Kurz vor den Feiertagen wagen wir einen Blick in die glühwein-bedingt schon leicht beschlagene Kristallkugel: So wird 2020 – vermutlich.
Verehrte GamesWirtschaft-Leser,
trotz temporärer Rückschläge endete das Jahr 2019 ziemlich versöhnlich, um nicht zu sagen: spektakulär (hier die Highlights zum Nachlesen). In wenigen Tagen ist Silvester, dann erfolgt ein Schaumwein-Reset und ein komplett neues Jahrzehnt startet.
Und so könnte 2020 für die deutsche Games-Industrie laufen (alle Angaben ohne Gewähr):
Am 7. Januar 2020 erwacht Spiele-Deutschland aus dem Winterschlaf – und muss feststellen, dass THQ Nordic (u. a. Black Forest Games, Piranha Games, HandyGames) die Feiertage heimlich und klamm für weitere Zukäufe genutzt hat. Neu im Portfolio: Daedalic, Deck 13, King Art, Mimimi. Die Übernahme von Activision Blizzard scheitert vorerst nur deshalb, weil Bobby Kotick in seinem Chalet keine Mails abrufen konnte.
Im Februar 2020 teilt das Verkehrsministerium per Tweet mit, dass seit August 2019 schon mehr als 30 der 380 zur Förderung eingereichten Games-Projekte abgearbeitet wurden. Behördenleiter Andreas Scheuer spricht von einem „echten Meilenstein“ und verspricht, weiterhin Gas zu geben #GreatSuccess #GamerByHeart
Im März liegt endlich das Okay der EU-Wettbewerbshüter für die Computerspiele-Subventionen des Bundes ab 2020 vor. Überraschung: Geld gibt es nur noch für Studios, die sich vertraglich verpflichten, keine 2D-Point & Click-Adventures und keine Retro-16-Bit-Puzzle-Plattformer auf Unity-Basis einzureichen. Boris Schneider-Johne wird zum Oberbürgermeister von Landshut vereidigt.
Am 27. April wird der Deutsche Computerspielpreis 2020 in München verliehen – diesmal moderiert vom #TeamDiversity-Duo Annemarie und Wayne Carpendale, das sich im Casting aus Gründen gegen andere Power-Couples (Ruth Moschner & Elton, Jeannine Michaelsen & Joko Winterscheidt) durchgesetzt hat. Den DCP-Publikumspreis gewinnt völlig überraschend „Cyberpunk 2077“, das sich allein in den ersten zwei Wochen mehr als 500.000 Mal verkauft.
Im Mai 2020 kündigt Google einen radikalen Strategiewechsel für Google Stadia an. Der Streaming-Dienst mutiert jetzt doch zur All-you-can-play-Flatrate: 19,99 Euro pro Monat – 199 Euro pro Jahr. Microsoft reagiert und packt zu jeder verkauften Xbox ein Jahr Xbox Ultimate Game Pass gratis dazu.
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Die E3 2020 im Juni in Los Angeles entwickelt sich zur Leistungsschau der umsatzstärksten Kreativ-Branche des Planeten: „FIFA 21“, „Just Dance 21“, „Call of Duty: Black Ops Warfare Unlimited“, „Battlefield 6“, „NBA 2K21“, „Forza Motorsport 8“, „Grand Theft Auto 6“, „Assassin’s Creed: The Assassins“. Parallel reduziert Google das Stadia-Abo auf 9,99 Euro pro Monat – auf „vielfachen Wunsch der Community“, wie es heißt. Microsoft stattet daraufhin jede Xbox mit zwei Gratis-Jahren Xbox Ultimate Game Pass aus.
12. Juli 2020: Der Fußball-Europameister heißt Frankreich – Deutschland schafft es immerhin ins Halbfinale. Und noch ein Grund zur Freude: Dank „Anno 1800“ ist der Marktanteil deutscher Games im Inland im Jahr 2019 um 0,1 Prozent gestiegen – der Branchenverband verschickt eine Pressemitteilung: „Trendwende eingeleitet: Förderung zeigt Wirkung!“
Im August steigt die Gamescom 2020, erstmals außerhalb der NRW-Ferien. Der Kölner Berufsverkehr bricht röchelnd unter den werktäglich 100.000 zusätzlichen Mitwirkenden (Besucher, Aussteller, Lieferanten) zusammen. Noch aus dem Stau auf der Deutzer Brücke heraus gibt Oberbürgermeisterin Henriette Reker spontan die Mittel für den Bau einer Gamescom-Seilbahn frei.
Im September 2020 ringen sich IOC und DOSB doch noch dazu durch, eSport als Sport anzuerkennen – allerdings unter der Maßgabe, dass Weltmeisterschaften und Finalspiele analog zum „richtigen“ Sport ausschließlich an lupenreine Demokratien (Russland, Katar, China, Bayern) vergeben werden.
Oktober 2020: Ubisoft kündigt an, weitere 1.000 Mitarbeiter für Ubisoft Hamburg, Ubisoft München und Ubisoft Frankfurt zu benötigen. Die Übernahme von Activision Blizzard durch THQ Nordic ist fix.
Verkaufsstart der neuen Konsolen-Generation: Die PlayStation 5 ist ab November 2020 für unverbindlich empfohlene 399 Euro zu haben. Die Xbox Series X wird in zwei Varianten angeboten: Die rein auf Streaming ausgelegte Xbox Xpress für 299 Euro – das Topmodell Xbox Xtreme für 499 Euro.
Und im Dezember 2020 reiben wir uns gemeinschaftlich die Äuglein, dass fast die Hälfte der hier aufgestellten Prognosen tatsächlich eingetroffen ist – der Rest war ausgedachter Quatsch.
Frohes Fest!
Petra Fröhlich
Chefredakteurin GamesWirtschaft
Alle Kolumnen finden Sie in der Rubrik „Meinung“.