50 Millionen Euro zum Start, bis zu 100 Millionen Euro nach fünf Jahren: Diese Summe veranschlagt der Branchenverband Game im Entwurf für einen „Deutschen Games-Fonds“. Die Subventionen sollen ein Vielfaches an Steuern und Investitionen wieder eingespielt werden.
[no_toc]„Wir wollen seitens des Bundes eine Förderung von Games zur Entwicklung hochwertiger digitaler Spiele einführen, um den Entwicklerstandort Deutschland zu stärken.“
So steht es geschrieben im Koalitionsvertrag zwischen Union und SPD, datiert vom Februar 2017. Wie genau diese Förderung auf Bundesebene ausgestaltet ist, war bislang unklar, zumal die Modelle im europäischen Umland ganz unterschiedlich funktionieren. Klar ist nur, dass das lange Zeit favorisierte Steuerabzugs-Modell keine Chance auf Umsetzung hat. Stattdessen bringt der Industrie-Verband den „Deutschen Games-Fonds“ ins Spiel.
Dieser Fonds soll mit Bundesmitteln in Höhe von 50 Millionen Euro ausgestattet werden. Im Gegensatz zur derzeit üblichen Förderung einiger Bundesländer entscheidet über die Vergabe der Zuschüsse kein Gremium. Lediglich die formale Antrags-Prüfung der Kriterien eines obligatorischen Kulturtests soll über die Stiftung Digitale Spielekultur erfolgen.
Stattdessen sollen die Subventionen automatisiert fließen, von denen kleine, mittlere und große Studios gleichermaßen profitieren. Sowohl Prototypen (ab 15.000 Euro) als auch die eigentliche Entwicklung bis hin zur Marktreife sollen begünstigt sein. Der Zuschuss liegt je nach Gesamt-Budget zwischen 25 Prozent und 50 Prozent.
Deutscher Games-Fonds: „Ein gutes Geschäft für den Finanzminister“
Game-Geschäftsführer Felix Falk wiederholt in diesem Zusammenhang eine bereits bekannte These – nämlich, dass sich die Subventionen quasi von selbst tragen, in Form von zusätzlichen Steuereinnahmen und Investitionen. Denn die geförderten Studios benötigen schließlich Räumlichkeiten, Hardware, Software-Lizenzen und natürlich Personal. Der Game zitiert eine plakative Zahl aus Frankreich, wonach jeder Förder-Euro weitere 1,80 Euro an Steuern und 8 Euro an Investitionen nach sich zieht.
Der Lobby-Verband macht dem Finanzminister Olaf Scholz (SPD) also folgende Rechnung auf: 50 Millionen Euro investieren – 90 Millionen Euro Steuer-Einnahmen und 400 Millionen Euro Investitionen kassieren. Dieser Hebeleffekt ist das zentrale Argument in der Debatte um Fördergelder. Ähnlich wie im Falle des Steuermodells von vor eineinhalb Jahren reklamiert der Game, dass das vorgestellte Modell „einfach, transparent und planbar“ sei und mit EU-Recht vereinbar ist.
Nur damit könne es gelingen, den Standort Deutschland international konkurrenzfähig zu machen, so Game-Geschäftsführer Felix Falk. Der Branchenverband will ‚Games made in Germany‘ zu einer „echten Erfolgsgeschichte“ machen.
Deutscher Games-Fonds: Volumen von 50 Millionen Euro
Je mehr Studios sich in Folge der Förderung in Deutschland ansiedeln, desto höher steigt zwangsläufig der Bedarf an Fördermitteln: Für die kommenden fünf Jahre kalkuliert der Game mit jährlich fünf bis zehn Millionen Euro zusätzlich. Dieser Posten im künftigen Haushaltsplan der Digital-Staatsministerin Dorothee Bär (CSU) könnte also bis zum Jahr 2023 auf bis zu 100 Millionen Euro anwachsen.
Zum Vergleich: Der Deutsche Filmförderfonds (DFFF) – angesiedelt im Kanzleramt bei Kultusstaatsministerin Monika Grütters (CDU) – hat im vergangenen Jahr 100 Kinoproduktionen mit mehr als 57 Millionen Euro gefördert. Der neue DFFF 2 ist explizit auf Film-Großproduktionen ausgerichtet und mit 75 Millionen Euro ausgestattet. In Summe pumpt die Bundesregierung rund 150 Millionen Euro in die Filmförderung.
Der Vorschlag für einen „Deutschen Games-Fonds“ liegt also auf dem Tisch. Die Erwartung des Branchen-Verbands an die Politik lautet nun, dass allenfalls über das Wie und Wann der Einführung des Fonds debattiert wird – das Ob ist ja seitens des Koalitionsvertrags bereits abgehakt. Weil die Haushaltspläne für das laufende und das kommende Jahr bereits entstehen, ist mit den ersten Förderbescheiden mutmaßlich nicht vor 2020 zu rechnen.