Start Wirtschaft Holoride: Münchener VR-Pionier unter Insolvenzverwaltung

Holoride: Münchener VR-Pionier unter Insolvenzverwaltung

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Auf Messen wie der CES 2023 in Las Vegas warben Holoride und Audi für das 'Motorverse'-Konzept (Foto: Audi AG)
Auf Messen wie der CES 2023 in Las Vegas warben Holoride und Audi für das 'Motorverse'-Konzept (Foto: Audi AG)

Bereits am 24. April 2024 hat das Amtsgericht München die vorläufige Insolvenzverwaltung über das Vermögen der Holoride GmbH angeordnet.

„Wir verwandeln Autos in rollende Freitzeitparks und treiben die Zukunft des In-Car-Entertainment voran“ – so lautet die Mission von Holoride. Das Unternehmen mit Sitz in München hat zum Patent angemeldete Technologien entwickelt, die VR-Spiele und -Inhalte mit der Geschwindigkeit, Kurvenlage, Beschleunigung, Lenk- und Bremsvorgängen von Autos synchronisiert. Oder wie es Holoride nennt: Elastic Content. 2021 gab es dafür den Deutschen Computerspielpreis in der Kategorie ‚Beste Innovation und Technologie‘.

Die Holoride-‚Experience‘ hat ihren Preis: Das Starterpaket für Tarife zwischen 600 und 700 € enthält eine HTC-Vive-VR-Brille, ein Gamepad und ein 3-Monats-Abo für eine bislang noch sehr übersichtliche Games-Bibliothek – für jeden weiteren Monat sollten 12,99 € anfallen. Zwischenzeitlich wurde auch ein Miet-Programm aufgelegt.

Die „automobile Realitätserweiterung“ (Audi-Eigenwerbung) ist offenkundig nicht kompatibel mit der Realität des Marktes: Seit dem 24. April steht die Holoride GmbH unter vorläufiger Insolvenzverwaltung (Az.: 1501 IN 1302/24).

Das Holoride-Starterpaket enthält eine VR-Brille, ein 3-Monats-Abo und einen Controller (Abbildung: Holoride)
Das Holoride-Starterpaket enthält eine VR-Brille, ein 3-Monats-Abo und einen Controller (Abbildung: Holoride)

Zwei Tage zuvor hatte der schwedische Automobilzulieferer Terranet angekündigt, dass das skandinavische Unternehmen kein weiteres Kapital zuschießen wird. Terranet war seit 2021 mit 10 Prozent an Holoride beteiligt und gehörte neben dem Ingolstädter Autobauer Audi zu den wesentlichen Anteilseignern eines Startups, das zu diesem Zeitpunkt mit 30 Mio. € bewertet wurde. Audi war von Anfang an strategisch in Vertrieb und Vermarktung der Hard- und Software eingebunden.

Laut Terranet befand sich das Holoride-Management in fortgeschrittenen Verhandlungen mit neuen Finanziers, die sich aber in die Länge gezogen hätten. Da die Liquidität von Holoride dadurch nicht sichergestellt war, erschien das eingeleitete Insolvenzverfahren alternativlos. Entlang dieses Prozesses sollen nun neue Eigentümer und Investoren gefunden werden; gelingt dies nicht, müsse das Unternehmen liquidiert werden. Zum Stichtag 31. Dezember 2023 hat Terranet das Investment abgeschrieben.

Aufmerksamen Beobachtern war nicht verborgen verblieben, dass die Holoride-Story spätestens ab Herbst 2023 Risse bekommen hatte: Die Abstände zwischen Produkt-Neuheiten, Messe- und Presse-Events wurden größer – die letzte offizielle Verlautbarung datiert vom Oktober 2023. Immer stärker in den Fokus rückte stattdessen die hauseigene Kryptowährung RIDE, die den Handel digitaler Inhalte und Upgrades auf Blockchain-Marktplätzen ermöglichen sollte. Doch der RIDE-Wechselkurs ist zwischenzeitlich kollabiert.

GamesWirtschaft hat das Holoride-Management und die Audi AG um Stellungnahmen gebeten. Mit den Perspektiven für das In-Car-Entertainment beschäftigte sich auch diese Kolumne vom Januar 2024.


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1 Kommentar

  1. > Die „automobile Realitätserweiterung“ (Audi-Eigenwerbung) ist offenkundig nicht kompatibel mit der Realität des Marktes

    Kommt das für irgendwen überraschend? /s

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