Hat das VR-Startup Holoride eine Zukunft – und wenn ja: welche? Bis Ende Juni will und muss die Münchener Audi-Beteiligung ein tragfähiges Konzept vorlegen.
Pionierarbeit ist schmerzhaft. Und die vergangenen Wochen seien die bislang schmerzhaftesten in seiner beruflichen Laufbahn gewesen.
Mit diesen Worten beginnt der Beitrag, den Nils Wollny am Donnerstag bei LinkedIn gepostet hat. Wollny ist Geschäftsführer und Co-Gründer der Münchener Holoride GmbH, die sich seit dem 24. April in einem vorläufigen Insolvenzverfahren befindet.
Holoride bespielt seit 2018 das Trend-Thema In-Car-Entertainment. Der Clou: Die maßgeschneiderten Virtual-Reality-Spiele sind an das Fahrverhalten des Autos gekoppelt – ein Raumschiff beschleunigt und bremst dadurch synchron zu den Manövern des Fahrers. Das Basis-Paket inklusive VR-Headset und Gamepad ist ab 600 € zu haben, die monatliche Abogebühr für den Zugriff auf die Spiele-Bibliothek liegt bei 12,99 €.
Dieses Konzept und das dahinterstehende Gründerteam hatten auch namhafte Investoren überzeugt: Durch Einlagen von Audi und Zulieferer Terranet lag die Holoride-Bewertung zwischenzeitlich bei 30 Mio. €.
Krise bei Holoride: Was Audi sagt
Auf Anfrage von GamesWirtschaft nennt Nils Wollny die Umstände, warum die Holoride GmbH im April einen Antrag auf Eigeninsolvenz stellen musste. Demnach sei es zu Verzögerungen beim Abschluss einer geplanten Finanzierungsrunde gekommen, obwohl bereits ein Lead-Investor gefunden, ein Term Sheet unterschrieben, die Verträge verhandelt und zwischenzeitlich sogar schon ein Notartermin festgelegt war. Die bestehenden Gesellschafter waren demnach „aus verschiedenen Gründen“ nicht in der Lage, eine kurzfristige Brückenfinanzierung zur Verfügung zu stellen.
Derweil der reguläre Geschäftsbetrieb vorerst weiterläuft, soll bis Ende Juni mit dem vorläufigen Insolvenzverwalter eine Lösung für den Fortbestand der Holoride GmbH gefunden werden – inklusive einer „inhaltlichen Neuausrichtung“, an der in den vergangenen Monaten intensiv gearbeitet worden sei. In den kommenden Wochen würden nun Gespräche mit potenziellen Investoren und Käufern stattfinden.
Wollny legt Wert auf die Feststellung, dass das Insolvenzverfahren noch nicht eröffnet wurde. Das Antragsverfahren sei eine Vorphase zur Vorbereitung einer Sanierungslösung.
Nicht von der Insolvenz betroffen ist zudem die Holoride AG mit Sitz in Liechtenstein, die den sogenannten RIDE Utility Token herausgibt. Dahinter verbirgt sich eine Kryptowährung, die den Blockchain-Handel von Spiel-Inhalten ermöglichen soll. Laut Holoride-Management werden derzeit gangbare Wege geprüft – von der „gemeinsamen Fortführung“ bis hin zu einem „unabhängigen Ansatz“.
Von Anfang an unterstützt wurde Holoride von der VW-Tochter Audi – und zwar sowohl bei Finanzierung und Unternehmens-Aufbau als auch bei Vermarktung und Vertrieb. Aus Ingolstadt heißt es: „Das Ziel der Audi AG war immer, das Startup möglichst unabhängig wirtschaften zu lassen und hat daher nur eine Minderheitsbeteiligung angestrebt. So konnte dem Startup die größtmögliche Freiheit gewährleistet werden sich auf dem freien Markt zu etablieren. Für die Audi AG ist es bedauerlich, dass der Geschäftserfolg des Startups ausgeblieben ist, dies ändert allerdings nichts an der Beteiligungsstrategie.“
Immer freitags, immer kostenlos: Jetzt GamesWirtschaft-Newsletter abonnieren!
GamesWirtschaft auf Social Media: LinkedIn ● Facebook ● X ● Threads ● Bluesky