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Verkehrsministerium koordiniert Games-Förderung

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Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) koordiniert die Einführung einer bundesweiten Games-Förderung (Foto: CSU / Valentin Brandes)
Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) koordiniert die Einführung einer bundesweiten Games-Förderung (Foto: CSU / Valentin Brandes)

Andreas Scheuer kämpft nicht nur mit den Folgen der Diesel-Affäre – sein Ministerium darf auch die geplante Games-Förderung auf Bundesebene umsetzen.

„Überrascht“ und „verwundert“ zeigten sich Vertreter führender Publisher, dass das Thema Games-Förderung künftig ausgerechnet im Bundesverkehrsministerium (BMVI) aufgehangen ist. Diese frohe Botschaft hat Staatsministerin Dorothee Bär (CSU) eher beiläufig in ihrer Gamescom-Eröffnungsrede untergebracht.

Auch Game-Geschäftsführer Felix Falk räumt ein, dass sein Branchenverband eine solche Entwicklung zunächst nicht erwartet habe. „Es ist aber letztendlich ein positives Signal, denn es zeigt, dass die Vorbereitungen zur Einführung der Games-Förderung bereits auf Hochtouren laufen“, wie Falk auf Anfrage mitteilt.

Das Gamescom-Mitbringsel der Digitalbeauftragten ist deshalb ein ziemlicher Hammer, weil nach dem Zustandekommen einer erneuten Großen Koalition das Thema Games zunächst ins Kanzleramt und damit in Bärs Zuständigkeit wanderte, für die das Amt der Bundesbeauftragten für Digitalisierung eigens geschaffen wurde. Seitens der Publisher und Entwickler hat man diese Personalie mit Erleichterung aufgenommen, weil die unterfränkische Berufspolitikerin als kundige, hartnäckige und gut vernetzte Unterstützerin des Games-Gewerbes gilt.

Ihr war zuzutrauen, am ehesten die Forderungen der Spiele-Lobby tatsächlich umsetzen zu können.

Verkehrsminister Andreas Scheuer verantwortet Games-Förderung

Jetzt ist also plötzlich Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) für die Games-Fördertöpfe zuständig. Was einerseits etwas irre anmutet, da Scheuer bereits hinreichend Quests heroischen Ausmaßes abzuarbeiten hat, vom Breitbandausbau über die PKW-Maut bis hin zum angemessenen Umgang mit bedingt einsichtigen Herstellern frisierter Diesel-Modelle. Andererseits erscheint die Entscheidung aber auch logisch, denn Digitalstaatsministerin Bär verfügt nun mal nicht über Etats, die sie verteilen könnte.

Oder wie es ein Spiele-Entwickler auf der Gamescom formulierte: Ihm sei es von Herzen egal, welches Ministerium die Schecks ausstellt.

Beim Gamescom-Start wiederholte Bär die Ankündigung von Fördermitteln, allerdings erneut ohne konkretes Datum und ohne Euro-Betrag, dafür mit herzlichen Grüßen von Parteifreund Scheuer, der sich dem Vernehmen nach fest vorgenommen hat, zur Gamescom 2019 reisen zu wollen (Tipp: Jetzt schon Hotelzimmer buchen).

Sehr viel konkreter ist das, was die Generalsekretäre Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) und Lars Klingbeil (SPD) tags darauf im Rahmen der Talkrunde „Debatt(l)e Royale“ zum Auftakt des Gamescom Congress inhaltlich an neuen Erkenntnissen beizusteuern hatten. Demnach soll zumindest das konkrete Volumen der Games-Förderung im Bundeshaushalt 2019 verankert werden, der in der Vorweihnachtszeit auf der Tagesordnung im Bundestag steht. Spätestens zu diesem Zeitpunkt wird die Branche wissen, mit welchen Mitteln sie buchstäblich rechnen kann. Die genaue Ausgestaltung der Förderrichtlinie – Voraussetzungen, Ablauf, Laufzeiten – baldowern hingegen die Beamten im Bundesverkehrsministerium aus.

Nicht nur bei Großkoalitionär Klingbeil löst allein der Gedanke an diese Ressort-Zuordnung leichtes Frösteln aus.

Der Branchenverband Game ist da naturgemäß optimistischer, weil das Ministerium durch die Ausrichtung des Deutschen Computerspielpreises in der vergangenen Legislatur bereits Erfahrung mit Games habe und auch in anderen Bereichen mit großen Fördertöpfen arbeitet. „Deshalb erwarten wir, dass die Zuständigkeit des BMVI auch die Einführung des Games-Fonds deutlich beschleunigen wird“, so Felix Falk. Bis zur Gamescom 2019 soll demnach die ersehnte Bundesförderung starten.

Digital-Staatsministerin Dorothee Bär (Mitte) eröffnete die Gamescom 2018 gemeinsam mit Spaniens Kulturminister José Guirao, Game-Geschäftsführer Felix Falk, NRW-Ministerpräsident Armin Laschet und Kölns OB Henriette Reker (von links) - Foto: Franziska Krug / Getty Images für Game e. V.
Digital-Staatsministerin Dorothee Bär (Mitte) eröffnete die Gamescom 2018 gemeinsam mit Spaniens Kulturminister José Guirao, Game-Geschäftsführer Felix Falk, NRW-Ministerpräsident Armin Laschet und Kölns OB Henriette Reker (von links) – Foto: Franziska Krug / Getty Images für Game e. V.

Deutscher Computerspielpreis verbleibt im Kanzleramt

Bei Dorothee Bär verbleibt neben der mentalen Zuständigkeit für die Games-Branche auch noch der Deutsche Computerspielpreis (DCP), der – Stand: 24. August 2018, 13:30 Uhr – nach mehrjähriger Pause ab 2019 wieder vom Kanzleramt koordiniert werden soll. Der Game-Verband freut sich, dass „Games somit auch Chefsache sind“. Allerdings ist auch hier noch offen, in welcher Höhe die Beiträge der Bundesregierung für die Preisgelder des Jahres 2019 ausfallen – im vor wenigen Tagen veröffentlichten Haushalts-Entwurf 2019 ist das Budget noch unverändert beim BMVI untergebracht.

Das DCP-Terrain ist vermint: Schon einmal hat der Haushaltsausschuss jene Preisgeld-Wünsche einkassiert, die Bär und ihr damaliger Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) eingearbeitet hatten. Der Vorsitz dieses Ausschusses liegt neuerdings beim AfD-Abgeordneten Peter Boehringer – einer Partei, die die Gamescom-Ausrichter sicherheitshalber gar nicht erst zum Polit-Talk beim Gamescom-Congress eingeladen haben.

Noch uneingelöst ist im Übrigen auch das Versprechen, das Kanzlerin Angela Merkel (CDU) vor einem Jahr zur Gamescom-Eröffnung abgab – nämlich, die Entwickler ins Kanzleramt einzuladen und dort im Rahmen eines Runden Tisches über eine Förderung zu sprechen. Dazu ist es nie gekommen. Immerhin hat es das Thema Games-Förderung in den Groko-Vertrag geschafft – die Wahlprogramm-Formulierungen von CDU/CSU und SPD wurden nahezu 1:1 übernommen.

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