Förderung, eSport, Jugendschutz, Fachkräfte: Auf Einladung des Game-Verbands diskutierten Bundestagsabgeordnete beim „Gamechanger“ über Rahmenbedingungen der deutschen Spiele-Branche.
Die Berliner Landesvertretung des Landes Schleswig-Holstein – auf halber Strecke zwischen Brandenburger Tor und Potsdamer Platz – war am Dienstagabend Gastgeber für die Talkrunde „Gamechanger – Games made in Germany“.
Der Einladung des Branchenverbands Game waren 170 Gäste gefolgt, darunter neben vielen Publishern und Entwicklern auch Abgeordnete von vier der sechs im Bundestag vertretenen Fraktionen: Kai Whittaker (CDU/CSU), Margit Stumpp (Bündnis 90/Die Grünen), Thomas Hacker (FDP) und SPD-Digitalpolitiker Jens Zimmermann, der kurz vor Weihnachten 2018 aus der laufenden Sitzung heraustwitterte, dass soeben 50 Millionen Euro für die Förderung deutscher Spiele-Entwickler im Haushalt eingeplant worden seien.
Nach der Videobotschaft von Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) skizzierte Hannes Seifert von der Berliner Riot Games-Niederlassung („League of Legends“) zunächst die jüngsten Branchen-Entwicklungen mit Blick auf Plattformen, Team-Größen und Technologien, ehe die Podiumsdiskussion mit dem Thema Förderung startete. Game-Geschäftsführer Felix Falk geht weiterhin davon aus, dass die ersten Förderbescheide noch in diesem Jahr erteilt werden können – allerdings gäbe es einen engen Zeitplan, denn das Konzept des Bundesverkehrsministeriums muss zunächst noch von der EU-Kommission abgesegnet werden. Bei allem Tempo gehe es auch um Verlässlichkeit und Nachhaltigkeit, denn Studios, Jobs und Projekte würden nur dann entstehen, wenn die Förderung auf Dauer angelegt sei.
Dass der Fördertopf überhaupt in buchstäblicher letzter Minute im Bundeshaushalt verankert wurde, ist mehr denn je als Glücksfall einzustufen: Vor dem Hintergrund der sich eintrübenden Wirtschaftslage wies CDU-Politiker Whittaker darauf hin, dass das Geld im Jahr 2019 womöglich nicht mehr „so locker säße“ wie noch im Herbst 2018.
Breiten Raum nahmen im Anschluss die Themen Digitale Bildung, Jugendschutz und Fachkräftemangel ein – wobei die Debatte an dieser Stelle rasch über die Branchenränder hinaus diffundierte.
Spannender wurde es dann wieder bei der Frage, ob der eSport als gemeinnützig eingestuft und somit steuerlich gefördert werden soll. Am heutigen Mittwoch findet hierzu eine Anhörung im Sportausschuss des Deutschen Bundestags statt, an dem auch Vertreter des Deutschen Olympischen Sportbunds teilnehmen. Die DOSB-Mitgliederversammlung hat sich Ende 2018 sehr klar gegen die Anerkennung von eSport als Sport ausgesprochen – ein massiver Rückschritt im Rennen um die angestrebte Gemeinnützigkeit. Seitdem gelten die Fronten zwischen eSport-Lobby und DOSB mindestens als verhärtet.
Die Branche pocht hingegen auf die Einhaltung des Koalitionsvertrags, wo just diese Anerkennung festgeschrieben ist. SPD-Digitalpolitiker Jens Zimmermann hat die Groko-Vereinbarung für seine Partei mitverhandelt und plauderte aus dem Nähkästchen: „Ich war in der Nacht dabei, als wir das im Kanzleramt da reingeschrieben haben – da waren wir vielleicht ein bisschen euphorisch, das gebe ich zu.“ Die vielzitierte und umstrittene ‚olympische Perspektive‘ habe sämtliche Runden des Gegenlesens – so Zimmermann wörtlich – „überlebt“. Ein Moment der Redlichkeit, den Branchengeschäftsführer Falk als „Zurückrudern“ interpretierte.
Ein Mitschnitt der eineinhalbstündigen Veranstaltung ist auf der Facebook-Seite des Branchenverbands Game abrufbar.