Mit einer Niederlage ist der FC Bayern München in die erste „PES 2020“-Profi-Saison gestartet. Kritik am eSport-Einstieg kommt aus der Südkurve.
„Mia san mia“ heißt auch: Nicht jedem Scheiß wegen Kohle hinterherlaufen: Kein ‚eSport‘ beim FC Bayern!“
So stand es geschrieben auf dem Plakat, das am Samstag-Nachmittag in der Südkurve der Allianz-Arena beim 5:1-Kantersieg des FC Bayern gegen Werder Bremen entrollt wurde.
Damit reagierten Fans und Mitglieder auf den am vergangenen Montag öffentlich gewordenen eSport-Einstieg des deutschen Rekordmeisters. Der FC Bayern hat ein spanisches Trio samt österreichischem Trainer verpflichtet, um ab diesem Monat in der eFootball.Pro-Liga von „PES 2020“-Hersteller Konami anzutreten. Die Gegner in dieser Liga heißen unter anderem FC Barcelona, FC Schalke 04, Manchester United oder Juventus Turin.
Am Wochenende gingen die ersten eSport-Matches über die Bühne: Für die Bayern verlief der Auftakt enttäuschend. Gegen Manchester United unterlag das Team mit 2:3 – im zweiten Spiel fielen erst gar keine Tore. Am 11. Januar 2020 wartet Barcelona als nächster Gegner.
Die FC Bayern München AG gilt als eSport-Spätstarter unter den Bundesligisten – zumindest im Fußballbereich. Zwar unterhalten die Basketballer mit Bayern Ballers Gaming ein eigenes „NBA 2K“-Team, das allerdings in einer separaten GmbH unterhalb des eingetragenen Vereins aufgehangen ist – nicht bei der Fußball-Lizenzspielerabteilung.
Als Hauptgründe für den verzögerten eSport-Einstieg des FC Bayern gelten zwei Faktoren:
- Erstens war der Drei-Jahres-Vertrag mit „FIFA“-Hersteller Electronic Arts erst in diesem Jahr ausgelaufen – neuer Premium-Sponsor ist seitdem Konami. Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge hatte gegenüber GamesWirtschaft bestätigt, dass der Klub – wenn überhaupt – nur mit dem exklusiven Videospiele-Partner, also Konami, kooperieren würde.
- Zweitens gab es erhebliche vereinsinterne Widerstände gegen ein eSport-Engagement, insbesondere vonseiten des langjährigen Präsidenten und Aufsichtsrats-Chefs Uli Hoeneß, der regelmäßig seine herzliche eSport-Abneigung artikulierte. Anders sein Nachfolger Herbert Hainer: Der einstige Adidas-Vorstands-Chef hatte bereits in seiner Amtszeit auf eSport-Sponsoring beim Sportartikel-Riesen gesetzt – mittlerweile stattet Adidas unter anderem Streaming-Superstar Tyler Blevins („Ninja“) aus.
Die Bayern-Profis selbst reagieren auf das Thema eSport zwar nicht ganz so ablehnend wie die Südkurve, allerdings durchaus zurückhaltend: Bei einer Pressekonferenz im Vorfeld des Champions-League-Spiels gegen Tottenham Hotspur lehnte Trainer Hansi Flick jeden Kommentar mit der Begründung ab, er sei dafür „absolut der falsche Ansprechpartner“.
Weltmeister Thomas Müller begrüßte auf Nachfrage das eSport-Engagement des Klubs, räumte aber ein, seit seiner Jugend kaum noch zum Gamepad zu greifen. Privat würde er ab und zu eine Basketballsimulation spielen. Die öffentliche zugängliche Spielkonsole im Leistungszentrum an der Säbener Straße sei hingegen „nicht mehr in Benutzung“. Müller: „Wir sind da schon zum Fußballspielen – also zum aktiven Fußballspielen.“ Er sei gespannt, wie sich der eSport weiter entwickelt: „Man sollte schon das machen, was den Leuten Freude bringt.“
Offizieller Werbeträger für „PES 2020“ ist Stürmer Serge Gnabry.