Auch im Jahr 2019 ist Games-Entwicklung überwiegend noch fest in männlicher Hand. Der Girls‘ Day 2019 soll mehr Mädchen für die Branche begeistern.
[no_toc]Die Kanzlerin – immerhin promovierte Physikerin – legt schon mal vor: Am Tag vor dem Girls‘ Day 2019 am 28. März empfängt Angela Merkel 24 junge Damen im Kanzleramt, um mit ihnen einen „Technik-Parcours“ zu absolvieren. Der Fototermin bildet den Auftakt für den diesjährigen Aktionstag, der Mädchen und junge Frauen für eine Ausbildung oder eine Karriere in den MINT-Berufen (Mathematik – Informatik – Naturwissenschaft – Technik) begeistern soll. Das Familien- und das das Bildungsministerium unterstützen die Aktion.
Seit 18 Jahren gibt es den Girls‘ Day – und auch in diesem Jahr beteiligen sich eine ganze Reihe deutscher Studios, Ausbilder und Dienstleister, darunter Koch Media (Planegg bei München), die Games Academy in Frankfurt und Berlin, Electronic Arts (Köln), Bigpoint (Hamburg), Handy-Games (Giebelstadt), Upjers (Bamberg), die Berliner Medien-Kanzlei Brehm & v. Moers und das Kölner Studio Bright Future („Rail Nation“, „Miramagia“).
Die Nachfrage ist riesig: Nahezu alle verfügbaren Plätze waren rasend schnell ausgebucht. In Summe waren knapp 100.000 Girls‘ Day-Plätze bei über 10.000 Firmen, Behörden, Hochschulen und Organisationen ausgeschrieben.
Girls‘ Day 2019: Bright Future wirbt um Mädchen
Bright Future nimmt bereits das zweite Mal am Girls‘ Day teil – inspiriert von einem Wooga-Vortrag bei einer Gamescom-Veranstaltung. Ebenso wie alle anderen Girls‘ Day-Unternehmen hat man sich auch in Köln ein Konzept überlegt: Die Mädchen sollen in Zweier-Teams ein Mini-Spiel programmieren, das an den Mobile-Klassiker „Flappy Bird“ angelehnt ist – stets unterstützt von den Profis. Das fertige Spiel dürfen die Teilnehmerinnen dann via USB-Stick mit nach Hause nehmen,.
„Von der Teilnahme versprechen wir uns, dass wir Mädchen zeigen können, dass Programmieren Spaß macht und nicht nur etwas für Jungs ist“, sagt Projektleiterin Mette Beckhof. „Außerdem zeigen wir, dass auch Frauen in der Spielebranche arbeiten. Darüber hinaus möchten wir natürlich auch Bright Future als Kölner Unternehmen in der Spielebranche etwas bekannter machen.“
Beckhof ist eine von zehn Mitarbeiterinnen in der 46köpfigen Bright-Future-Belegschaft. Mit diesem Prozentsatz liegt die Firma im bundesdeutschen Schnitt der Branche.
Familienfreundliches Arbeitsumfeld in der Games-Branche
Der Girls‘ Day 2019 ist eine von vielen Maßnahmen, mit der sich Games-Studios und Dienstleister schon frühzeitig im Kampf um begehrte Fachkräfte positionieren. Talentierte Frauen sollen mit einem familienfreundlichen Umfeld und spannenden Karriere-Perspektiven für die Games-Branche begeistert werden. Das Engagement zahlt sich aus: Beim Mobilegames-Studio Wooga („June’s Journey“) ist beispielsweise ein Drittel der Belegschaft weiblich.
„Um langfristig erfolgreich sein zu können, müssen wir die richtigen MitarbeiterInnen finden und an uns binden“, sagt Wooga-Gründer Jens Begemann gegenüber GamesWirtschaft. „Das gelingt nur, wenn wir eine Kultur bieten, in der sich möglichst jeder einbringen kann – und auch entsprechend seiner familiären Situation Unterstützung bekommt.”
Wooga unterstützt bestehende und künftige Mitarbeiterinnen unter anderem bei der Wohnungs- und Schulsuche, arbeitet mit einem Kita-Träger zusammen, bietet flexible Arbeitszeitmodelle und vollbezahlte Fehltage zur Versorgung kranker Kinder. Zu einigen Unternehmensveranstaltungen werden auch Partner und Kinder eingeladen. Bei Bewerber-Gesprächen entscheidet ein gemischt besetzes Panel über Einstellungen, um eine möglichst neutrale Bewertung des Kandidaten zu ermöglichen.
Vergleichbare Angebote und Programme gibt es auch bei einer Reihe anderer Unternehmen.
Girls‘ Day 2019: Weibliche Führungskräfte dringend gesucht
Schaut man sich die Positionen mit Personal- und Budget-Verantwortung an, sieht die Lage anders aus. Egal ob Goodgame Studios, Wooga oder Gameforge: Weibliche Führungskräfte sind nahezu immer für Bereiche wie Finanzen, Recht, Personal oder das Marketing zuständig.
Inhaltliche Verantwortung für Games – etwa als Producer, Lead Designer oder Art Director – ist hingegen weiterhin selten. Die Gründer, CEOs und Managing Director der 100 umsatz-/mitarbeiterstärksten Games-Unternehmen (Publisher und Studios) in Deutschland sind nahezu durchweg Männer – mit nur ganz wenigen Ausnahmen.
Parallel zum Girls‘ Day 2019 findet übrigens der Boys‘ Day 2019 statt: Dieser Aktionstag soll Jungs allerdings weniger zu einer Karriere als Game-Designer oder Coder ermuntern, sondern in (noch) jungs-untypischen Jobs wie Gesundheit, Pflege und Erziehung.