
Paukenschlag bei der schwedischen Stillfront Group: Über Nacht wird Gründer und CEO Jörgen Larsson entmachtet.
Zu ungewöhnlicher Stunde – nämlich in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch – hat die Investor-Relations-Abteilung der Stillfront Group AB zwei Meldungen veröffentlicht.
Um 22:48 Uhr kam zunächst eine Gewinnwarnung fürs abgelaufene Quartal. Um 23:36 Uhr folgte dann die Botschaft, dass der Aufsichtsrat den CEO von seinen Aufgaben entbindet, und zwar mit sofortiger Wirkung. Für Jörgen Larsson – der das Unternehmen 2010 gegründet hatte – wird nun ein Nachfolger gesucht. Interimsmäßig übernimmt Vorstands-Kollege Alexis Bonte seine Aufgaben.
Offiziell begründet wird die Personalie mit einem im September angekündigten Konzern-Umbau – gegen diese Lesart spricht allerdings die Über-Nacht-Aktion, die nicht den Eindruck vermittelt, als handele es sich hier um einen sorgsam vorbereiteten Vorgang. Larsson wolle dem Unternehmen als Investor verbunden bleiben.
Parallel musste Stillfront einräumen, dass der Gewinn im dritten Quartal 2024 geringer ausfallen wird als von Analysten erwartet. Zur Begründung verweist das Management auf deutlich gestiegene Kosten für die Akquise neuer Spieler (‚User Acquisition Costs‘). Die endgültigen Zahlen werden am 23. Oktober präsentiert.
Größter Stillfront-Anteilseigner ist weiterhin die Laureus Capital GmbH mit Sitz in Hamburg, in der die Gründer von Goodgame Studios ihre Stimmrechte gebündelt haben. Der Online- und Mobilegames-Entwickler (Goodgame Empire, Big Farm) zählt zu den größten Games-Unternehmen in Deutschland und ist 2017 in Stillfront aufgegangen – bei einer Rekord-Bewertung von 270 Mio. €.
Schwergewicht Goodgame Studios ist das wichtigste Asset der neuformierten Stillfront Germany GmbH, der weitere Studios in Hamburg angehören – etwa Sandbox Interactive (Albion Online), Bytro Labs (Supremacy 1914), Playa Games (Shakes & Fidget) und die Kölner OFM Studios GmbH (Online Fußballmanager). In Summe sind fast 500 Arbeitnehmer bei den hiesigen Töchtern beschäftigt.
Stillfront zählt zu jenen börsennotierten europäischen Spieleherstellern, deren Aktienkurse in den vergangenen Monaten kräftig unter die Räder gekommen sind. Die Marktkapitalisierung ist zuletzt unter die Marke von 300 Mio. € gerutscht.