AT) – 11/25 – 5,7 Mio. €
- Fishlabs: Project Black (8/26) – 5,5 Mio. € Eingestellt
- Deck13 Interactive: Foxtrott (AT) – 11/26 – 5 Mio. €
- Gaming Minds: Railway Empire 2 (inkl. DLCs) – 7/25 – 3,3 Mio. € Erschienen
- Piranha Bytes: WIKI6 (AT) – 1/26 – 3,2 Mio. €
- Black Forest Games: The Last Ronin – 5/25 – 3,2 Mio. €
- Ubisoft Mainz: Anno 1800 (DLCs + Konsole) – 3/23 – 2,6 Mio. € Erschienen
- King Art: Tischplatte (AT) – 1/26 – 2,6 Mio. €
- Grimlore Games: Titan Quest 2 – 3/24 – 2,6 Mio. €
- Chimera Entertainment: Songs of Silence (inkl. DLC) – 7/24 – 2,4 Mio. €
- King Art: Schießeisen (AT) – 6/25 – 2,2 Mio. €
- Black Forest Games: Destroy All Humans! 2 – 5/22 – 2,2 Mio. € Erschienen
- Daedalic Entertainment: It’s Magic (AT) – 8/24 – 2 Mio. € Eingestellt
- Mimimi: Shadow Gambit: The Cursed Crew – 9/23 – 2 Mio. € Erschienen
- Keen Games: Enshrouded – 8/23 – 2 Mio. €
- HandyGames: Eisenfaust (AT) – 4/26 – 2 Mio. €
- Gaming Minds: Tropico 7 – 3/26 – 2 Mio. €
- Egosoft: X-26 (AT) – 3/26 – 2 Mio. €
- KAIKO: Project 5 (AT) – 6/25 – 2 Mio. €
- InnoGames: Project 19 (AT) – 5/25 – 1,9 Mio. €
- Weltenbauer: Habanero (AT) – 5/25 – 1,9 Mio. €
- Bytro Labs: Projekt 10 (AT) – 4/24 – 1,9 Mio. €
- Realmforge Studios: Dungeons 4 – 10/23 – 1,8 Mio. € Erschienen
- Independent Arts: Project Orca (AT) – 10/25 – 1,8 Mio. €
- Limbic Entertainment: Cove (AT) – 5/24 – 1,8 Mio. €
- Gaming Minds: Genesis (AT) – 7/26 – 1,7 Mio. €
- Gentlymad Studios: Endzone 2 – 7/25 – 1,7 Mio. €
- Welevel: SolidLake (AT) – 3/26 – 1,7 Mio. €
- Mad Aboud Pandas: Yerba Buena – 10/25 – 1,6 Mio. €
- Rockfish Games: Everspace 2: The Companions – 5/24 – 1,6 Mio. €
- Claymore Game Studios: Commandos Origins – 3/24 – 1,5 Mio. €
- Snowprint: Warhammer 40.000: Tacticus – 7/22 – 1,5 Mio. € Erschienen