Als „wenig positiv“ bewertet der Branchenverband die Halbzeitbilanz der Bundesregierung: Die Games-Industrie fordert mehr Tempo – und mehr Geld.
„Mehr Fortschritt wagen“ – so lautet das Motto des Koalitionsvertrags, auf den sich SPD, Grüne und FDP im November 2021 verständigt hatten. Diese Fortschritte fallen aus Sicht des Game-Verbands dürftig aus. Dem selbstgesteckten Ziel, den Games-Standort Deutschland stärken zu wollen, laufe die Bundesregierung hinterher, mahnt Vorstands-Chef Lars Janssen, im Hauptberuf Vice President Worldwide Studios & Talent bei der Embracer-Sparte Plaion.
Den größten Handlungsbedarf sieht die Branche im Segment der Subventionen: Einen dreistelligen Millionen-Betrag hat das fachlich zuständige Wirtschaftsministerium bereits in die Games-Förderung investiert. Doch schon seit einem halben Jahr nimmt Habecks Ressort keine weiteren Anträge an, weil die Mittel komplett ausgeschöpft sind. Bliebe es beim Haushaltsentwurf für 2024, könnte die Förderung neuer Projekte erst Anfang 2025 fortgesetzt werden – was zwangsläufig für erhebliche Verunsicherung bei Studios, Publishern und Investoren sorgt.
Die Forderung: mehr Förderung. Mittel- und langfristig führe kein Weg an planbaren Steuerrabatten vorbei, wie sie international geübte Praxis sind. Doch kurzfristig brauche es dringend weitere 125 Mio. € – im Budget vorgesehen sind allerdings weniger als 50 Mio. €, die zudem längst verplant wurden. Die Hoffnungen ruhen demzufolge auf den Bundestags-Haushältern, die am 16. November im Rahmen der finalen ‚Bereinigungssitzung‘ nachsteuern können (Details). Eine konzertierte E-Mail-Aktion soll die Entscheider im politischen Berlin für das Thema sensibilisieren und mobilisieren.
Weitere offene Baustellen aus Verbands-Sicht: die Gemeinnützigkeit von E-Sport (Umsetzung weiterhin offen) und das Standort-Marketing (vereinzelte Maßnahmen, aber fehlendes Gesamtkonzept). Vorangekommen sei die Bundesregierung hingegen bei der Entbürokratisierung, beim Ausbau des Breitbandnetzes und mit dem Fachkräfteeinwanderungsgesetz, das den Zuzug fähiger Entwickler erleichtert und beschleunigt.
Janssens Appell: „Die deutsche Regierung, insbesondere das Bundeswirtschaftsministerium, das sich aktiv die Hauptzuständigkeit für Games genommen hatte, muss den Worten auch Taten folgen lassen. Im internationalen Wettbewerb bestehen wir nicht mit Hin und Her und politischen Trippelschritten.“