8 Mio. € sollen in ein neues „Games-Stipendium“ fließen. Doch was passiert mit den verbleibenden 25 Mio. €. in Roths Kultur-Haushalt?
Update vom 1. November 2024: Ein Sprecher der Beauftragten für Kultur und Medien (BKM) hat im Nachgang die Auskünfte präzisiert, die im Rahmen eines Branchenverbands-Twitch-Livestreams am Dienstag erfolgten.
Demnach fördert der Bund das Games-Stipendium mit 8,5 Mio. € – verteilt auf 6 Mio. € in der Saison 2024 und weiteren 2,5 Mio. € für die Jahre 2025 und 2026. Zusammen mit den umgeschichteten Mitteln, die der Games-Förderung des Wirtschaftsministeriums zufließen, errechnet sich demzufolge ein Gesamt-Paket in Höhe von 25 bis 26 Mio. €.
Im 2024-Etat des Kanzleramts waren 33,3 Mio. € „zur Stärkung der Entwicklung und Produktion von Computerspielen in Deutschland“ vorgesehen. Die Verpflichtungsermächtigungen für die beiden Folgejahre in gleicher Höhe sind nicht mehr im Haushaltsentwurf für 2025 enthalten.
Die Bewerbungsphase für das Gründungs-Stipendium ist mittlerweile in vollem Gange: Bis spätestens 17. November müssen die Unterlagen bei der Stiftung Digitale Spielekultur vorliegen. Weitere Informationen zu Ablauf und Konditionen finden Sie in diesem Beitrag.
Update vom 29. Oktober 2024: Die Haushaltsmittel, die nicht für das Gründungs-Stipendium eingesetzt werden, sollen nun doch der geplanten Games-Förderrichtlinie des Wirtschaftsministeriums zugute kommen. Das hat eine Sprecherin der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien (BKM) auf Nachfrage von GamesWirtschaft bestätigt.
Im Gespräch sind Mittel von bis zu 17,5 Mio. € – die genaue Höhe ist abhängig vom Bedarf des Stipendium-Programms und vom derzeit diskutierten Bundeshaushalt 2025.
Unterm Strich lässt sich der Bund das Games-Stipendium eine knapp achtstellige Summe kosten. Andreas Görgen – bei Staatsministerin Claudia Roth (Grüne) als Ministerialdirektor mit der Einführung des Programms betraut – geht von zunächst 8,5 Mio. € für 2024 und weiteren 2,5 Mio. € für 2025 aus. Darin enthalten sind nicht nur die eigentlichen Auszahlungen an die maximal 130 Teilnehmer, sondern auch Personal- und Verwaltungskosten für Konzeption und Durchführung der Workshops und Coachings.
Von den ursprünglichen Ambitionen ist das nun vorliegende Last-Minute-Programm allerdings weit entfernt: Denn ursprünglich waren in Roths Kultur-Etat rund 100 Mio. € für die Förderung von Games vorgesehen – verteilt auf die Jahre 2024, 2025 und 2026. In der Praxis verbleibt nun nur ein Bruchteil dieser geplanten Summe; der Löwenanteil fällt den offenkundig den Haushalts-Zwängen zum Opfer.
Update vom 22. Oktober 2024: Das Haus von Kultur-Staatsministerin Claudia Roth legt Wert darauf, dass die Games-Förderung des Wirtschaftsministeriums (BMWK) nicht um 25 Mio. € aufgestockt wird.
Wörtlich heißt es in der Antwort auf die Anfrage:
„Mit der für 2025 geplanten Games-Förderrichtlinie wird die beim Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz angesiedelte Games-Förderung um die Haushaltsmittel der BKM erweitert, die nicht für das Gründungsstipendium verwendet werden und überjährig zur Verfügung gestellt werden können.“
Games-Förderung: Bund schichtet Haushalts-Mittel um
Meldung vom 21. Oktober 2024: 2.750 € – Monat für Monat, und das eineinhalb Jahre lang: So lautet das Angebot für bestehende und angehende Spiele-Entwickler, die sich ab dem 28. Oktober (also ab Montag kommender Woche) für das sogenannte ‚Gründungs-Stipendium Games‘ bewerben können. Im Nachgang zu dieser Phase – die bereits am 17. November endet – wird eine noch zu bestimmende Jury maximal 130 Gründer auswählen, die jeweils 49.500 € erhalten.
Informationen zu Kriterien, Ablauf und Bedingungen sollen in den kommenden Tagen folgen – für den 30. Oktober und den 5. November sind Webinare geplant.
Der Bund stellt für die Durchführung in Summe 8 Mio. € bereit – davon sind 1,5 Mio. € für das begleitende Fortbildungs-, Networking- und Coaching-Programm vorgesehen, das die Games-Industrie (konkret: die verbandseigene Stiftung Digitale Spielekultur) organisiert.
Das Geld für die Stipendien stammt aus dem Kanzleramt – genauer: aus dem 2,3 Mrd. € schweren Etat von Claudia Roth (Grüne). Die Kultur-Staatsministerin legt damit nach monatelanger Wackelpartie doch noch ein Konzept für die Verwendung jener Gelder vor, die seit fast einem Jahr ungenutzt blieben. Mit dem 33,33-Mio.-€-Paket erging Ende 2023 ein Arbeitsauftrag seitens des Bundestags, Anreize zur „Stärkung der Entwicklung und Produktion von Computerspielen in Deutschland“ zu setzen.
Bleibt die Frage: Was geschieht eigentlich mit den verbleibenden 25 Mio. €, die sich nach Abzug des 8-Mio.-€-Stipendiums errechnen?
