Start Politik eSport-Streit: Dorothee Bär geht auf Distanz zum DOSB

eSport-Streit: Dorothee Bär geht auf Distanz zum DOSB

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Staatsministerin Dorothee Bär - hier bei der Eröffnung der Gamescom 2018 - geht auf Distanz zur eSport-Position des DOSB (Foto: Game e. V. / Franziska Krug)
Staatsministerin Dorothee Bär - hier bei der Eröffnung der Gamescom 2018 - geht auf Distanz zur eSport-Position des DOSB (Foto: Game e. V. / Franziska Krug)

Veto aus dem Kanzleramt: Digital-Staatsministerin Dorothee Bär reagiert mit Unverständnis auf die eSport-Absage des DOSB.

„eSport ist Sport. So einfach ist das“ twitterte Staatsministerin Dorothee Bär am 24. Oktober nach ihrem Treffen mit Vertretern des eSport-Bund Deutschland (ESBD) im Kanzleramt.

Doch ganz so einfach ist das offenbar nicht, denn der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) hat sich nur wenige Tage später vom Begriff des eSport verabschiedet. Nach mehrmonatiger Prüfung hält es der Spitzenverband maximal für zulässig, wenn sich Sportvereine mit Sportsimulationen wie „FIFA 19“ beschäftigen. Für Action- und Strategiespiele („League of Legends“, „Fortnite“ etc.) will der DOSB künftig den Begriff „eGaming“ verwenden. Die von der Großen Koalition beabsichtigte sportpolitische Anerkennung lehnt der DOSB ebenso ab wie Steuervergünstigungen für eSport-Vereine und Ehrenamtliche. Argumentativ liegt der DOSB auf Wellenlänge mit den Positionen des Deutschen Fußballbunds (DFB) und des Internationalen Olympischen Komitees (IOC).

Diese scharfe Abgrenzung und die damit einher gehende Absage an den eSport ist aus Sicht von Dorothee Bär „schwer nachvollziehbar“. Insbesondere wehrt sich die CSU-Politikerin gegen ein „Entweder oder“ zwischen digitaler und analoger Welt – vielmehr müsse es um ein „Sowohl als auch“ gehen.

Auch im eSport gebe es Verhaltensregeln und Prinzipien wie Fair Play und Respekt: „Hier liegen die Tartanbahnen der Zukunft. Auf diesen Bahnen müssen wir trainieren, die Begeisterung für die digitale Welt wecken und allen Bevölkerungsgruppen die Chance geben teilzunehmen: Dabei sein ist alles!“, so die Digital-Beauftragte der Bundesregierung.

Wer eSport aus der traditionellen Definition des Sports ausklammert, der erfasse nicht, was auf der Welt gerade passiere. „Daher ist auch die versuchte Differenzierung zwischen eSport, im Sinne der virtuellen Simulation analoger Sportarten, und eGaming künstlich. Beides ist digitaler Wettkampf.“ Besonders schmerzlich sei die „vertane Chance“, den Behindertensport sowie Bevölkerungsgruppen mit schweren körperlichen Handicaps mittels eSport zu integrieren.

„Der DOSB sollte die Chance ergreifen, dieses Feld mitzuformen und zu entwickeln. ‚Schneller, höher, stärker‘ – dieses olympische Motto sollte auch für die Zukunftsambitionen des DOSB gelten“, fordert die Staatsministerin.

Game-Geschäftsführer Felix Falk, Kanzlerin Angela Merkel und Digital-Staatsministerin Dorothee Bär trafen sich beim Tag der Offenen Tür der Bundesregierung (Foto: Game e. V.)
Game-Geschäftsführer Felix Falk, Kanzlerin Angela Merkel und Digital-Staatsministerin Dorothee Bär trafen sich beim Tag der Offenen Tür der Bundesregierung (Foto: Game e. V.)

eSport-Debatte: Staatsministerin Dorothee Bär widerspricht Olympischem Sportbund

Bär gilt seit vielen Jahren als Unterstützerin der deutschen Videospiel-Industrie und bekleidete unter anderem den Jury-Vorsitz beim Deutschen Computerspielpreis. Als Teil der Groko-Verhandlungsgruppe zum Thema Digitalisierung hat sie zusammen mit Abgeordneten wie Lars Klingbeil (SPD), Helge Braun (CDU) und Thomas Jarzombek (CDU) die entscheidenden Passagen zum Thema eSport und Förderung im Koalitionsvertrag ausformuliert.

Auf Anfrage der FDP musste die Bundesregierung Anfang September einräumen, dass es bislang kein Anerkennungsverfahren für den eSport gäbe. Die weitere Entwicklung sei vielmehr abhängig vom Votum des Deutschen Olympischen Sportbunds, das nun vorliegt. Lobby-Verbände wie der Industrieverband Game und der ESBD hatten bereits im Verlauf des Montags mit scharfer Kritik auf die DOSB-Absage reagiert. Ende November will sich der Sportausschuss des Bundestags mit dem Thema beschäftigen.

Eine ausführliche GamesWirtschaft-Analyse zum Streit um die sportpolitische Anerkennung von eSport lesen Sie hier.