
Mit einer Art ‚Grundeinkommen‘ will Kultur-Staatsministerin Roth die Gründung von Games-Startups forcieren und unterstützen.
Fast ein Jahr ist vergangen, seitdem der Haushaltsausschuss der Bundes-Kulturbeauftragten Claudia Roth (Grüne) völlig überraschend 33 Mio. € vor die Tür ihres Büros im Kanzleramt gelegt hat. Seitdem blieb unklar, was mit dem Geld konkret passieren soll – schließlich ist für Games-Förderung und -Politik das Wirtschaftsministerium zuständig. Eigentlich.
Seit heute gibt es einen weiteren Twist in dieser Angelegenheit: Denn Roth legt gemeinsam mit dem Industrieverband Game ein deutschlandweites ‚Gründungsstipendium Games‘ unter dem Motto ‚Press Start‘ auf. Roths Behörde stellt dafür zunächst 8 Mio. € zur Verfügung.
Die Idee: Über einen Zeitraum von 18 Monaten erhalten bis zu 130 Gründerinnen und Gründer ein Stipendium über 2.750 € pro Monat – das dazu beitragen soll, sich auf die Gründungsphase zu fokussieren und konkrete Spiel-Ideen zu entwickeln.
Die Zuwendung beläuft sich also auf knapp 50.000 € pro Person. Flankiert wird das Programm von einem „umfassenden Bildungs- und Vernetzungsprogramm“ sowie begleitendem Coaching.
Voraussetzung: ein Wohnsitz in Deutschland, eine umgesetzte oder geplante Unternehmensgründung sowie ein vorzeigbares Konzept oder ein Prototyp. Die Auswahl der begünstigten Stipendiaten und Gründer obliegt einer noch zu definierenden Jury.
Die Bewerbungsphase ist für den Zeitraum vom 28. Oktober bis zum 17. November 2024 geplant – wer sich für das Programm interessiert und bewerben will, wird sich also innerhalb der kommenden vier Wochen entscheiden müssen. Bei dieser Entscheidungsfindung unterstützen soll ein Webinar, das für den 30. Oktober anberaumt ist (Anmeldung).
Die organisatorische Durchführung des Programms obliegt dem Game-Verband in Zusammenarbeit mit der verbandseigenen Stiftung Digitale Spielekultur.
Informationen zu Ablauf und Voraussetzungen soll es in Kürze auf der eigens eingerichteten Website geben.
Bleibt die Frage, was mit den verbliebenen 25 Mio. € geschieht, die im Haushalt 2024 für die Förderung von Games eingeplant sind. Antwort: Die Bundesbeauftragte für Kultur und Medien hat ihre Absicht bekräftigt, mit Habecks Wirtschaftsministerium bei der für 2025 geplanten (und heftig umstrittenen) Reform der Games-Förderung zu kooperieren. Details gibt es noch nicht.
Kultur-Staatsministerin Claudia Roth: „Mit dem neuen Gründungsstipendium unterstützen wir die Games-Branche an ihren kreativen und kulturellen Wurzeln: den Spiele-Ideen und Gründungsvorhaben des Nachwuchses. Damit unterstützen wir die Weiterentwicklung der innovativen und vielfältigen Spielentwicklungslandschaft und stärken so den Games-Standort Deutschland nachhaltig. Mit diesem Pilotprojekt werden die vom Deutschen Bundestag für die kulturelle Gamesförderung vorgesehenen Mittel Games-Visionärinnen und -Visionären in ganz Deutschland zugute kommen.“
Game-Geschäftsführer Felix Falk: „Wir freuen uns sehr, dass wir in Zusammenarbeit mit der Kulturstaatsministerin sowie der Stiftung Digitale Spielekultur dieses vorbildliche und schon seit vielen Jahren nachgefragte Gründungsstipendium für Games in die Tat umsetzen können. In der aktuellen Marktsituation ist das Gründen für nachwachsende Spieleentwicklerinnen und -entwickler besonders herausfordernd. Das zeigt die in den vergangenen Jahren stark zurückgegangene Zahl an Neugründungen in Deutschland. Umso wichtiger ist deshalb diese Initiative.“
Nandita Wegehaupt, Geschäftsführerin der Stiftung Digitale Spielekultur: „Das ‚Gründungsstipendium Games‘ ist eine große Chance für Games-Entwicklerinnen und -entwickler in Deutschland. Sehr gerne steuern wir dazu unsere bisherigen Erfahrungen und Netzwerke im Bereich der Juryarbeit, der Betreuung von Gründerinnen und Gründernsowie Workshop-Organisation bei. Vor uns liegen jetzt arbeitsintensive Wochen, die entscheidenden Weichen sind jedoch bereits gestellt, damit sich noch mehr kreative und ambitionierte Teams den Schritt in die Gründung zutrauen und diesen auch dank einer engen Begleitung gut und möglichst sicher gehen können.“
Olaf Zimmermann, Geschäftsführer des Deutschen Kulturrats und Beiratsvorsitzender der Stiftung Digitale Spielekultur: „Mit dem neuen Förderprogramm kann die Games-Branche in Deutschland entscheidend vorangebracht werden. Es wird den Stipendiatinnen und Stipendiaten Freiräume und neue Erkenntnisse verschaffen und die Entwicklung neuer Spiele deutlich unterstützen.“