Wie eine Sprecherin der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien auf GamesWirtschaft-Anfrage bestätigt, fließt das ‚überschüssige‘ Geld in das Programm des Bundeswirtschaftsministeriums (BMWK) – technische Details würden derzeit noch abgestimmt. Roths Team hat sich nach eigener Darstellung insbesondere bei der Überarbeitung des sogenannten ‚Kulturtests‘ eingebracht, der für die Beantragung von Fördermitteln zwingend erforderlich ist.
Die Umschichtung erfolgt auch mit dem Ziel, unnötige Doppelstrukturen zu vermeiden. Denn für die Games-Förderung des Bundes ist seit 2021 das Ressort von Robert Habeck (Grüne) federführend zuständig. Derzeit wird dort eine reformierte Förder-Richtlinie vorbereitet, die 2025 in Kraft treten soll. Ungeachtet der anhaltenden Kritik seitens des Branchenverbands und der Länder hat das BMWK mittlerweile das Notifizierungsverfahren bei der Europäischen Kommission eingeleitet – erst wenn Brüssel grünes Licht gibt, kann das Ministerium erstmals seit Mai 2023 wieder Anträge entgegen nehmen.
Inklusive Computerspielepreis und Standort-Marketing will Habeck im kommenden Jahr rund 50 Mio. € in die Videospiele-Branche investieren – ein Teil dieses Betrags ist bereits für die Fertigstellung bestehender Projekte verplant.
Der Bundes-Haushalt für das Jahr 2025 soll bis Dezember stehen. Die erste von drei Lesungen im Bundestag ist bereits erfolgt. Von entscheidender Bedeutung ist erfahrungsgemäß die sogenannte ‚Bereinigungssitzung‘ im Haushaltsausschuss, die Mitte November statt findet.
2750 x 130 x18 = 6,435M
8,5M + 2,5M = 11M
11M – 6.435M = 4.565M
Sehe ich das richtig dass 40% der Mittel nicht zu den Förderfirmen sondern in game/Stiftung Digitale Spielekultur fliessen?
Das müssen klasse Workshops sein.
Fühle mich eigentlich nur verarscht. Aus ursprünglich 100 Mio für Indies wurden 33 wurden 8. So habe ich das zumidnest aufgenommen, das Geld sei für die kleinen Studios gedacht. Was soll das jetzt?
Meine Sorge ist auch, dass etablierte Studios mal eben 2,3 UGs aufmachen oder das nur planen müssen und damit sagen, wir sind doch Gründer. Bin mal gespannt, ob das in die Richtung geht und wie die genauen Förderkriterien lauten. Könnte halt auch total in die Hose gehen damit. 130 Förderberechtigte sind halt auch nicht so viel am Ende, bundesweit.
Und wie wird das mit Teams, kann dann auch ein Team aus 4 Leuten schonmal 4x Förderung erhalten oder nur 1x? Muss man alles klären.
Unterm Strich ist das ein tolles Programm, aber leider nur absolut ein Nadelstich, es profitieren nur welche die halt genau in das Zeitfenster passen und jetzt gründen wollen und sich in wenigen Wochen eine Projektidee aus den Fingern saugen können.
Für mich ist das eifach lieblos dahingeklatscht, hauptsache um sagen zu können, wir haben doch was gemacht. Ich denke Frau Roth hat gar keine Lust sich damit weiter zu befassen.
„Die Umschichtung erfolgt auch mit dem Ziel, unnötige Doppelstrukturen zu vermeiden“
Gebts halt den Länder Gott im Himmel… Die sollen ja jetzt zuständig sein für Indies.
Mal davon abgesehen, dass Beschäftigte in einem festen Anstellungsverhältnis grundsätzlich ausgeschlossen sind. Also entweder Arbeitslos oder Student/Studentin, was wieder mal diskrimierend ist weil man als Angestellter dann darauf angewiesen ist in einem sowieso schon unterbezahlten Job ind er Gamesbranche dann von dem wenigen noch Rücklagen zu bilden oder gar 24/7 durchzuarbeiten (Day-2-Day Job + Prototyp/Gründung) um dann am Ende eine vielleicht erfolgreiche Firma führen zu können.
Finde ich gerade im Hinblick auf das Branchenwissen von bereits in der Branche tätigen Angestellten doch etwas fragwürdig. Kann ein Arbeitsloser/Student/Studentin bessere Spiele machen als ein Angestellter mit Erfahrung und Fachwissen? Die Wahrscheinlichkeit ist relativ gering – abseits der 1-Hit-Wonder. Selbst „erfahrene“ deutsche „Indies“ scheitern ja regelmäßig daran ein erfolgreiches Produkt auf den markt zu bringen (Autobahnpolizeisimulator).
Deswegen sollte man Angestellte nicht kategorisch ausschließen sondern einen Nachweis fordern, wenn Förderung genehmigt dann muss in spätestens 6-8 Wochen ein Kündigungsnachweis erfolgen.
Es ist jetzt geschlagen 11 Monate her dass die 100 Millionen im Kanzleramt landeten. 11 Monate für Frau Roth zu entscheiden dass sie das Geld dann lieber doch nicht hätte.
„33 Millionen für Entwicklerstudios in 2024“. Hoffentlich hat das niemand für Ernst genommen und womöglich damit geplant.
Schön auch zu hören auch dass Frau Roth’s Team die Zeit nutzte sich besonders beim Kulturtest in der WIRTSCHAFTSförderung einzubringen. Das ist was wir an der Stelle brauchen. /s
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